Neustadt Global Player an den Plattentellern

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Hassloch. Ist er nicht im Studio, arbeitet er nachts bis in die frühen Morgenstunden – und das gerne auch außerhalb der deutschen Grenzen: Simon Lang aus Haßloch ist „DJ Rapture“ und liebt es, sein erwartungsvolles Publikum in alltagsferne Feierlaune zu versetzen. Schließlich bedeutet Rapture „Entrückung“. Der 31-Jährige ist in seinem Element, wenn die Plattenteller heiß laufen.

Eigentlich fühle er sich an vielen Orten der Welt zu Hause, erzählt er, weil seine Arbeitswelt ihn mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten in Europa und Übersee zusammenbringe. Als Disc Jockey (DJ) wird er nicht nur als Geschäftspartner von Diskotheken oder zu größeren Veranstaltungen gebucht, er hat sich auch in der Szene durch seine Chart-Hits einen Namen gemacht. „Hip Hop ist einfach international verbindend“, freut er sich als multikulturell arbeitender DJ, Produzent und Songwriter. An der Produktion für eine asiatische Rap-Gruppe seien so beispielsweise neben ihm selbst ein Songwriter aus Atlanta, ein kubanischer Organisator, Tontechniker aus Los Angeles und Las Vegas sowie eine „Topvisagistin“ aus Miami beteiligt. Und für den Videoclip würden dann noch „klasse Models aus Brasilien“ ins Boot geholt. „Welche Titel ankommen, hängt vom Event ab. Was am einen Ort funktioniert, funktioniert am nächsten gar nicht. Da hilft dann meine Erfahrung“, meint Lang selbstbewusst zu seinem Titelrepertoire. Habe er früher noch abendfüllendes Programm abliefern müssen, komme er dank seiner Erfolge inzwischen als Topact erst nach Mitternacht für zwei bis drei Stunden Party zur DJ-Arbeit vorbei. Eigenkompostionen wie „Shake Dat“, „Hell Yeah“ zusammen mit dem Texter Valentino Moroder oder der neueste Hit „Overboard“ des „Touch the sky“-Teams mit Sänger und Songwriter Najja stünden auf vorderen Plätzen in den Deutschen Black (Urban) Charts und würden zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen gespielt. Auch das im Jahr 2007 von ihm mitgegründete Produzententeam „Clubcrushers“ habe sehr erfolgreiche Titel aus den Genres Hip Hop, R & B, Crunk, Dancehall und Popmusik am Markt. Sie zählen mehrere Millionen Interessenten in der Szene auf Videoportalen und haben sich einflussreich und finanziell lukrativ platziert, Radiogastauftritte inklusive. Verkäufe in dieser Branche liefen kaum noch über CD, sondern über Downloads und Streaming-Dienste, stellt Lang klar. Der Rap der Stilrichtung Hip Hop lege viel Wert auf eingängige Refrains zur amerikanischen Musik, betont er. Die könne man in Englisch, das er ausschließlich verwendet, besser als in deutscher Sprache kreieren, meint er zu den im Ursprung sozialkritischen, oft aber auch umstrittenen, weil sexistischen oder gewaltverherrlichenden Texten der Szene. Seine Hauptkäufergruppe seien zumeist die bis 30-Jährigen. Für den Beat entwickelten DJs mit der Zeit ein ganz besonderes Gehör neben ihren handwerklichen Fähigkeiten. Wenn er mit den Profi-Plattentellern, die für beste Hörerlebnisse an ausgefeilte Mischpult- oder PC-Technik angeschlossen würden und stufenlose Geschwindigkeiten fahren könnten, im Hip Hop typische Songvariationen durch rhythmisches Hin- und Herziehen (Scratchen) und Wiederholen von Songpassagen (Cutten) vornehme oder Tonpassagen auslasse, kontrolliere er auf dem einen Ohr über Kopfhörer nur die Bässe, auf dem anderen Tonhöhen und Tempo des Songs. So könne er auch Beats verschiedener Songs mixen. Thematisch zueinander passende Songs enthalte seine Mixtape-Serie „Best of Hip Hop & RnB 4REAL“, die mit Events in Mannheim und Würzburg sehr erfolgreich laufe. Der weitere Schritt seien dann Eigenkompositionen. Lang ist durch seine zahlreichen Auftritte im ganzen Bundesgebiet, in Österreich, Spanien, der Türkei bis nach Kanada zur Zeit Vollzeit-DJ. Er habe sein Studium der Betriebswirtschaft, das er in Kaiserslautern begonnen und dann auf Fernstudium umgestellt habe, derzeit erst einmal auf Eis gelegt, um ganz seiner Rolle als DJ gerecht zu werden. Eingestiegen sei er als 14-Jähriger. „Ich habe Feuer gefangen, als ich im Haßlocher Jugendzentrum ,Blaubär’ einen DJ Workshop besucht habe“, berichtet er über den glücklichen Zufall, dass er und zwei Freunde als Kleingruppe damals so intensiv einsteigen konnten. „Ich habe Eastcost-Platten gesammelt“, erinnert er sich an die für ihn interessantesten Hip-Hop-Hits auf amerikanischen Alben. Der Workshop im „Blaubär“ habe damals die Grundlage geliefert, um nach intensivem Training Techniken wie geschmeidiges Vor- und Zurückziehen der Platten, zwei Platten miteinander zu synchronisieren oder mit mehreren übereinander gelegten Stücken, neue Sounds zu kreieren, zu beherrschen. Die Kreativität des DJs hin zum Musikkünstler habe ihn später begeistert. Zwar ist Lang normalerweise bei großen Events mit mehreren tausend Besuchern – im Sommer auch im Freien, an Stränden, in Schwimmbädern – zu finden. Doch ab und zu darf es durchaus auch mal regional und eine Nummer kleiner sein – so am 31. Oktober, wenn der Haßlocher in der recht intimen Star-Lounge in der Karl-Helfferich-Straße in Neustadt erwartet wird.

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