Neustadt Es knirscht gewaltig

Es brodelt im Lambrechter Stadtrat, der am Dienstag im Rathaus tagt. Carsten Schindler will nach seinem Austritt aus der CDU zur
Es brodelt im Lambrechter Stadtrat, der am Dienstag im Rathaus tagt. Carsten Schindler will nach seinem Austritt aus der CDU zur Freien Wählergruppe wechseln.

Als Grund nennen Carsten Schindler und das Ehepaar Lorenz die Auseinandersetzungen mit der CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Helga Greb. Heinz Lorenz, der 48 Jahre in der Partei und viele Jahre Stadtbeigeordneter war, hat sich außerdem über den CDU-Gemeindeverbandsvorsitzenden Ralf Kretner geärgert. In der CDU-Stadtratsfraktion gebe es seit etwa einem Jahr einen „Zweikampf“ zwischen Helga Greb und ihm selbst, sagt Carsten Schindler. Er, der bis vor Kurzem auch Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Lambrecht und stellvertretender Gemeindeverbandsvorsitzender war, habe immer wieder gesagt, dass er mit der Arbeit und dem Auftreten der Fraktion und besonders der Vorsitzenden nicht einverstanden sei. Als Reaktion seien er und sein Sohn, der ebenfalls in der CDU aktiv ist, sowie seine Schwiegereltern persönlich angegriffen worden. „Ich diskutiere gern in der Sache, aber nicht, wenn es ins Persönliche geht“, sagt Schindler. „Ich möchte die Äußerungen von Herrn Schindler nicht kommentieren. Die Fraktion ist nicht für dessen Handlungsweise verantwortlich“, sagt Helga Greb auf Anfrage. Sie betont, dass es in der Fraktion zwar unterschiedliche Meinungen zu verschiedenen Themen und deshalb auch Diskussionen gegeben habe, „aber keine Konflikte“. Trotzdem habe sie mehrfach versucht, mit Schindler zu sprechen, „der hat aber alle Gesprächsangebote abgelehnt“, so Greb. „Schindler hat seine Familie mit hineingezogen“, sagt sie und verweist auf Mails, die dieser verschickt habe. Greb schätze Heinz Lorenz, der mehrere Jahre ihr Chef bei der Verbandsgemeindeverwaltung gewesen war, sehr. Sie habe versucht, „die Familie Lorenz von den Problemen fernzuhalten“. Deshalb habe sie das Ehepaar Lorenz besucht. Es sei ein sehr nettes Gespräch gewesen, „und am Ende haben wir uns umarmt“, sagt Greb. Schindler schildert dies anders. Greb habe an einem Sonntagabend bei seinen Schwiegereltern vor der Tür gestanden und diese persönlich angegriffen. Und auch Ingrid und Heinz Lorenz sagen, Greb habe sich über den Schwiegersohn und die Familie diskriminierend und beleidigend geäußert. Schindler hat nach eigenen Angaben zunächst nur den Vorsitz des Ortsverbands niedergelegt und ist aus der Fraktion ausgetreten. Es habe dann ein Gespräch mit dem CDU-Kreisvorsitzenden Markus Wolf und dem Gemeindeverbandsvorsitzenden Ralf Kretner gegeben. Er habe schon länger gewusst, dass im Lambrechter Ortsverband „nicht nur Friede, Freude, Sonnenschein herrscht“, sagt Wolf, „aber die Dimensionen wurden mir erst bei dem Gespräch klar.“ Er habe versucht zu schlichten, „das hat aber leider nicht geklappt“. Stattdessen trat Schindler nach dem Gespräch aus der Partei aus. Zwei Äußerungen seiner bisherigen Parteikollegen hätten ihn dazu veranlasst, sagt Schindler. Günther Greb, der Ehemann von Helga Greb und ebenfalls Stadtratsmitglied, habe gesagt, dass es erst wieder Ruhe gebe in der CDU, „wenn der Carsten weg ist“. Im Eifer des Gefechts habe er das gesagt, es aber nur auf die Fraktion und nicht auf die Partei bezogen, sagt Günther Greb auf Anfrage. Die zweite Äußerung sei von Andreas Ohler gekommen, ebenfalls Ratsmitglied. Dieser habe gesagt, dass Schindler die Partei schädige. Ohler habe sich für ein Parteiaustrittsverfahren ausgesprochen. Er habe das lediglich „als Frage in den Raum gestellt“, sagt Ohler, darauf angesprochen. Es sei zwar über ein Parteiausschlussverfahren gesprochen, aber von niemand gefordert worden, sagt Hans-Werner Herrmann, bis vor Kurzem stellvertretender Vorsitzender und nun kommissarischer Chef des Ortsverbands. Schindler sagt, ihm sei auch vorgeworfen worden, dass er Interna aus der Fraktion an Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller (FWG) weitergegeben habe. Für Lorenz seien Auslöser für Überlegungen über einen Austritt aus der Partei die Auseinandersetzungen mit Greb gewesen. Endgültig den Entschluss gefasst habe er nach einem Brief des Gemeindeverbandsvorsitzenden. Der habe sich bei Herrmann dafür bedankt, dass dieser kommissarisch den Vorsitz des Ortsverbands übernommen habe. Er habe aber mit keinem Wort erwähnt, dass Carsten Schindler fünf Jahre Vorsitzender des Ortsverbands war und in dieser Zeit sehr viel gemacht habe. Sein Schwiegersohn will sich trotz Parteiaustritts nicht aus dem Stadtrat zurückziehen. „Ich bin angetreten und von den Bürgern in den Rat gewählt worden, um in Lambrecht etwas zu bewegen, und das will ich auch weiter machen“, sagt Schindler. Er habe Gespräche mit FWG-Mitgliedern geführt und Interesse bekundet, in die Partei sowie in die Fraktion einzutreten. „Das sehen wir positiv“, sagt FWG-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Eberhardt. Viele aus der FWG würden Schindler aus der gemeinsamen Arbeit beim TSV Lambrecht kennen und ihn als Bereicherung für die Fraktion sehen. Das bestätigt Stadtbürgermeister Müller. Die Entscheidung werde in einer Fraktionssitzung am Freitagabend getroffen, teilt Eberhardt mit.

x