Neustadt Der Held zieht weiter, die Frau stirbt

Die Sopranistin Magdalene Harer singt die Rolle der karthagischen Königin Dido.
Die Sopranistin Magdalene Harer singt die Rolle der karthagischen Königin Dido.

«Neustadt-Hambach.» Zwei Semi-Operas von Henry Purcell hat der Neustadter Figuralchor seit 2009 schon in konzertanter Form aufgeführt – jetzt nimmt sich das Ensemble unter der Leitung von Fritz Burkhardt mit „Dido and Aeneas“ des gleichen Komponisten eine der ersten durchkomponierten Opern der englischen Musikgeschichte vor. Die Aufführung findet am kommenden Samstag in der Pauluskirche statt.

Die Oper „Dido and Aeneas“ behandelt eine entscheidende Episode aus dem kurz vor Christi Geburt gedichteten Epos „Aeneis“ des römischen Dichters Vergil, die tragische Liebesgeschichte zwischen dem nach der Zerstörung Trojas in den Westen geflohenen Titelhelden und späteren Stammvaters der Römer zu der karthagischen Königin Dido, die ihn bei sich aufnimmt, nachdem er an ihre Küste verschlagen wird. Von ihrem Gefolge ermuntert, ihrer Liebe freien Lauf zu lassen, gibt sie sich dem Werben des trojanischen Prinzen hin. Doch eine feindliche Zauberin mit ihren Hexen setzt alles daran, sie ins Unglück zu stürzen und Karthago zu vernichten. Da auch die Götter Aeneas dazu drängen, nicht länger seine Zeit mit der Liebe zu verschwenden, sondern seiner Bestimmung in Italien nachzukommen, verlässt er die Geliebte. Die aber kann diesen Verlust nicht verkraften und tötet sich selbst. Purcells erstmals 1688 oder 1689 in London aufgeführte Oper gehört zu den wichtigsten musikdramatischen Werken des Barock. Sie ist musikalisch deswegen bemerkenswert, weil sie vom damals weit verbreiteten Schema der Opera seria abweicht, in dem es fast keine eigenständigen Arien gibt. Zu den bekanntesten Stücken zählen Didos Klage „When I am laid in earth“ und das berühmte Lamento „Remember me, but forget my fate“ der sterbenden Königin. Eine ungewöhnlich tragende Rolle kommt auch dem Chor zu. Allerdings ist die Musik Purcells im Gegensatz zum Libretto von Nahum Tate nur durch spätere Abschriften überliefert. Der Prolog ist gänzlich verschollen. Unterstützt wird die Aufführung in Hambach von einem auf Alte Musik spezialisierten Solisten-Team mit der Sopranistin Magdalene Harer als Dido und dem Bariton Tobias Berndt als Aeneas. Die junge Sopranistin Elena Harsányi verkörpert Didos Freundin Belinda. Für die Rolle des Sorcerer und Spirit konnte der Neustadter Bassbariton Matthias Mann gewonnen werden. Weitere Nebenrollen werden aus den eigenen Chorreihen rekrutiert: Das Hexen-Duo übernehmen die beiden Mezzo-Sopranistinnen Regina und Eva Weinkötz, den Part des Seemanns singt der Tenor Jürgen Sauerhöfer. Gleichfalls regional besetzt ist die Rolle des Sprechers in Gestalt des Neustadter Regisseurs und Autors Norbert Dreyer. Instrumental begleitet wird die Aufführung wieder vom „Ensemble 1800“ nach den Prinzipien der „historisch informierten Aufführungspraxis“, die u. a. auf historische Instrumente bzw. deren Nachbauten setzt. Die Aufführung ist dabei zwar konzertant, bietet aber auch einige visuelle Akzente wie Beleuchtungseffekte oder Masken der Chormitglieder. Erfahrungen mit Purcell-Aufführungen sammelte der Figuralchor bereits 2009 und 2013 mit den Semi-Opern „Dioclesian“ und „Fairy Queen“. Termin „Dido and Aeneas“ ist am kommenden Samstag, 5. Mai, um 20 Uhr in der Pauluskirche in Hambach zu erleben. Karten (18/12 Euro) in der Buchhandlung Quodlibet (06321/88930) in Neustadt.

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