Neustadt Die Nummer eins startet wieder mit der 33

„Eine Umfrage in den sozialen Medien hat mein Gefühl bestätigt, dass ich die 33 behalten soll“, sagt DTM-Champion René Rast zu s
»Eine Umfrage in den sozialen Medien hat mein Gefühl bestätigt, dass ich die 33 behalten soll«, sagt DTM-Champion René Rast zu seiner Startnummer.

«Neustadt.» Die nächste DTM-Saison steht an: Vom 4. bis 6. Mai werden die ersten Rennen 2018 auf dem Hockenheimring gefahren. Erneut sitzen insgesamt 18 Fahrer für die drei deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes-AMG am Steuer. Einer von ihnen ist der Champion des Vorjahres: René Rast vom Neustadter Team Rosberg.

Herr Rast, warum haben Sie sich als DTM-Champion gegen die Nummer 1 auf Ihrem Auto entschieden?

Vor einem Jahr habe ich die 33 gewählt, weil ich sie optisch gut finde. Die Fans und ich, wir haben uns inzwischen an die 33 gewöhnt. Eine Umfrage in den sozialen Medien hat mein Gefühl bestätigt, dass ich die 33 behalten soll. Auch Marco Wittmann, mein Vorgänger als Meister, hat gesagt, dass ihm die 1 kein Glück gebracht hat. Haben Sie also Angst, dass dies bei Ihnen auch der Fall ist? Es gab in der DTM genau zwei Fahrer, die mit der 1 wieder Meister geworden sind – Timo Scheider und Bernd Schneider. Also spricht die Statistik auch gegen die Startnummer 1. Auf der anderen Seite ist die 1 dem Meister vorbehalten. Dies Startnummer muss man sich also verdienen. Ich weiß ja, dass ich sie hätte haben können. Dieses Wissen reicht mir vollkommen. Wie lange haben Sie Ihren überraschenden Titelgewinn gefeiert? Viel Party und Feier gab`s nicht. Warum? Haben Sie keine Freude daran, sich feiern zu lassen? Ich bin nicht so der Partymensch. Ich hatte eine große Überraschungsfeier in Bückeburg. Mein Manager Dennis Rostek hatte dazu viele alte Weggefährten eingeladen. Das war ein schöner Tag, das war ausgiebig, aber das hat dann auch gereicht. Dann sind Sie froh, dass die DTM wieder startet? Ja, ich bin froh, dass jetzt wieder der normale Alltag einkehrt, dass mit der DTM wieder Routine reinkommt. Sie sind auch im Winter Rennen gefahren. Zum Beispiel haben Sie beim „Race of Champions“ mit Langstrecken-Weltmeister Timo Bernhard die Nationenwertung gewonnen ... Stimmt, das habe ich schon fast wieder vergessen. Der Winter war so voll und actionreich, wie ich es noch nie hatte. An jedem Tag war irgendwas los. Was denn sonst noch? Ich war sechs- oder siebenmal in Amerika, um für Mazda und das Team Joest in der IMSA-Serie (Anmerkung der Redaktion: US-amerikanische Sportwagenserie) mit den Highlights in Daytona und Sebring zu fahren. Wieder mal einen kräftigen und schnellen Prototypen zu fahren, hat Ihnen sicher Spaß gemacht? Klar, mehr Leistung ist immer schön. Du setzt dich rein, drückst auf den Pinsel, und die Kiste schiebt ordentlich vorwärts. Das macht Spaß, das ist etwas ganz anderes als DTM. Das ist Langstrecke, alles viel entspannter, eine ganz andere Atmosphäre. Auch weil die Rennkultur in den USA eine andere ist als in Europa? Das sind zwei völlig unterschiedliche Charaktere. DTM und Europa ist sehr eng, alles durchgetaktet, du hast deine Termine, du hast deine Fahrpläne, du hast deine Strukturen, die du abarbeiten musst. Schon eine Woche vor dem Test steht fest, was gemacht wird. In Amerika hast du das komplette Gegenteil. Du kommst an die Rennstrecke und fragst, was heute ansteht. Dann kommt zur Antwort: `Mal schauen, lay back.` Das hört sich nicht sehr professionell an ... Es ist schon hochprofessionell, aber eben auf eine ganz andere Art und Weise. Langstrecke ist einfach anders. Ist dies nicht irritierend für Sie? Nein, mir taugt beides. Ich brauche die DTM, um eine Befriedigung im Sprintbereich zu haben. Ich brauche aber auch Amerika, um ein wenig entspannter unterwegs zu sein. Das ist beides meins. Und wie stehen Sie zu Wasser? Sie sind beim Ocean Race in Neuseeland auf einer Yacht mitgefahren. Das lief über einen Sponsor von mir. Der setzt ein Boot beim Ocean Race ein. Innerhalb dieser Partnerschaft sollte ich mir ein Rennen vor Ort anschauen. Und damit ich ein Gefühl dafür bekomme, durfte ich ein Rennen im Hafen auf dem Boot erleben. Leider war da nicht so viel Wind, trotzdem bin ich ein richtiger Fan des Ocean Race geworden. Was die Jungs und Mädchen auf dem Kahn leisten, ist wirklich sensationell. Ist diese Art des Segelns mit dem Motorsport vergleichbar? Es gibt viele Parallelen. Zum einen die Strömungslehre, bei uns mit der Luft, dort mit dem Wasser. Dabei wird versucht, wirklich jedes noch so kleine Teil zu optimieren. Aber auch die Teamwork auf dem Boot ist beachtlich. Die sitzen drei, vier Wochen zu Zehnt auf diesem kleinen Boot. Da ist kein Platz für Streitigkeiten oder Zickereien. So wie bei uns auch. Wenn man sich da an einem Wochenende anfängt anzufeinden, dann kannst du das Wochenende gleich vergessen. Da muss man wirklich aufeinander Rücksicht nehmen. Bei diesem Programm verwundert es nicht, dass Sie sich nach Alltag sehnen. Was hat eigentlich Ihre Familie dazu gesagt? Das war die echt große Herausforderung, dass meine Frau und mein Sohn nicht zu kurz kommen. Dann werden Sie die kommenden Monate mehr zu Hause sein? Nein, gleich nach dem DTM-Auftakt steht am folgenden Wochenende der nächste Höhepunkt an. Ich werde in einem Audi R8 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mitfahren und in einem Audi R3 auch ein Rennen der WTCR-Serie bestreiten. Darauf freue ich mich riesig. Was haben Sie sich denn für die neue DTM-Saison vorgenommen? Natürlich steht für uns der Titel ganz oben auf dem Plan. Mein Ziel ist es, konstant in die Punkte zu fahren und wieder ein gutes Jahr hinzulegen. Im Sport gilt allgemein das zweite Jahr als das schwerere, wenn man die Leistung bestätigen muss. Sehen Sie das auch so? Ist das wirklich so? Ich habe mir vergangenes Jahr am Anfang mehr Druck gemacht als ich es jetzt mache. Nach dem Titelgewinn habe ich die Gewissheit, dass ich vorne mitfahren kann. Deshalb sehe ich es entspannter. Die Aerodynamik wurde vereinheitlicht. Audi hat dabei, so wird gemutmaßt, am meisten verloren. Wie stark ist denn Ihr Dienstwagen noch? Das weiß ich nicht. Trotz Testfahrten werden wir das wahre Kräfteverhältnis erst beim ersten Rennen in Hockenheim sehen. | Interview: Klaus-Eckhard Jost

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