Geschichten aus der Geschichte Das Neustadter Postamt: Ein Zeichen bayerischer Selbstständigkeit

Markantes Gebäude neben dem Neustadter Hauptbahnhof: das ehemalige Hauptpostamt.
Markantes Gebäude neben dem Neustadter Hauptbahnhof: das ehemalige Hauptpostamt.

Wieder einmal steht die Post im Fokus. Doch nicht wegen ihrer Funktion, sondern aufgrund der Tatsache, wie schwer sie sich tut, mit den modernen Entwicklungen zurechtzukommen. Ein Rückblick auf die Geschichte des Gebäudes.

Das Neustadter Hauptpostamt ist auch ein herausragendes Zeugnis der bayerisch-pfälzischen Postgeschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg handelte Bayern für den Übergang der Bayerischen Staatspost zur Deutschen Reichspost die Schaffung einer eigenen Behörde für München aus und schuf eine Postbauabteilung, die in der damals französisch besetzten Pfalz für Postneubauten sorgte. Bereits 1926 erhielt Gimmeldingen eine „Fernsprechunterzentrale“, das Hauptpostamt in Neustadt wurde zwischen 1929 und 1931 errichtet – wobei über schwierige Bauverhältnisse berichtet wurde und die Anlage eigentlich noch in Richtung Bahnhofsplatz erweitert werden sollte. Am Bau waren mehrere örtliche Firmen beteiligt: Die Eisenbetonarbeiten führte die Firma Julius Fillibeck und Söhne aus, für die Schmiedearbeiten und Gittertore zeichnete die Eisenbau- und Kunstschlosserei Andreas Wilde verantwortlich, die Kunstschmiede- und Bronzearbeiten wie auch Schalteranlagen und Glastüren kamen von Heinrich Bäcker.

Als das Postamt in Betrieb genommen wurde, gab es Vermietungsschwierigkeiten: Ein Interessent sprang ab und kaufte gegenüber das ehemalige Hotel-Restaurant „Löwen“. Die Einrichtung eines Cafés scheiterte, weil die Stadt keine Konzession erteilte. Im Winkel zwischen dem Flach- und dem Hochbau wurde ein Zeitungskiosk etabliert, der später abgerissen wurde, was zu heftigen Diskussionen in der RHEINPFALZ führte.

Büros in der ganzen Stadt

Der Zweite Weltkrieg, den das Neustadter Postamt fast unbeschadet überstand, führte zu einer Verlagerung der Speyerer Oberpostdirektion (OPD) nach Neustadt. Soweit die Beamten in die Nachkriegsverwaltung übernommen wurden, wurden sie mit einem gelben Postbus von Speyer nach Neustadt gebracht. Die OPD-Büros waren damals unter anderem im Eckhaus an der früheren Luitpold-, heute Konrad-Adenauer- und Karl-Helfferich-Straße, in der Exterstraße und in der Schütt wie auch in der Landauer Straße zu finden.

Bereits 1958 begannen die Planungen für einen Erweiterungsbau – entweder auf der „Hundewiese“ oder unter Abriss der ehemaligen Signalmeisterei der Deutschen Bundesbahn. Bahn und Post zeigten ihre Verwaltungskünste: Wer baut, wer mietet, was passiert bei Erbpacht. Die beiden Speyerer Politiker Peter Büchner und Georg Gölter schalteten sich ein – ein Antwortschreiben der Postministers teilte mit: Post und Bahn werden verhandeln.

Paketzentrum auf Stelzen

Wegen der Schnellbahntrasse Ludwigshafen-Neustadt wurde das Gelände benötigt, und schließlich brauchte die Bahn es für Parkplätze. Es wurden Raumbedarfspläne und Baupläne erstellt, Oberbürgermeister Wolfgang Brix verkündete einen Baubeginn 1980, die Planungsunterlagen lagen aber erst 1982 der Stadt vor. Nach langen Verhandlungen kam bei einem Gespräch heraus: Die Stadt hatte 1979 der Straßenbaubehörde bereits die Baugenehmigung für die „Südtrasse der B39“ erteilt. Schließlich musste für die Pakethalle das Paketzentrum am Gleis auf Stelzen gestellt und rund 75 Zentimeter angehoben werden – in Betrieb genommen wurde sie vor rund 40 Jahren.

Ende der 1980er-Jahre begann dann der Abzug von OPD-Dienststellen über den Rhein nach Karlsruhe, Anfang der 90er wurden die ersten Postämter in den Neustadter Ortsteilen geschlossen. Der Stadtrat wehrte sich erfolglos mit einer gemeinsamen Erklärung. Ab Januar 1996 gab es keine Verwaltungsstelle der Post mehr in Neustadt, ab 1997 verdichteten sich die Gerüchte, dass das Gebäude verkauft werde. Mieter zu diesem Zeitpunkt waren die Post und das Jugenddorf.

Es tut sich was

Letztlich erwarb die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG) das Gebäude 2003 für 2,5 Millionen Euro von der Deutschen Post AG, 2019 wurde an den Hotelinvestor Hans Sachs aus Kaiserslautern verkauft. Die Pakethalle ist seit knapp einem Jahr abgerissen, die Postbank hat ihren Auszug für 14. November angekündigt. Wie es danach weitergeht, ist bisher offen.

x