Neustadt Eine Glocke für Meckenheim

Hier schaffen Arbeiter die „falsche Glocke“, eine Form, in der am Freitag die richtige Glocke aus Bronze gegossen wird.
Hier schaffen Arbeiter die »falsche Glocke«, eine Form, in der am Freitag die richtige Glocke aus Bronze gegossen wird.

„Festgemauert in der Erden/Steht die Form, aus Lehm gebrannt/Heute muß die Glocke werden/Frisch, Gesellen! seyd zur Hand“: 219 Jahre nach seiner Entstehung wird der Vers von Schillers „Lied von der Glocke“ für Meckenheim aktuell: Morgen, Freitag, bildet ein Glockenguss einen feierlichen Höhepunkt zur 1250-Jahr-Feier.

Ermöglicht wurde die Anschaffung der neuen Friedhofsglocke mit Spenden aus der Bevölkerung. Die Namen derer, die 250 Euro oder mehr für die aus edler Bronze bestehende Glocke spendeten, sind auf dem Klangkörper verewigt, informiert der Meckenheimer Ortsbürgermeister Heiner Dopp (FWG). Federführend für die Planung war Birgit Müller. Mehr als einmal fuhr die Meckenheimerin, unter anderem Glockensachverständige der Diözese Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz, nach Straßburg, um mit der Gießerei Voegele alle Details abzustimmen. Auch die Gemeinde sieht sich gut aufgestellt: „Tribünen für jeweils 50 Personen werden im Rathaushof vor dem Café Jedermann und vor der Scheuerwand Thum aufgestellt“, erklärt der Ortsbürgermeister. Dazu kommt das große Zelt der Feuerwehr, das vor der hinteren Abgrenzung (Boulebahn bis Außentreppe Ratssaal) platziert wird. Dort wird auch das Essen ausgegeben. Angedacht ist weiterhin eine Beamer-Übertragung des Gießens auf das große Plakat eingangs des Rathaushofes. Für die Verpflegung sorgt der Karnevalsverein „Marlachfrösche“. „Es wird auch eine professionelle Beleuchtung geben“, kündigt Dopp an. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Blaskapelle „Pfälzer Blech“. Mit Aktionen wie Aufbau, Erklärungen und Vorbereitungen ist für Freitag eine ganztägige Veranstaltung geplant. „Die elsässischen Gießer werden gegen 9.30 Uhr eintreffen“, teilt Müller mit. Sie bringen die dreiteilige Glockenform – bestehend aus dem Kern, der sogenannten falschen Glocke und dem Mantel – mit. Schmelztiegel, Backsteine und weitere Utensilien werden mit einem Lastwagen angeliefert. Im abgehobenen Mantel sieht man spiegelverkehrt das Dorfwappen und die aus 645 Buchstaben bestehenden Spendernamen, die Müller in mühevoller Kleinarbeit aus Wachs angefertigt hat. Die falsche Glocke wird vor dem Gießen zerschlagen, danach wird der Mantel wieder auf den Kern gesetzt. In dem dazwischen entstandenen Hohlraum, wo sich die falsche Glocke befand, wird am Abend gegen 21.30 Uhr die flüssige Bronze mit Schöpfkellen hineingegossen. Um dies zu ermöglichen, muss eine Temperatur von 1100 Grad Celsius erzeugt werden. Der Ofen wird deshalb bereits ab 19.30 Uhr angeheizt. Die Gießgrube wird sich mittig vor dem Zaun zum Anwesen Thum befinden. Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche und einem Frühschoppenkonzert auf dem Rathaushof wird die Glocke am Sonntag ab 14 Uhr wieder ausgegraben. Auch an diesem Tag gibt es Essen und Getränke. Für Kinder wird ein eigens kreierter „Mackoteller“ angeboten. Noch mit schwarzem Ruß überzogen, wird die Glocke dann erstmals mit einem Klöppel angeschlagen, bevor sie zum Säubern zurück in die Gießerei in Straßburg kommt. Beim Festumzug am Sonntag, 2. September, wird sie durch das Dorf gefahren. Am Mittwoch, 3. Oktober, wird das Geläut dann an seinen endgültigen Platz auf einem Stahl-Glockenträger vor der Friedhofshalle gebracht, feierlich geweiht und eingeläutet.

x