Neustadt „Er hat zur richtigen Zeit das Richtige gemacht“

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Hockenheim. Gerhard Berger hatte so eine Ahnung. „Heute kann’s klappen bei euch“, sagte der neue Chef des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) zu Arno Zensen in der Startaufstellung. Der Chef des Teams Rosberg aus Neustadt grinste nur. Berger begründete seine Einschätzung: „Keke ist nicht mehr da.“ Am Samstag hatte Teambesitzer Keke Rosberg zum Start der neuen DTM-Saison auf dem Hockenheimring vorbeigeschaut. Am Sonntag war er wieder zu Hause.

Am Sonntag hat er dann eine große Vorstellung von Jamie Green verpasst. Aber auch von René Rast. Die Rosberg-Fahrzeuge standen auf den Startplätzen zwei (Rast) und drei (Green). 57 Minuten später fuhr der 34 Jahre alte Brite als Erster über die Ziellinie. Die Siegerehrung hielt Zensen stolz auf seinem Smartphone fest. Green hatte einen sehr guten Start, reihte sich dicht hinter Pole-Setter Timo Glock ein. „Ich war in guter Schlagdistanz“, sagte der Rosberg-Pilot. Doch wegen eines Unfalls musste das Safetycar das Feld aufsammeln. Beim Neustart, zum ersten Mal in Zweierreihe, kam Green bestens weg, bog als Erster in die erste Kurve. Doch schon wenig später kündigte die Rennleitung Ungemach an: Green sei verbotenerweise vor Glock über die Startlinie gefahren. Deshalb gab es einen Fünf-Sekunden-Strafe. Doch beim Meisterschaftsdritten lief`s gestern. „Jamie ist ein sensationelles Rennen gefahren“, lobte Audi-Motorsportchef Dieter Gass, „er hat zur richtigen Zeit das Richtige gemacht.“ Zu allem Überfluss hatte es zu regnen begonnen. Weil jedoch eine Kommunikation von der Box zu den Fahrern seit diesem Jahr verboten ist, musste er sich die Anweisungen abfragen. „Es war wie bei einem Quiz, bei dem man nur mit Ja oder Nein antworten darf“, berichtete Gass. „Ich habe die Entscheidung zum Wechsel getroffen“, sagte Green. Obwohl er noch auf Slicks schneller war als mancher Konkurrent auf Regenreifen, wechselte er genau zum richtigen Zeitpunkt. Als er in der 19. Runde an die Box „schwamm“, hatte er 9,9 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Lukas Auer, den Sieger vom Samstag. Er blieb trotz Strafe vorn. Vor seinem Unfall und Ausfall am Sonntag hatte Rosberg-Neuling René Rast am Samstag sein Potenzial gezeigt. Zwar fuhr der 30-Jährige nach der Einführungsrunde nicht in die Startaufstellung, sondern an die Box – weil seine Tür offen stand. Dann jagte er dem Feld hinterher. Seine Aufholjagd endete auf Platz sechs. Greens Saisonauftakt war da schon lange gelaufen. Im Zweikampf mit Maro Engel hatte er dessen Mercedes touchiert und umgedreht. Dafür bekam er eine Drivethrough-Strafe. „Meiner Meinung sprechen die Stewards zu schnell eine Strafe aus, wenn sich ein Fahrzeug dreht“, ärgerte sich Green. Als 18. und Letzter erschien er dann in der Wertung. Beinahe wäre es am Sonntag nichts geworden mit Bergers Prophezeiung. Im Übermut über seinen 14. Sieg hat Jamie Green vor seiner Rosberg-Truppe auf der Zielgeraden angehalten. Was gegen die Regeln verstößt. Doch dieses Mal sprachen die Rennkommissare nur eine Verwarnung aus.

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