Neustadt Erste-Hilfe für Babys: „Das einzig Falsche ist, nichts zu tun“

Kursleiter Jürgen Abel (links) zeigt Daniel und Franziska Kratz, wie man eine Herzmassage an einem Säugling richtig anwendet.
Kursleiter Jürgen Abel (links) zeigt Daniel und Franziska Kratz, wie man eine Herzmassage an einem Säugling richtig anwendet.

Dass ihr Baby in Gefahr geraten könnte, möchten sich die meisten Eltern gar nicht ausmalen. Doch was, wenn doch ein Notfall eintritt? Jürgen Abel vom DRK bereitet Eltern auf solche Situationen vor.

„Wir wollen einfach auf der sicheren Seite sein“, sagt Franziska Kratz. Sie und ihr Partner Daniel Kratz werden bald zum ersten Mal Eltern. Aus diesem Grund nehmen sie am Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge im Hetzelstift teil, der von Jürgen Abel vom DRK geleitet wird. Neben den beiden sind vier weitere Paare mit von der Partie. Teilweise schläft ein Baby schon im Arm, bei anderen steht die Geburt erst in den nächsten Monaten an.

Laut Bärbel Kimmel, der Leiterin der Elternschule, werden die Kurse bei werdenden Eltern immer beliebter. „Ich empfehle es generell allen jungen Eltern, werdenden Eltern und Großeltern, einen solchen Erste-Hilfe-Kurs zu machen“, sagt Kimmel. Sie kenne zu viele Geschichten, in denen Unfälle und Verletzungen hätten vermieden werden können. Vor der Pandemie sei das Programm immer gut angenommen worden. Daher wolle man solche Kurse nun auch wieder häufiger anbieten. Und tatsächlich sind die ersten Termine nach kurzer Zeit ausgebucht.

„Möglichst alles richtig machen“

Viele der teilnehmenden Paare kennt Kimmel bereits aus anderen Kursen der Elternschule. Aber es sind auch neue Gesichter dabei. Eines der Paare erwartet im Herbst ihr erstes Kind und hat im Internet aktiv nach einem Erste-Hilfe-Kurs gesucht: „Man will natürlich versuchen, möglichst alles richtig zu machen“, begründen sie. Dazu gehöre auch, sich auf verschiedene Gefahrensituationen vorzubereiten.

Und diese geht Abel Schritt für Schritt im Kurs durch. Zunächst geht es um die Gefahren für Kinder im eigenen Wohnraum, zum Beispiel durch ungesicherte Steckdosen, Kabel, Batterien und verschiedene Möbelstücke. Danach geht es auch schon an die mitgebrachten Baby-Puppen, an denen die Teilnehmer die Herzmassage und Beatmung üben können. Zudem werden im Kurs Verbrennungen, oberflächliche Wunden und Verletzungen im Gewebe thematisiert. Dabei rät Abel den Teilnehmern immer zur Absprache mit dem Kinderarzt, denn Diagnosen, die über die Erste-Hilfe hinausgehen, könne er nicht stellen.

Nicht in Panik geraten

Ihm ist wichtig, Eltern auf besondere Situationen vorzubereiten, sodass sie im Ernstfall nicht in Panik geraten und möglichst konzentriert handeln können. Dass es im Kurs auch um Gefahren durch Kleinteile, die Kinder verschlucken können, geht, freut Rene Nattermüller. Für ihn war das Thema der ausschlaggebende Punkt für die Teilnahme: „Meine Partnerin und ich haben bereits eine kleine Tochter und finden es wichtig zu wissen, was in solchen Fällen zu tun ist und wie man die Ruhe bewahrt. Das Thema Verschlucken macht uns dabei besonders Sorgen.“ Bisher haben die beiden nur an Erste-Hilfe-Kursen für Erwachsene teilgenommen.

Was bei Erwachsenen hilft, ist aber meist nicht das Richtige für Kinder und Säuglinge. Abel nennt ein Beispiel: „Kann man für die Beatmung nicht den Mund und die Nase mit dem eigenen Mund bedecken, zählt das Kind in diesem Fall nicht mehr als Säugling, und die Beatmung muss anders durchgeführt werden.“ Auch könne der Hals bei Säuglingen für die Beatmung nicht wie bei Kindern und Erwachsenen überstreckt werden. Deshalb gibt es nach Alter gestaffelte Erste-Hilfe-Kurse, so wie den heutigen speziell für Kleinkinder von null bis zwölf Monaten.

Das Wichtigste zum Nachlesen

Damit die Eltern das Gelernte bei Bedarf noch mal nachlesen können, gibt es am Ende Unterlagen mit den wichtigsten Punkten und gängigen Notfallnummern, etwa für den Giftnotruf, zum Mitnehmen. Zum Abschied gibt Abel den Eltern noch die wichtigste Botschaft des Abends mit auf den Weg: „Das einzig Falsche ist, nichts zu tun.“ Die Erste-Hilfe-Kurse sind für den Rotkreuzler eine Herzensangelegenheit. „Ich finde diese Kurse so wichtig, da ich als Lehrer und Schwimmlehrer immer viele Geschichten zu hören bekommen habe“, sagt Abel. Er sei deshalb „Feuer und Flamme“, die Kurse auch in Zukunft immer wieder anzubieten.

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