Neustadt Geldspritze für private Klima-Projekte: Was Neustadter mit der Kipki-Bürgerförderung anfangen

Macht alltägliche Besorgungen nun mit seinem Lastenrad: Heribert Hansen aus Branchweiler.
Macht alltägliche Besorgungen nun mit seinem Lastenrad: Heribert Hansen aus Branchweiler.

Für dieses Jahr ist die Frist für die Kipki-Bürgerförderung fast abgelaufen. Knapp 250 Anträge wurden bisher bewilligt. Welche Projekte Neustadter umgesetzt haben und wie es 2025 mit dem Zuschussprogramm weitergeht.

„Nach dem Regen der letzten Tage ist der Tank bis oben hin voll“: Michael Jung ist mit seiner neuen Zisterne zufrieden. Im Frühjahr wird er noch eine Pumpe anschließen, dann kann er seinen Garten bequem über ein Schlauchsystem bewässern. Schon immer habe er Wasser im Garten aufgefangen und zum Gießen benutzt, erzählt der Gimmeldinger. In der RHEINPFALZ liest er dann von der Kipki-Bürgerförderung. Nach einem Gespräch mit einem Energieberater der Verbraucherzentrale beschließt er, zwei Projekte einzureichen: neue Fenster und eine große Zisterne.

Die Beantragung der Kipki-Gelder sei einfach, sagt Jung. Im Mai reserviert er die Mittel per Online-Antrag. In der Förderrichtlinie findet er alle Voraussetzungen, zum Beispiel werden Zisternen erst ab 2000 Liter Fassungsvermögen gefördert. „Das hat für uns hervorragend gepasst“, sagt Jung. Denn genau so eine hat er sich zuvor im Internet ausgeguckt. Viele Zisternen werden platzsparend im Boden verborgen, Jung wollte jedoch aufwendige Grabungen in seinem angelegten Garten vermeiden.

Transport nicht förderfähig

Im August bestellt Jung die Zisterne. Seine Terrasse muss er ein wenig einschneiden, damit der Wassertank daneben Platz findet. Zum Schluss reicht er nur noch ein Foto und die Rechnung ein, dann bekommt er 40 Prozent der Anschaffungskosten von 560 Euro über Kipki – der Transport à 60 Euro ist aus der Förderung ausgeschlossen, was Jung nicht ganz nachvollziehbar findet.

Hat jetzt eine 2000-Liter-Zisterne, um seinen Garten zu bewässern: Michael Jung aus Gimmeldingen.
Hat jetzt eine 2000-Liter-Zisterne, um seinen Garten zu bewässern: Michael Jung aus Gimmeldingen.

Das Einzige, was bei der Kipki-Bürgerförderung nicht online abgewickelt werden kann: die Unterschrift, mit der Jung versichert, dass die Zisterne mindestens fünf Jahre in Benutzung sein wird. Diese Auflage gilt auch für alle anderen geförderten Projekte – und würde in dem Beispiel auch auf einen neuen Eigentümer übergehen, würde das Haus samt Zisterne verkauft.

„Kleiner Mitnahmeeffekt“

Der Energieberater der Verbraucherzentrale empfiehlt Jung Kipki ebenfalls für den Plan, einen Teil seiner Fenster zu erneuern. 7000 Euro zahlt er für vier Stück, pro Fenster erhält er 100 Euro aus dem Kipki-Topf. „Ein kleiner Mitnahmeeffekt“, resümiert Jung, den wundert, dass die Größe der Fenster bei der Förderung keine Rolle spielt. „Bei mehreren kleinen Fenstern hätte ich mehr Geld bekommen, da fehlt ein wenig der Anreiz.“ Die Vorgabe, dass die Fenster dreifach verglast sein müssen, war in seinem Fall kein Problem. „Das geht aber wegen der Dämmung nicht bei jedem Haus. Ist der Dämmwert der Fenster besser als der der Wand, kann sich Feuchtigkeit ansetzen“, erklärt Jung.

Das Thema Feuchtigkeit hat auch Jutta und Jürgen Koppenhöfer aus Mußbach beschäftigt. Nach dem Auszug ihres Sohnes wollen sie sein Zimmer neu herrichten. Angebote für den Austausch der bis dahin nur zweifach verglasten Fenster haben sie da schon eingeholt. Zusätzlich entscheiden sie sich, die Innenseite der Sandsteinwand rund um die Fenster dämmen zu lassen. Dafür winken 20 Prozent Förderung, maximal 1800 Euro. Eine Vorgabe: Die Dämmstoffe müssen aus nachwachsenden Rohstoffen, Recycling-Stoffen oder mineralischen Ursprungs sein. Daher werden Kalziumsilikatplatten verwendet, die aus Kalk, Quarzsand und Zellulosefasern bestehen.

