Neustadt „Es gibt immer mehr kranke Bäume“

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Vergangene Woche sind wieder Bäume gefallen: Entlang den Waldrändern an Neustadter Straßen und Wohngebieten haben Stadtförster Jens Bramenkamp und sein Team Pflegemaßnahmen und Baumfällarbeiten durchgeführt. Manchmal müsse das sein, sagt Bramenkamp, der seit über vier Jahren für das Revier Hohe Loog verantwortlich ist, im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Herr Bramenkamp, Sie haben in der vergangenen Woche in Ihrem Revier dutzende Bäume gefällt. Wäre es nicht besser, die Bäume zu erhalten?

Natürlich wollen wir Bäume grundsätzlich erhalten, aber manchmal muss man in den sauren Apfel beißen. Fällungen sind für uns das Mittel letzter Wahl, wenn Pflegemaßnahmen nicht mehr greifen und Gefahr für Leib und Leben besteht, oder wenn Sachschäden zu befürchten sind. Leider kann ein Laie nicht immer erkennen, dass ein Baum nicht mehr zu retten ist. Denn oft sehen die geschädigten Bäume äußerlich noch gesund aus. Beschweren sich denn viele Menschen über die Baumfällungen? Nun ja, es wird schon immer mal wieder kritisch nachgefragt. Aber meistens können wir den Bürgern im Gespräch erfolgreich erklären, warum wir einen Baum, manchmal leider auch in der Vegetationszeit, fällen müssen. Wenn die Wurzeln einer Buche zum Beispiel vom Brandkrustenpilz befallen sind, dann kann der Baum urplötzlich umfallen, obwohl an Stamm und Krone keine Schäden festzustellen sind. Da kann ich schon verstehen, dass die Leute sich wundern, warum ausgerechnet der Baum gefällt wird. Vereinzelt gibt es aber auch Menschen, die trotz unserer Erklärungen nicht einsehen wollen, dass ein gesund aussehender Baum gefällt werden muss. Sie als städtischer Förster und Ihre Kollegen haben während des Sommers mehr als 100.000 Bäume entlang den Waldrändern kontrolliert. Wie geht es den Bäumen dort? Wir kontrollieren diese Gebiete ja zweimal im Jahr, übrigens auch unter Mithilfe externer Sachverständiger. Leider muss man sagen, dass es immer mehr kranke Bäume gibt, auch wenn die Mehrheit der Bäume zum Glück gesund ist. Warum nehmen Krankheiten zu? Das hat vor allem mit den klimatischen Veränderungen zu tun. Weil es in den letzten Jahren so trocken und warm war, haben die Bäume weniger Widerstandskraft. Sie bilden dann zum Beispiel weniger Säfte, mit denen sie eindringende Schädlinge einschließen können. Dann gibt es auch immer mehr Krankheitserreger und Schädlinge, die wir vor Jahren noch gar nicht kannten, beispielsweise den Asiatischen Laubholzbockkäfer. Der wurde mit Paletten und Verpackungsmaterial nach Deutschland eingeschleppt. Ihre Erfahrungen aus den vergangenen Jahren versprechen ja nicht gerade eine gute Prognose für die Neustadter Waldränder. Drohen denn in Zukunft mehr Fällungen? Es wird auf jeden Fall mehr Handlungsbedarf bestehen, schon wegen des trockenen Sommers in diesem Jahr. Der wird sich erst zeitverzögert bemerkbar machen. Ob es auch zu mehr Fällungen kommt oder ob pflegerische Maßnahmen ausreichen, wird sich erst noch zeigen müssen. Aber wir tun viel für den Baumnachwuchs, da bleiben nicht lange Lücken zurück. Natürlich dauert es einige Zeit, bis neue Bäume groß und stattlich sind, aber das ist der Kreislauf der Natur: Bäume sterben, neue Bäume wachsen, das gehört dazu.

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