Neustadt Ein neues Dach in Arbeit

Das Gerüst kommt in diesem Jahr nicht mehr ab.
Das Gerüst kommt in diesem Jahr nicht mehr ab.

Die Diedesfelder Kirche St. Remigius ist stark renovierungsbedürftig, und der Kirchenraum bereits seit Monaten gesperrt. Im Außenbereich ist das Gebäude von Gerüsten umgeben, über das Fachleute in den maroden Dachbereich gelangen, wo sich die größten Schäden verbergen. Nach dem Aufbau von Schutz- und Hilfskonstruktionen mit monatelanger intensiver Bestandsaufnahme steht fest, dass die Kirche für mehrere Millionen Euro renoviert wird.

„Seht, ich mache alles neu“, flattert weithin sichtbar auf dem großen Banner des Bistums Speyer am Baugerüst im Wind. Der Satz in Anlehnung an die Johannes-Offenbarung stimmt Freunde der Barockkirche hoffnungsvoll, dass sie wieder eine Zukunft hat. Sowohl der Bauherr – die Katholische Kirchenstiftung St. Remigius, vertreten durch den Verwaltungsrat der Kirchengemeinde Heilig Geist –, als auch die baufachliche Aufsichtsbehörde des Bistums, hier das Bischöfliche Bauamt Speyer, haben mittlerweile in enger Absprache miteinander beschlossen, dass die Kirche in neuem Glanz erstrahlen soll. Es seien schwierige Gespräche in einer schwierigen Situation mit monatelangem Abwägen gewesen, erklärt Pfarrer und Verwaltungsratsvorsitzender Michael Paul. Je länger und genauer die Sachlage geprüft wurde, umso mehr Schäden seien aufgetaucht. Nun hätten die gesammelten Erkenntnisse unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbelange und der Kosten dazu geführt, dass letztlich doch die Kompletterneuerung des Dachtragwerks mit Decke und Dacheindeckung die sinnvollste Variante sei, schildert Markus Herr, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bistums. Einige Monate war Fotomaterial am Baugerüst ausgehängt, um über die Mängel innerhalb der gesperrten Kirche zu informieren und widerrechtlich zum Dach aufsteigende Neugierige zu verhindern. Gesichert werden musste das Dach, damit keine Ziegel abstürzen, das Traufgesims und die defekte Putzdecke, insbesondere über der Orgel. Das Dach wurde im Bereich des mittelalterlichen Turms abgedichtet, und die großflächigen, kunstvollen Deckenfresken, die an der nur mit langen, glatten Nägeln an stellenweise morschen Balken angehefteten Decke fast ungesichert prangten, sind notgesichert. Sie sollen aus der bisherigen Deckenlage ausgebaut, auf die nächste Gerüstebene abgelassen, restauriert und in die neu befestigte Decke wieder sicher eingebaut werden. Wie schon bei der Begehung zu Beginn der Maßnahmen erkennbar war (wir berichteten), mussten die Arbeitsplätze der Handwerker gesichert werden. Denn die Decke war nicht trittsicher, die Luft abgestanden, weshalb außer der Wegesicherung auch Arbeitsschutz vor chemisch belasteten Hölzern nötig wurde. Große Mengen Taubenkot wurden mit Bauschutt aus Freilegungen entsorgt. Provisorien sind nach den intensiven Bestandsuntersuchungen mit Bauteilöffnungen und Teilrückbauten ausgetauscht und die tragenden Teile mit statischen Hilfskonstruktionen stabilisiert worden. So trägt der durchgängige Mittelbodenbalken weiter die verzapften, mehrfach beidseitig über die Länge des Kirchenschiffs abgehenden Bodenquerbalken. Sie halten das Gewicht als Grundgerüst der hohen, schweren Dach- und Deckenkonstruktion, müssen vereinzelt ausgebessert werden. Die Binder dagegen sollen statisch wirksam im Dachtragwerk komplett saniert werden, bevor man daran denken könne, das Dach neu zu decken. Laut Bistum soll das Dach bereits Ende 2018 fertiggestellt sein, so dass die Kirche Mitte bis Ende 2019, nach Abschluss der Arbeiten und dem Abbau aller Schutz und Hilfskonstruktionen, in neuem Glanz erstrahlen könnte. Mittlerweile rechnet das Bistum mit Gesamtbaukosten von mindestens 3,5 Millionen Euro. Sie sollen von Kirchenstiftung, Kirchengemeinde und Diözese geschultert werden, wo man zusätzlich auf zahlreiche Spenden hofft, um die bischöfliche Finanzkammer zu entlasten. Inwieweit öffentliche Mittel oder Zuschüsse von beispielsweise der Privatinitiative Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu erwarten sein werden, sei derzeit noch nicht geklärt, so Herr.

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