Flugsport Ein idealer Sonntag für den Wellenritt

Die Piloten des FSV Neustadt erlebten im November Natur pur zwischen Wolken und Himmel.
Die Piloten des FSV Neustadt erlebten im November Natur pur zwischen Wolken und Himmel.

Bereits die ersten Satellitenbilder am frühen Morgen zeigen die Föhnlücke über Neustadt. Die Vorhersagen der Wettermodelle haben sich bewahrheitet: Der Sonntag wird den Segelfliegern über der Vorderpfalz einen besonderen Wellenflugtag bescheren. Die Neustadter allerdings starten aus gutem Grund nicht in Lachen-Speyerdorf. Und alle müssen sich warm anziehen.

Auf den Segelflugplätzen der Vorderpfalz herrscht mit dem ersten Tageslicht schon Hochbetrieb, erzählt Bernd Schwehm, Pressereferent des FSV Neustadt. Gemeinsam werden viele Segelflugzeuge aus dem Winterschlaf geholt und für den Wellenflug vorbereitet. Schwehm: „Einige sind mit Druckflaschen für Atemsauerstoff ausgestattet, sodass Flüge in die dünne Luft über 4000 Meter für die Segelflieger möglich werden.“

Am Flugplatz in Landau-Ebenberg haben sich die meisten ortsfremden Wellenenthusiasten eingefunden. Etwa 20 an der Zahl, „denn hier gibt es die idealen Voraussetzungen für einen Schlepp in die Wellenaufwinde an diesem Tag, während andere Flugplätze wie Ludwigshafen-Dannstadt, Lachen-Speyerdorf oder Grünstadt mit Handicaps behaftet sind“. Über Lachen-Speyerdorf zum Beispiel gebe es starke Turbulenz, die nach dem Start von den Segelflugpiloten großes Können verlange, um dem Schleppflugzeug exakt zu folgen. Vor allem aus dem Badischen seien die Piloten mit ihren langen weißen Anhängern angereist.

Wellenflugsektor für sechs Stunden

Die Deutsche Flugsicherung habe die Wellenflieger hervorragend unterstützt, hebt der FSV-Pressereferent hervor. Da der Luftraum über der Pfalz am Wochenende von der Luftverteidigung nicht als Übungsraum genutzt werde, gebe es die Möglichkeit, einen Wellenflugsektor zu aktivieren. So könnten die Segelflieger geschützt vor allen anderen Luftfahrzeugen in einem Gebiet ihre Höhenflüge durchführen. Diesmal entschied der Wachleiter im Kontrollzentrum Langen bei Frankfurt, den Wellenflugsektor für sechs Stunden zu aktivieren. Das habe den ambitionierten Piloten genug Zeit gegeben, um in der Leewelle der Haardt auf mehr als 6000 Metern Höhe zu steigen.

Wie im Fahrstuhl

Während man in Neustadt am Boden einen leichten Westwind und sehr milde Temperaturen aufgrund des Föhneffektes wahrgenommen habe, hätten die Segelflieger von dem mit der Flughöhe immer mehr zunehmenden Wind profitiert. Auf 4000 Metern seien es schon fast 100 Stundenkilometer: Mit einer stabilen Luftschichtung bringe das die Atmosphäre zum Schwingen. In der aufsteigenden Amplitude erreichten die Segelflugzeuge Steigwerte bis zu drei Meter pro Sekunde. Schwehm: „Es geht also nach oben quasi wie im Fahrstuhl.“ Dabei herrschte gleisender Sonnenschein wie auf einem Berggletscher. „Natürlich nimmt die Lufttemperatur mit der Höhe schnell ab, minus 20 Grad sagen die Meteorologen für die Höhen um 6000 Meter vorher.“ Doch die Wellenpiloten sind gut gerüstet: Neben wärmender Ski-Unterwäsche haben sie Überschuhe und elektrische Heizungen. Im Sonnenschein unter der Cockpithaube wird ihnen nicht kalt.

Wirsing nach dem Genussfliegen

Es war laut Schwehm ein wahres Genussfliegen an diesem November-Sonntag. Zeitweise waren mehr als 40 Segelflugzeuge im Wellengebiet. Für viele gab es auch einen sportlichen Erfolg: Sie erflogen die Leistungsabzeichen für 3000 und 5000 Meter Höhengewinn im Segelflug. Abends wurde auch am Boden der Wind etwas stärker, aber gemeinsam haben die Piloten alle Flugzeuge sicher in die Hallen und Transportanhänger gebracht. Am Kaminofen im Clubheim auf dem Lilienthal-Flugplatz in Lachen-Speyerdorf schwärmten sie bei Wirsingeintopf noch lange vom Erlebten, erzählt Bernd Schwehm schmunzelnd.

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