Elmstein Deutschlandtour durch Elmstein: „Man hätte das anders anpacken können“

Die Deutschlandtour passiert auf ihrer letzten Etappe Elmstein. Wohl mit mehr Fahrern als Zuschauern.
Die Deutschlandtour passiert auf ihrer letzten Etappe Elmstein. Wohl mit mehr Fahrern als Zuschauern.

Die Deutschlandtour fährt durch die Pfalz. Mit der Kalmit erreicht sie ihren höchsten Punkt und beginnt ihren Etappenteil durch den Pfälzerwald. Auch durch Elmstein kommt das Radspektakel. Die Menschen dort freuen sich über das Ereignis – auch wenn einige finden, dass mehr hätte drin sein können.

Um 11.30 Uhr ist in Elmstein noch fast nichts davon zu sehen, dass zwei Stunden später das Fahrerfeld der Deutschlandtour durch den Ort rasen wird. An einigen Stellen sind neongelbe Wegweiser angebracht, Straßensperren lehnen vereinzelt an Wänden. Einzig die hohe Anzahl an Hobbyradlern, die allein oder in Gruppen in voller Montur durch Elmstein sausen, könnte darauf schließen lassen, dass es ein besonderer Tag ist. Erst gegen 13 Uhr tut sich etwas – kein Wunder, denn laut offiziellem Zeitplan der Organisatoren kommt das Peloton frühestens um 13.25 Uhr an. Nach und nach füllen sich die Gehsteige, Grüppchen von Elmsteinern lassen sich an der Kehre mitten im Ortskern, der Geraden danach oder am Ortsausgang nieder. Doch zu einem Gedränge wie etwa bei der Tour de France kommt es in Elmstein nicht.

„Passiert ist nichts“

Das hätte womöglich anders sein können. Elmsteins Ortsbürgermeister Rene Verdaasdonk (SPD) hätte sich gewünscht, dass der Ort touristisch von dem Großereignis ein bisschen profitiert. Doch vonseiten der Tourismus-Verantwortlichen sei nichts getan worden. „Weder von der Verbandsgemeinde, die für den Tourismus zuständig ist, noch vom Elmsteiner Verein für Touristik“, sagt Verdaasdonk. Generell sei der Umgang mit Tourismusförderung in der Verbandsgemeinde enttäuschend.

Allerdings seien auch die Organisatoren des Radrennens nicht durch eine besonders gelungene Kommunikation aufgefallen. Vor Monaten habe eine radfahrbegeisterte Elmsteinerin ihn angesprochen und gefragt, ob es möglich sei, einen Bewirtungsstand aufzubauen. Er habe zugestimmt und die Auskunft bekommen, die Organisation käme auf ihn zu. „Passiert ist aber nichts“, sagt Verdaasdonk. Bei einer Anfrage wegen Helfern habe er angeboten, dass er gerne Werbung machen würde, beispielsweise über die sozialen Medien. Oder indem er die örtlichen Vermieter anschreibt. Doch er habe kein Material zur Verfügung gestellt bekommen, und so sei auch das im Sande verlaufen. „Man hätte die Sache anders anpacken können“, ist Verdaasdonk überzeugt.

Event vor der Haustür

Die Zuschauer selbst reflektieren zum Teil den Mangel an Kommunikation. „Ich habe erst gestern darüber Bescheid gesagt bekommen“, erzählt Patricia Schöfer. „Das Kuckucksbähnel fehlt auch – dann wären sicherlich mehr Leute da.“ Ihr Sitznachbar am Ortsausgang Christian Datzer pflichtet ihr bei: „Ich denke schon, dass mehr Leute gekommen wären, wenn man etwas veranstaltet hätte. Wäre bestimmt ganz gut gewesen.“ Doch um Radsportfans handle es sich bei ihnen ohnehin nicht – man wolle die Gelegenheit nutzen, wenn ein solches Sportereignis mal vor der eigenen Haustür stattfinde, wie Schöfer sagt. „Sowas ist schließlich nicht jeden Tag.“

Christoph Watt aus Trippstadt sieht das Ganze etwas anders. Er komme zwar von außerhalb, sei aber nicht speziell wegen des Radrennens im Ort, wie er selbst erklärt. „Unsere Sonntagstour führt hier einfach ohnehin drüber. Da schau ich mir das kurz an, gehe dann aber auch wieder“, so der Mann im Raddress. Ob eine Veranstaltung für mehr Publikum gesorgt hätte, bezweifelt er. „Radsport ist in Deutschland ohnehin nicht so groß. Da wäre hier doch nichts gewesen. Absolut kein Vergleich zu Frankreich, zum Beispiel“, so Watt, der nach eigener Aussage diesen Eindruck hautnah beim letzten Frankreich-Urlaub bekommen habe. „Allein die Werbekarawane vor dem eigentlichen Rennen ist dort der Wahnsinn.“

Keine Weltsensation

Auch an der Geraden durch Elmstein kann das Publikum sich denken, warum der Andrang nicht kolossal ist. „Wir freuen uns, dass die Tour kommt, aber es ist jetzt keine Weltsensation“, sagt Patrick Roth, der mit zwei Kollegen vom VfL Elmstein auf die Radathleten wartet. „Die sind in fünf Minuten hier durch, und Stars sind auch keine dabei. Die Radsportfans sind wahrscheinlich an der Kalmit.“ Der Verein sei schon vor etwa einem Monat über den Besuch der Tour informiert gewesen, so Roth, per Mail hätten die Organisatoren nach Streckenhelfern gefragt. „Aber sonst gab es eigentlich wenig Werbung dafür.“ Mitgeholfen hätte man bei einem Fanfest jedenfalls gern, sagt Roth. „Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen.“

Um 13.15 Uhr schließlich kündigen sich die Sportler an. Mehrere Polizeifahrzeuge, Motorräder und Teamwagen mit Rädern auf dem Dach passieren den Ort. Dann kommt die vierköpfige Ausreißergruppe, gefolgt von einem, der sich ihr anschließen will. Kurz gibt es Rufe und Applaus von den Zuschauern, etwa 70 dürften es zu dem Zeitpunkt schon sein. Das Hauptfeld lässt noch auf sich warten, erst nach ungefähr drei Minuten rast der Schwarm an den Elmsteinern vorbei. Eindrucksvoll, aber auch nach nicht einmal einer halben Minute schon vorbei. Ein Nachzügler, begleitet vom Streckenendfahrzeug radelt noch hinterher, dann starten die hinter den Absperrungen wartenden Autos schon ihre Motoren. Die Elmsteiner machen sich derweil daran, in ihre Domizile zurückzukehren. So schnell, wie der Radzirkus gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei. Und Elmstein sieht wieder ganz normal aus.

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