Haben sich neue Fenster einbauen und eine Wand zusätzlich dämmen lassen: Jutta Koppenhöfer und ihr Mann Jürgen aus Mußbach.
Haben sich neue Fenster einbauen und eine Wand zusätzlich dämmen lassen: Jutta Koppenhöfer und ihr Mann Jürgen aus Mußbach.

Die Kipki-Förderung sei niedrigschwellig, sagt das Ehepaar, und der Aufwand für die Beantragung gering. Durch die geförderte Sanierung „hält der Raum spürbar länger warm“, sagt Jutta Koppenhöfer. Über kurz oder lang will Jürgen Koppenhöfer noch weitere Fenster erneuern – gut, dass die Kipki-Gelder bis ins Jahr 2026 aufgeteilt wurden (siehe Zur Sache).

Geld sparen, Umwelt schonen

Dass man bei der Kipki-Bürgerförderung auch an Lastenräder gedacht hat, freut Heribert Hansen. „Bisher wurden ja nur E-Autos gefördert, an E-Räder denkt normalerweise keiner“, meint der Rentner, der schon länger Autofahrten mit einem E-Bike ersetzt. Mit den Fördermitteln hat Hansen nun eine weitere Mobilitätsoption: Mit seinem Ersparten hat er sich ein Lastenrad gekauft. Im Schnitt kosten die rund 5000 bis 7000 Euro. Hansen hat allerdings auf „den Mercedes unter den Lastenrädern“ für 11.000 Euro gesetzt, der auf zwei Rädern nicht nur wie die meisten bis 25, sondern bis 45 Kilometer pro Stunde motorunterstützt fährt. „Das hatte ich schon beim E-Bike und wollte nicht mehr darauf verzichten.“ Die Reichweite liegt bei um die 100 Kilometern, „weil ich auch mal damit in den Urlaub fahren will“, erklärt Hansen. „Mit der abschließbaren Klappe kann ich samstags auf den Markt gehen, die vollen Taschen hinein packen und dann gemütlich weitereinkaufen.“

Die Beantragung der Fördermittel über 500 Euro sei „ganz einfach“ gewesen. Vom neuen Gefährt profitierten alle Seiten: „Man kann so Benzingeld sparen und die Umwelt schonen.“ Hansen hat zwar noch ein Auto, benutze es aber nur noch, wenn er mehrere Leute mitnehmen, ganz schnell irgendwo sein oder Zerbrechliches transportieren müsse. „Gäbe es Carsharing hier ganz in der Nähe, würde ich ganz aufs eigene Auto verzichten.“

Zur Sache: Kipki-Bürgerförderung 2024

Die 536.000 Euro aus der Kipki-Bürgerförderung sind auf die Jahre 2024 bis 2026 aufgeteilt, das heißt, für dieses Jahr standen 214.400 Euro bereit (Klimaschutz 180.000 Euro, Klimaanpassung 34.400 Euro). Seit Mai wurden 371 Anträge gestellt. Davon wurden laut Stabsstelle Klimaschutz, Klimaanpassung 247 bewilligt, rund 85.400 Euro sind bereits an Bürger ausgezahlt worden. Für 52 Projekte ließen sich Bürger Mittel reservieren, 44 Anträge wurden abgelehnt. 28 Anträge wurden zum Stichtag Mitte Oktober noch bearbeitet.
Zwei Gründe führten den Verantwortlichen in der Stabsstelle zufolge zur Ablehnung von Projekten: Zum einen ist keine Doppelförderung möglich. Das heißt im konkreten Beispiel, dass etwa Stromspeicher nur gefördert werden, wenn sie eine bestehende Photovoltaik-Anlage (PV) ergänzen, die aus der Erneuerbare-Energien-Gesetz-Förderung herausfällt. Nicht förderfähig sind ebenso wenig der Kauf einer neuen oder die Erweiterung einer bestehenden PV-Anlage, weil das im Sinne der Kipki-Förderrichtlinie nicht als Weiterbetrieb gilt.
Zum anderen wurden Anträge abgelehnt, weil sie sich auf Projekte beziehen, die bereits letztes Jahr umgesetzt wurden und damit aus dem Förderzeitraum herausfallen. Am häufigsten (222 Mal) wurden Balkonkraftwerke beantragt, 182 wurden bisher bewilligt, Mittel für 31 Stück sind reserviert, neun solcher Anträge wurden abgelehnt.
Vollständige Anträge – das heißt, das Projekt ist komplett umgesetzt und alle Nachweise wie Fotos und Rechnungen liegen vor – können noch bis zum 15. November eingereicht werden. Mittelreservierungen sind erst wieder 2025 bei der nächsten Förderrunde – laut Stadt voraussichtlich ab April – möglich. Alle Infos unter www.neustadt.eu/kipki-buergerfoerderung.

Mehr zu Thema lesen Sie hier:Kipki-Bürgerförderung angelaufen: So kommen Sie ans Klima-Geld

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