Nachklapp Geht auch „ein bisschen Krone“?

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Was die Pfalz in puncto Weinhoheiten vom Mittelrhein lernen könnte

Haben Sie die Bilder gesehen, diese Woche? Charles und Camilla, beide mit Krone. Beim King’s Speech konnte man die beiden wieder bewundern. Oder belächeln, je nachdem. Manche sprechen von Märchenwelt, andere fühlen sich ein bisschen an Fasching erinnert. Die Briten sind jedenfalls überzeugt von ihrer Monarchie, Glamour und Krone inklusive. Wir dagegen haben nur Frank-Walter Steinmeier und die Netflix-Serie „The Crown“.

Nun, bisher hatten wir zumindest einen kleinen Ersatz: die Weinhoheiten. Die im Gegensatz zu Charles immer jung, hübsch und weiblich sind beziehungsweise waren. Warum „waren“? In dieser Woche hat die Pfalzwein-Werbung beschlossen, dass die Pfälzische Weinkönigin mitsamt ihrer Krone der Vergangenheit angehören soll. Stattdessen soll ein (e) nicht-gekrönte(r) Pfalzwein-Botschafter (in), männlich oder weiblich, den pfälzischen Wein präsentieren.

Kleine Revolution ausgelöst

Wie bei der Abschaffung echter Monarchien hat das so etwas wie eine kleine Revolution ausgelöst. Manch einer ist generell empört und in Sorge um die Tradition, andere wegen der aus ihrer Sicht mangelhaften Kommunikation verärgert. Die Pfalzwein-Werbung habe das im Alleingang entschieden, so die Kritik. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen: recht so. Die Kombi junge Frau und Krone führe doch nur dazu, dass die Repräsentantinnen des Weines nur nach ihrem Aussehen beurteilt und als Fachfrauen nicht ernst genommen werden.

Ein weites Feld also. Ein Kompromiss scheint kaum möglich, weil „ein bisschen Krone“ schwierig ist. Und auch bei der Frage „Männer: ja oder nein?“ bedarf es ja einer eindeutigen Antwort. Doch ein Blick zum Mittelrhein zeigt, dass es durchaus möglich ist, das Amt der Weinkönigin zu verändern und weiterzuentwickeln, ohne gleich allzu radikal mit den Traditionen zu brechen.

Prinz ohne Krone

Am Mittelrhein ist die Wahl der Weinhoheit 2022 erstmals geschlechtsneutral ausgeschrieben worden. Unter den Bewerbern: Gero Schüler aus Bacharach. Schüler unterlag zwar bei der Wahl und wurde nur Prinz, aber immerhin. Auf den Fotos präsentiert er sich übrigens ohne Krone – neben drei Frauen, einer Königin und zwei Prinzessinnen, alle mit Krone.

Aus Gründen der Gleichberechtigung könnte man nun folgern: Wo es keinen Kronenzwang für Prinzen gibt, gibt es auch keinen für Königinnen und Prinzessinnen. Und ohne das Ding gleich komplett abzuschaffen, könnte man die Frauen einfach selbst entscheiden lassen, ob und wann sie es aufsetzen wollen. Bei der Weinmesse im Ausland vielleicht eher nicht, beim Weinfest in Deutschland schon. Nur so als Beispiel. Wie gesagt: ein weites Feld.

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