Neustadt Die Nazi-Diktatur aus Sicht von Kindern

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar steht in diesem Jahr unter dem Titel „verführt. verleitet. verheizt“ und beschäftigt sich mit dem Schicksal von Kindern und Jugendlichen in der NS-Zeit.

Der Neustadter Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer, einer der Veranstalter, hatte im Vorfeld Zeitzeugen gesucht, die über die Hitler-Jugend berichten können. Etwa zehn Menschen hätten sich gemeldet, sagte Eberhard Dittus, Vorsitzender des Vereins. Darunter auch der Neustadter Peter Meininger, Senior des gleichnamigen Verlagshauses. In einem Schreiben an die Redaktion erzählt Meininger, wie er als kleiner Junge von Kleidung, Fahnen und Fahrtenmesser der Hitler-Jugend fasziniert war, und wie seine Eltern, die überzeugte Gegner des NS-Regimes waren, es schafften, ihn davon abzubringen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die „Saulus-Paulus-Wende“ hing mit einem Pontifikalamt mit dem damaligen Bischof Wendel zusammen. „Für mich überraschend wurde ich als Messdiener zum Ministrieren eingeladen“, schreibt Meininger. Er sei sehr stolz gewesen. Bei der Messe zog dann das NS-Jungvolk laut lärmend mit Fanfaren und Trommeln vor die Kirche, so dass die Feierlichkeiten zum Erliegen kamen und Meininger um seinen Auftritt gebracht worden war. „Von diesem Tag an verachtete ich dieses Jungvolk“, schreibt Meininger. Meininger werde über diese Erfahrungen auch in einem Mannheimer Gymnasium berichten, informierte Dittus. Alle Zeitzeugen seien zu der Veranstaltung am 27. Januar eingeladen, eigene Beiträge zum Programm seien aber nicht geplant. Die Gestaltung liege in den Händen von Schülern, Oberbürgermeister Hans Georg Löffler und Bezirkskantor Simon Reichert. Veranstalter sind neben der Gedenkstätte für NS-Opfer die Kirchen sowie die Stadt. Zum Gedenktag gibt es Begleitveranstaltungen. So wird am Montag, 30. Januar, 16 Uhr, die Wanderausstellung „…und sie werden nicht mehr frei – Jugend im Nationalsozialismus“ eröffnet. Sie ist bis 14. Februar in der Stadtbücherei zu sehen. Die Ausstellung zeigt, welchen Einfluss der Nationalsozialismus auf Kinder und Jugendliche nahm. Das Roxy-Kino zeigt am Montag, 6. Februar, 17.30 und 20 Uhr, den Film „Nebel im August“. Der Film, der auf einer wahren Geschichte aus dem Jahre 1944 basiert, greift mit der Euthanasie an Kindern ein lange verdrängtes dunkles Kapitel deutscher Geschichte auf. Im ehemaligen Finanzamt in der Konrad-Adenauer-Straße 10, das in der NS-Zeit Sitz der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) war, steht am Montag, 13. Februar, 19 Uhr, der Vortrag „Dass ich durch mein Verhalten die Kriegswirtschaft sabotiert habe, war mir nicht bewusst!“ auf dem Programm. Referenten sind Miriam Breß und Jeremias Fuchs von der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Kurzinfo —Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, Freitag, 27. Januar, 18 Uhr, Stiftskirche. —Wanderausstellung ab Montag, 30. Januar, 16 Uhr, Stadtbücherei, Eintritt frei. Anmeldung für Schulklassen unter 06321/484130. —Film „Nebel im August“, 6. Februar, 17.30 und 20 Uhr, Roxy-Kino. Ermäßigter Eintritt. —Weitere Informationen bei eberhard.dittus@evkirchepfalz.de. |kkr

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