Neustadt „Das Hauptproblem ist das wilde Parken“

Zugeparkte Anfahrtswege und Autos im Halteverbot vor den Feuerwachen: Das ist keine Seltenheit, sondern ein zunehmendes Problem, wie Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein sagt. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ beklagt der 48-Jährige, der seit Anfang 2014 im Amt ist, eine Sorglosigkeit mancher Bürger, die bei einem Notfall schlimme Folgen haben könnte.

Herr Klein, es brennt irgendwo in Neustadt, und die Feuerwehr kommt nicht problemlos dorthin oder wegen falsch geparkter Autos nur verzögert mit ihren Fahrzeugen aus der Wache. Ein Horrorszenario, das aber gar nicht so abwegig ist, oder?

Leider nicht. Extrem ist es vor allem in Haardt im Bereich Herzel und Wiesbrunnen, da kann man teilweise gar nicht mehr in die Kreuzung einfahren. In Lachen-Speyerdorf gibt es Straßen, da kommen sie überhaupt nicht mehr durch. Die Kernstadt ist teilweise aber auch betroffen, vor allem in kleineren Straßen. Da ich in Haardt wohne, erlebe ich es auch immer wieder live, dass Leute ihre Autos vor die Feuerwehreinfahrt stellen und ihre Kinder von der Schule abholen. Wenn man sie freundlich darauf anspricht, sagen sie, dass sie es ja mitbekommen, wenn es einen Einsatz gibt. Aber wir haben die gesetzliche Acht-Minuten-Frist. Das heißt, dass wir nach der Alarmierung nach spätestens acht Minuten an der Einsatzstelle sein und die ersten wirksamen Hilfen leisten müssen – und das ist sowieso schon sehr knapp bemessen. Was glauben Sie, ist es den Leuten egal, sind sie einfach gedankenlos, oder ist das Ansehen, die Akzeptanz der Feuerwehr gesunken? Die Akzeptanz der Feuerwehr ist nach wie vor da, da sind wir echt zufrieden. Das Hauptproblem ist das wilde Parken. Ich denke, das ist Bequemlichkeit: Die Leute stellen ihre Autos an der Straße ab, obwohl sie eine Garage oder einen Hof haben. Was lässt sich dagegen tun? Wir sind noch nie massiv dagegen vorgegangen. Wir versuchen, es den Bürgern freundlich zu erklären, wir sind ja auch für die Bürger da. Laut Statistik heißt es: Einmal im Leben kommen wir zu jedem – das stimmt wirklich. Und die ganze Sache ist natürlich nicht nur für die Feuerwehr ein Problem, sondern auch für die Rettungsdienste. Man hört immer mal wieder kritische Stimmen, die Feuerwehr würde es bei Festen übertreiben, zu viele oder zu breite Rettungswege einplanen. Was sagen Sie dazu? Da wird oft ziemlich viel auf die Feuerwehr gescholten. Dann heißt es, wir würden zu viel Tamtam machen. Fürs Mandelblütenfest machen wir immer ein Konzept, dann sagen manche: „Jo, mache doch net so viel Ferz!“ Aber wir setzen nur die Vorgaben um. Wir brauchen die Rettungswege. Jeder will, dass wir oder die Rettungsdienste ihm helfen, wenn was passiert. Aber wenn es darum geht, die Regeln einzuhalten, gibt’s Probleme. Ich frage die Leute dann oft, was sie davon halten würden, wenn bei ihnen zu Hause jemand einen Herzinfarkt hätte, und der Rettungsdienst erst nach einer halben Stunde kommen würde. Wie sieht es bei der Anfahrt, von zugeparkten Straßen einmal abgesehen, mit der Rücksichtnahme der in dem Moment aktiven Verkehrsteilnehmer aus? Fahren alle brav neben ran, wenn die Feuerwehr kommt? Da herrscht oft Verunsicherung. Manche Autofahrer wissen nicht so recht, was sie machen sollen – und bleiben einfach panisch stehen, mitten auf der Straße. Ich sage immer: Ruhig bleiben und neben ranfahren. Was sind die nächsten großen Ereignisse, auf die sich die Feuerwehr vorbereitet, denen sie vielleicht sogar mit etwas Bauchweh entgegensieht? Die Sanierung der B 39. Wenn alles gesperrt ist, wird der Verkehr massiv über die Maximilianstraße laufen. Ein Problem ist dann das Ausrücken aus unserer Hauptwache in der Lindenstraße. Aber ein noch größeres Problem: Wie kommen meine Feuerwehrleute schnell in die Wache? Diese Woche gibt es da noch Abstimmungsgespräche mit der Verwaltung, um die Probleme zu lösen oder zu minimieren. Darüber hinaus machen wir uns viele Gedanken über terroristische Aktivitäten. Was wäre, wenn so etwas wie jetzt gerade in Nizza auch in Neustadt passieren würde? Wie können wir uns auf solche Szenarien vorbereiten? Da machen wir uns in einem Arbeitskreis den Kopf darüber, das wird uns noch lange beschäftigen. Neustadt hat ja keine Berufsfeuerwehr, sondern eine freiwillige Feuerwehr. Ist das ein Problem? Aus meiner Sicht nicht. Die Strukturen stimmen, die Zusammenarbeit funktioniert, wir haben wirklich ein tolles Team. Und auch die Verwaltung steht zu 100 Prozent hinter uns, das ist echt super. Probleme werden immer besprochen, und dabei geht’s dann auch nicht nur ums Geld, sondern um die Sache. |

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