Aufgelesen Der interessierte Mensch von nebenan

Hat die Nachbarschaft im Blick: Büste in Königsbach.
Hat die Nachbarschaft im Blick: Büste in Königsbach.

Es gibt ja den alten Witz über hochsensible Überwachungsanlagen, die im Dorf „Nachbarschaft“ heißen.

Unvergessen sind die Wissbegierigen, die aus den Fenstern schauend die gesamte Straße im Blick behalten. Sie wissen, wer wo hingehört, wer welche Anschaffungen gemacht hat und wie oft es nebenan Streitereien gibt. Und was man nicht sieht, wird kurzerhand schlau hinterfragt.

Im Grunde ist eine aufmerksame Gemeinschaft im Dorf oder im Viertel nichts Schlechtes. Das Kümmern ist die Grundlage für gegenseitige Hilfe – wenn sie gebraucht wird. So können Arbeiten gemeinsam erledigt, Einigung bei gegensätzlichen Positionen durch Kommunikation erreicht oder einfach im Notfall eingegriffen werden. Dafür muss man wissen, wie der andere lebt, um zu erkennen, wenn etwas in die falsche Richtung läuft – oder was nötig ist, um in Frieden miteinander zu leben. Das ist mehr als soziale Kontrolle.

Doch der Grat ist schmal. Toleranz ist das Zauberwort. Interesse und Anteilnahme statt Neugier und Neid. Keine leichte Aufgabe für eine wild und willkürlich gemischte Nachbarschaft. Ob ein Bewohner in Königsbach schon Bekanntschaft mit übereifrigen Nachbarn machen musste oder er lediglich die Büste des neugierigen Menschen witzig fand, wissen wir nicht. Wir hoffen, dass Letzteres ihn dazu verleitet hat, das Sinnbild der Nachbarschaftskontrolle auf seiner Mauer zu positionieren.

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