Nachklapp Eine junge Verwandte von Tante Emma

tante enso2

Was ein „Tante-Enso-Laden“ für Elmstein bedeuten kann.

Bäcker, Metzger sowie Obst- und Gemüseläden haben eins gemeinsam: Ihre Anzahl nimmt stetig ab. Besonders in kleineren Orten gibt es häufig überhaupt keine Angebote mehr. Wer nicht mobil ist, hat es schwer.

Elmstein mit seinen rund 4300 Einwohnern gehört nicht zu diesen Orten. Es gibt – immerhin – noch zwei Bäcker und ein Dorflädchen, das unter anderem frisches Obst und Gemüse verkauft. Doch das Lädchen steht vor dem Aus. Betreiber Uwe Faß erklärte auf Anfrage, dass er nächstes Jahr schließen werde. Zum einen aus Altersgründen, zum anderen, weil die Geschäfte immer schlechter liefen. Zwischenzeitlich hatte es zwar eine Aufwärtsentwicklung gegeben: In der Pandemie-Zeit stieg die Nachfrage, Faß vergrößerte sich. Doch der Trend hielt nicht an, die Kunden blieben weg, und der Umsatz ging zurück. Das „Dorflädsche“ hat sich daraufhin wieder verkleinert. Und mittlerweile hat Faß, der den Laden zwölf Jahre lang führte, beschlossen, ganz dicht zu machen. Wenn er die Postfiliale nicht hätte, wäre schon jetzt zu, sagt er. Doch bei der Post müsse er eine Kündigungsfrist einhalten.

Kunden können Einfluss nehmen

Als der Beschluss zu schließen fiel, war von „Tante Enso“ noch nicht die Rede. Was das ist? „Tante Enso“ ist eine sehr junge und sehr moderne Verwandte von „Tante Emma“. Ein Tante-Enso-Laden ist ein Hybrid, halb Dorfladen, halb digitaler 24/7-Supermarkt. Und es gibt noch eine Besonderheit: Die Kunden können Einfluss nehmen auf das Sortiment. Elmstein hat eine Bewerbung zur Gründung einer Filiale abgegeben, und eine positive Rückmeldung bekommen.

Doch wie ist der Laden eigentlich zu seinem Namen gekommen? „Enso“ sei ein Symbol aus dem Zen-Buddhismus, Ausdruck von „absoluter Konzentration auf das Hier und Jetzt – oder anders: auf das eigene Ich“, schreiben die Gründer, zwei Bremer Unternehmer, auf ihrer Homepage. Und weiter: „Enso lebt die absolute Kundenzentrierung – Zuhören, Teilhabe und Dialog sind unser Antrieb.“ Deshalb der Name. Hört sich ein bisschen abgehoben an, ist aber in mittlerweile rund 50 Orten in Deutschland umgesetzt worden. Alles Orte, die wie Elmstein für Supermarktketten uninteressant sind.

Die Masse macht’s

Die Bewährungsprobe hat das Tante-Enso-Konzept allerdings noch vor sich. Das Unternehmen muss, um rentabel zu werden, expandieren. Die Masse macht’s. Angestrebt werden rund 100 Läden. Ob diese entstehen oder nicht, hängt nicht zuletzt von den Bewohnern selbst ab.

Denn das Konzept basiert auf einem Genossenschaftsmodell. Mindestens 400 Bürger müssen sich finden, die 100 Euro einzahlen, damit der Laden überhaupt entstehen kann. In Heltersberg in der Südwestpfalz, wo ebenfalls eine Filiale geplant ist, hat es geklappt. 456 Teilhaberscheine sind laut Homepage der Gemeinde inzwischen gezeichnet. Heltersberg hat etwa halb so viele Einwohner wie Elmstein.

Dort ist die Kampagne nun angelaufen. Ende September wird sich zeigen, was die Elmsteiner von Tante Enso halten.

x