Neustadt Ein spaßiger musikalischer Hochgenuss

«Deidesheim.» 100 Jahre Lions Clubs, 30 Jahre Rennquintett. Warum nicht zusammen feiern, hat sich der Lions Club Deidesheim gedacht und die Musiker für ein Benefizkonzert am Samstagabend in der Deidesheimer Stadthalle gewinnen können. Die war sehr gut besetzt. Denn Gutes zu tun war an diesem Abend mit musikalischem Hochgenuss und viel Spaß verbunden.

Zudem erfuhren die Besucher Wissenswertes. Der 1974 gegründete Lions Club Deidesheim hat bereits über 56.000 Euro für gemeinnützige Projekte zusammengetragen, so dessen Präsident Wolfgang Quast. Mit 37 Mitgliedern ist er ein Rädchen im Getriebe der weltweit über 47.000 Clubs mit insgesamt 1,4 Millionen Mitgliedern. Im Einklang mit der Maxime „We serve“ soll der Erlös dieses Abends der Anschaffung eines dritten Autos für die Sozialstation Haßloch-Mittelhaardt dienen. Wie zur Gratulation und zur Bekräftigung beginnt das Rennquintett mit feierlichen Bläserklängen, setzen Uwe Zaiser und Peter Leiner (Trompete) Kontraste zu Jochen Scheerer (Posaune), Uwe Tessmann (Horn) und Ralf Rudolph (Tuba). Die Zuhörer merken auf: Das ist doch Bach? Bachs Toccata und Fuge, die er für die Orgel geschrieben hat? Doch da klingen auch ganz andere Töne durch: Anklänge an Blues und Swing. Die Musiker machen so gleich mit ihrem Auftakt klar, dass für sie Musik nichts Statisches ist, sondern auch ein Entwicklungsprozess, ein Spielen mit Assoziationen, Ideen und Klängen. „Von Bach bis Blues“ reicht ihr Programm „Das Beste aus 30 Jahren Rennquintett“. Doch bevor sie ihr Publikum mit auf eine von Moderator Peter Leiner ebenso geistreich wie witzig begleitete Reise durch 250 Jahre Musikgeschichte mitnehmen, liefern die Musiker mit „Oh when the Saints“ und Händels „Halleluja“ ein weiteres Beispiel dafür, wie gut sich in der Musik Altes und Neues, Klassik und Moderne verbinden lassen. Und auf welch hohem Niveau. „Wir spielen Musik querbeet“, macht Leiner noch einmal deutlich, vor allem Klassik, wobei Klassik alles ist, „was sich hält“, also auch der „Chattanooga choo choo“ in einer mitreißenden Interpretation. Jean-Joseph Mourets barockes „Rondeau“ dagegen schmeichelt mit so feierlichen Klängen, dass sich die Zuhörer in einer Kathedrale wähnen könnten. Doch das Rennquintett lässt diese Stimmung nicht stehen, sondern macht sichtbar, wie die seinerzeit gebräuchlichen ventillosen Naturtrompeten mit einem begrenzten „Vorrat“ an Tönen funktionierten. Trompeter Uwe Zaiser greift dafür zu 2,38 Meter Plastikschlauch (das entspricht der Tonart C-Dur) mit orangefarbenem Haushaltstrichter – und spielt damit noch einmal den Anfang des Rondeaus. Das Publikum bricht in tosenden Beifall aus. Wie die Stilrichtungen die Musik verändern, was für die Epochen prägend ist, zeigen die Musiker am Beispiel einer altbekannten Melodie. „Der Alte Peter“, die Stadthymne Münchens, lässt sich nach Bach’scher Weise barock und majestätisch mit vielen Verzierungen spielen, zierlich und fein im Stile Mozarts interpretieren, als Sängerstreit im Wagner’schen Sinne oder nach Art von Richard Strauß im Walzertakt. Zerrissen durch moderne Elemente würde er bei Carl Orff, bei der Avantgarde durch Kakophonie fast bis zur Unkenntnis entstellt. Für eine ähnliche Demonstration mit Jazz-Epochen dient „Ein Männlein steht im Walde“ als Grundlage. Was dabei herauskommt, wenn Arrangeure ihren Assoziationen folgen, zeigt eindrucksvoll Ralf Rudolphs Bearbeitung von Schostakowitschs Walzer, in den sich „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ und Melodien aus Disneys „Dschungelbuch“ mischen. Der Beifall für diesen außergewöhnlichen Abend ist begeistert. Ohne Zugaben kommt das Rennquintett nicht davon und spielt noch einen Beatles-Klassiker: „Yesterday“.

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