Neustadt „Das wichtigste ist, dass die Kinder Spaß haben“

Neustadt/Hassloch. Mit einer breiten Palette von klassischem Ballett über Aerobic, Flamenco, Jazz, Modern bis Stepptanz begeisterten 240 Schüler der Haßlocher Ballettschule Hagenaars am Samstagnachmittag und -abend ihr Publikum im vollbesetzten Saalbau. Für die in schneller Abfolge präsentierten, zum Teil akrobatischen Darbietungen von höchster Präzision bekamen die Künstler im Alter von vier bis 60 Jahren immer wieder Zwischenapplaus.

Die beiden jeweils über zweistündigen Vorstellungen leben von den Gegensätzen. Mit einem Medley aus dem Musical „America“ versprühen die von Maricel Hagenaars trainierten Über-16-Jährigen aus dem Kurs „Ballett V“ fröhlich südamerikanischen Charme und tanzen sich gleich in die Herzen der Zuschauer. Bei dem Auftritt vor großem Publikum wird einmal mehr die Philosophie Hagenaars deutlich: „Das wichtigste ist, dass die Kinder Spaß haben und entspannt an die Herausforderung herangehen“, sagt die niederländische Ballettschulleiterin im Gespräch. Dabei scheint ihr Umgang mit angespannten Situationen positiv auf die Kinder abzufärben: „Je mehr Stress ich habe, desto ruhiger werde ich“, verrät Hagenaars. Von ihrer „coolen“ Seite dürfen sich die von Hagenaars trainierten über 14-jährigen Mädchen aus dem Kurs „Modern“ zeigen: Zu „schrägen“ Klängen des Musiktitels „Cool“ bewegen sie sich wunderbar rhythmisch und synchron auf der Bühne. Ganz bemerkenswert: Auch zwei Mädchen mit „Down-Syndrom“ sind voller Eifer dabei und machen ihre Sache gut. Hier wird ein anderer Aspekt der Ballettschule deutlich: Man will nicht nur die Ballettstars von morgen heranziehen. „Unser Ziel ist es, bei jedem Schüler die Körperbeherrschung zu verbessern“, sagt Trainerin Agnes Chartrin-Wolf. Man versuche, „den vom vielen Sitzen runden Rücken zu strecken und ganze Muskelpartien zu kräftigen“. Auch Taktgefühl solle entwickelt werden. Durch die intensive Zusammenarbeit entstehe ein Gemeinschafsgefühl, das positive Auswirkungen auf das gesamte Leben der jungen Menschen habe, so Wolf. Ein Höhepunkt bei Teil eins ist mit Sicherheit „Tanz der Vampire“, den Wolf mit den Über-Sechsjährigen in „Vorstufe Ballett“ eingeübt hat. Mia Hauser und Michelle Tettenborn sind nur zwei der niedlichen, kleinen Draculas, die um einen Kürbissuppentopf tanzen. Das gute, alte Seilhüpfen hat bei Wolfs Gruppe „Rope Skipping“ in „Starlight Express“ wieder Hochkonjunktur. Hier läuft die zehn Jahre alte Kaya Frech mit TSG-Vergangenheit zu akrobatischer Höchstform auf. Ganz große Klasse zeigen auch die Über-Zehnjährigen der Gruppe „Ballett III“, die elfenhaft in „Le Jardin de Delices“ durch einen Blumengarten tanzen. In „Poker Face“ bewegen sich die über 17-Jährigen aus dem Kurs „Jazz“ gekonnt lasziv. Die weiße Maske wird erst am Ende gelüftet. In „Seduction“ bieten die über Zwölfjährigen der Gruppe „Ballett IV“ Ballett in seinem klassischsten Sinn. Jazz-Dance Elemente finden sich bei den älteren Mädchen in „Thrift Shop“ und „Burning up“. Zu den Publikumslieblingen zählen besonders die Jüngsten des Abends: Das sind die von Wolf trainierten über Vierjährigen der Gruppe „Kindertanz“ und die von Hagenaars betreuten über Sechsjährigen aus dem Kurs „Vorstufe Ballett“, die putzig über die Bühne hopsen und sich allerliebst bemühen, Gelerntes umzusetzen. Mit feurigen „Flamenco“-Tänzen – Caracoles und Garrotin – verabschieden sich die erwachsenen Tänzerinnen mit ihrer Chefin in die Pause. Für spanisches Ambiente sorgen Sänger Ardillita sowie Rainer Hawelka und Ron Volkmer an der Gitarre. Nach der Pause überzeugen die Erwachsenen kurz vor Schluss mit Stepptanz vom Feinsten. Auch hier tanzt Trainer Reinhold Ritter mit. Mit „Unconditional“ setzt Trainer Giovanni De Buono schließlich den fulminanten Schlusspunkt: Fast sphärisch scheinen die jungen Damen aus dem Kurs „Modern Jazz“ in ihren weißen Satinkleidchen über die Bühne zu schweben. Danach zeigt der Trainer selbst noch einmal mit einer nicht im Programm stehenden Soloeinlage, was tänzerisch in ihm steckt.

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