Neustadt Das Schloss im „Abendkleid“

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Nachdem die umgestalteten Außenanlagen des Hambacher Schlosses bereits im Sommer der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, erstrahlt die „Wiege der Demokratie“ seit Dienstag auch nächtens in neuem Glanz. Die jetzige Außenbeleuchtung lässt die Formen des Schlosses selbst aus der Ferne sehr viel besser erkennen als zuvor.

Mit der Präsentation des neuen Schlosslichts hatten die Managerin des historischen Gemäuers, Ulrike Dittrich, und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Hambacher Schloss, Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, extra bis in die dunklere Herbstzeit gewartet. Am Dienstagabend, als es endlich soweit war, drohten Schloss und Beleuchtung allerdings für einige bange Momente hinter tief hängenden Wolken zu verschwinden. Bald aber klarte es wieder auf, und der Blick hoch zum Schloss war frei. Anfang 2013 hatte die Karlsruher Lichtdesignerin Barbara Benkert den Auftrag erhalten, ein neues Konzept für die Außenbeleuchtung des Schlosses zu erarbeiten. In Gesprächen mit den Menschen vor Ort sei ihr rasch klar geworden, dass sie nicht allein ein historisch bedeutsames Gemäuer angemessen illuminieren solle, sondern ebenso einen Ort, zu dem die Neustadter unterschiedliche individuelle Verbindungen haben. „Ich wusste also, dass ich etwas ganz Besonderes in Szene setzen sollte“, sagte Benkert in der Vinothek Isler in Diedesfeld. Von dort hatten die geladenen Gäste, vor allem Vertreter der Lokal- und Regionalpolitik, nicht nur eine gute Aussicht auf den Schlossberg; von dort starteten auch die zwei Busse, die sie in einer kurzen Rundfahrt zu den Punkten in Diedesfeld und Hambach brachten, von denen aus das neue Licht gut in Augenschein genommen werden konnte. Unterwegs erläuterte Benkert – den einen auf der Hinfahrt, den anderen auf dem Weg zurück –, wie das neue „Abendkleid“ des Schlosses, das laut Schumacher alles in allem 200.000 Euro gekostet hat, „geschneidert“ ist. Die Menschen, Einheimische wie Durchreisende, sollten auch bei Dunkelheit die Form des Gemäuers erkennen und den Hügel erahnen können, auf dem es steht. Um das Schloss also flächig und möglichst detailliert in die Nacht zu zaubern, hat die Lichtdesignerin fünf Projektoren installiert, die die Fassade präzise ausleuchten. Zusätzlich heben lichtstarke LED-Strahler die beiden Erker der Ostfassade des Schlosses besonders effektvoll hervor. Zudem – und das war allen Beteiligten ein besonderes Anliegen – wird erstmals auch die Fahne auf dem Turm so beleuchtet, dass sie aus allen Richtungen und aus der Ferne auch in tiefer Nacht gut sichtbar ist. Hilfreich ist es dabei allerdings, das hat sich am Dienstagabend gezeigt, überhaupt zu wissen, dass dort oben eine Fahne weht. Ergänzt wird die neue Außenbeleuchtung laut Benkert durch die Beleuchtung der Burg- und Mauerrelikte sowie durch ein „waldhaftes“ Wegelicht. So würden die Relikte, entsprechend ihres Zustands, mit in die Nacht auslaufenden Lichtakzenten lediglich angedeutet, während das Wegelicht sich am Spiel von Licht und Schatten im das Schloss umgebenden Wald orientiere. Ganz besondere Akzente solle das Hambacher Schloss zudem zur Mandelblütenzeit erhalten. Dann leuchte der historische Ort, wie auch andere Burgen und Schlösser entlang der Weinstraße, in kräftigem Rosa, weckte die Lichtdesignerin an einem wechselhaften Frühherbstabend die Vorfreude aufs kommende Frühjahr. Aber nicht allein der Geschichte des Ortes und der Sehnsucht der Menschen habe sie mit ihrem Lichtkonzept Rechnung getragen, ebenso hätten Belange des Denkmal- und des Naturschutzes berücksichtigt werden müssen, führte Benkert weiter aus. Den Denkmalschutz betreffend habe sie darauf geachtet, dass die Lichtstrahler und -projektoren möglichst unauffällig auf dem Schlossgelände angebracht und die Lichtquellen aus der Spaziergänger-Perspektive weitgehend unsichtbar sind. Dem Naturschutz sei Rechnung getragen worden durch die ausschließliche Verwendung von LED-Strahlern ohne UV-Licht, die Vermeidung von Licht, das in den Himmel oder den Wald strahle, sowie dadurch, „dass die neue Beleuchtung in den späteren Nachtstunden stufenweise abgeschaltet wird“. Zum Wald hin, präzisierte die Lichtdesignerin, gingen die Leuchten gegen 1.30 Uhr aus. Auch Fuchs und Hase dürften am neuen Schlosslicht also ihre helle Freude haben. (mko)

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