Neustadt Direktor verlässt die Manege

91-86339154.jpg

Mit einer selbstgewählten „Zirkusvorstellung“ in der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) wurde gestern Schulleiter Eduard Seger nach 25 Jahren an der Schule in den Ruhestand verabschiedet. Doch vorher ging es in der bunten „Manege“ des Schulalltags noch einmal richtig hoch her.

Ungewohnt still, die Eindrücke in der Aula mit seinen Blicken fast abspeichernd, nahm Eduard Seger gestern Nachmittag in der ersten Reihe Platz, die sich von einem Stuhlkreis, wie Pädagogen ihn normalerweise kennen, doch stark unterschied: Zum Abschied hatten ihm Kollegen und Schüler den Wunsch nach einer „Zirkusmanege“ in visueller Darstellung erfüllt. So formten bunte Bänder, ähnlich wie bei einem Maibaum, eine Art „Zirkuskuppel“ und trafen sich unterm Dach wie zu einer Zeltspitze. Ruhig ging es im Folgenden im „Zirkus Segerano“ keineswegs zu: Zuerst hielten die Schülersprecher der Häuser Berlin (grün), Heidelberg (rot), Haus Marburg (blau und Freiburg (gelb) Einzug, um dann den Moderatorinnen Franziska Kling und Natalie Oliviera in glitzernden Zirkusdirektorinnen-Jacketts Platz zu machen. Segers ständiger Stellvertreter Thomas Jung kündigte dem Noch-Chef zu Beginn seiner Laudatio direkt an, dass es „wohl länger als die von dir gewünschten 60 Minuten“ werden würde. Dass es sogar über drei Stunden werden sollten, ahnte Seger da vielleicht nur, doch Jung sah bereits noch weiter in die Zukunft: „Unvorstellbar, unsere Schule ohne dich.“ Nach dem planvollen „Ausmessen“ der Manege seitens des Kurses Darstellendes Spiel der Klasse elf mit Zollstock und Wasserwaage ging Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) umfassend auf die bauliche und inhaltliche Entwicklung der Schule von 1991 bis heute samt Investitionen des Trägers ein: Das HAG sei zu einer „modernen Schule mit klarem Anliegen“ ausgebaut worden, sagte er, auch im Hinblick auf die Einrichtung 2009 als eines der ersten G8-Ganztagsgymnasien im Land, deren Verfechter Seger von Beginn an gewesen war. Wie auch die Siebenpfeiffer-Realschule plus mit Fachoberschule genieße das HAG einen „starken Zulauf“. Haßlochs Erster Beigeordneter Tobias Meyer (CDU), ursprünglich selbst Lehrer, lobte Seger als „wahres Musterbeispiel“ für seine Schüler, was später Schülersprecher Lukas Wasner und Tim Kreulach mit Anekdoten und Wortspielen noch untermauerten. Für die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz überreichte Hans-Joachim Lillig die Entlassungsurkunde in den Ruhestand und überließ es dem Kollegium, Seger für seine Lebensleistung die Eigenschaften starker Zirkustiere zuzuordnen. Der Schulelternbeiratsvorsitzende Thorsten Jabs würdigte Seger für das „Hinterlassen einer funktionierenden Schulgemeinschaft“. Katharina Weiler zeigte als Vorsitzende des Personalrats mit Humor, aber auch Treffsicherheit auf, wie gern der erste Schulleiter des HAG – trotz bisweilen unterschiedlicher Meinungen – einen lebhaften Diskurs mit dem Kollegium führte. Für die Direktorenkonferenz formte Rudolf Eyckmann den Namen des langjährigen Wegbegleiters Seger als „trendigen Kunstgriff“ in „edoo.art“ um, und Monica Hübner, Schulleiterin der Siebenpfeiffer-Realschule plus und FOS lud ihn zum weiteren Austausch mit den Schulleitern der Region ein, auch als jetzt „Ehemaliger“. Von der ehemaligen Kollegin Karin Reinhardt erhielt Seger Tipps für den Unruhestand. Eduard Seger selbst zeigte sich ausgesprochen berührt von den vielen „Annehmlichkeiten“, wie er die umfassenden Reden, Darbietungen und Geschenke der drei Stunden „Zirkus“ nannte. Er selbst hatte einen schweren Koffer mit Erinnerungsstücken dabei, von der Sektflasche „Abi 2000“ über den Kuchenstecker zum 60. Geburtstag bis zum Abi-Ball, einer Black Box für Verbesserungsvorschläge und Ansichten zur Zukunft Europas. Mit Kapitänsmütze und Rührung in der Stimme beendete Seger dann seine eigene Abschiedsvorstellung, um sich bald zum Traumreiseziel Kap Hoorn aufzumachen: „Machen Sie’s gut – mit Hannah Arendt.“

x