Neustadt „Hallo, ich bin die Frau von den Plakaten“

Gabriele Flach (rechts) im Gespräch mit Irene Leibrecht. Timo Glaser ist der Türöffner.
Gabriele Flach (rechts) im Gespräch mit Irene Leibrecht. Timo Glaser ist der Türöffner.
Timo Glaser

(CDU), Ortsbürgermeister in St. Martin, klingelt. Über die Sprechanlage sagt er seinen Namen. „Ha, und schon geht die Tür auf“, sagt Gabriele Flach lachend. Sie nutzt den im ganzen Dorf bestens bekannten Ortschef quasi als Türöffner. „Es ist bei den Haustürbesuchen immer jemand vom Ortsverband dabei. Es ist immer gut, wenn ein bekanntes Gesicht zugegen ist“, erzählt Flach. In zwölf bis 13 Terminen versucht sie, die rund 8500 Einwohner in der Verbandsgemeinde zu erreichen, um sich ihnen persönlich vorzustellen. „Hallo, ich bin die Frau von den Wahlplakaten“, macht sich Flach bei Irene Leibrecht bekannt. „Ich habe Sie am Sonntag beim Schorlefest gesehen“, erwidert die St. Martinerin, freut sich aber über den persönlichen Hausbesuch. „Es ist schon besser, wenn man weiß, wer sie ist.“ „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Der Mann im nächsten Haus kommt erwartungsvoll auf die Besucher zu. Sie möchte, dass man sie nicht nur auf Plakaten und Wahlbroschüren sehe und auch mal ihre Stimme höre, antwortet ihm Flach. „Also, die Plakate fallen mir auf – als wenn Sie mir mit Ihren Augen folgten“, erzählt der Mann amüsiert und spricht die Tatsache an, dass Flach keinen Gegner im Wahlkampf hat: „Das ist ja eine ganz aussichtsreiche Veranstaltung für Sie.“ Gabriele Flach kommt mit ihm ins Gespräch: „Aber eine hohe Wahlbeteiligung ist auch wichtig. Mir ist wichtig zu wissen, dass die Bürger auch hinter einem stehen.“ Dass es bei der Wahl keine Gegenkandidaten gibt, beschäftigt auch andere St. Martiner. „Und es gibt wirklich nur Sie? Da habe ich ja gar keine Wahl, oder?“, stellt ein anderer Mann schmunzelnd fest. Doch Flach und Glaser klären ihn auf, dass er Ja oder auch Nein auf dem Wahlzettel ankreuzen könne. „Was passiert, wenn es mehr Neinstimmen gibt?“, will der Mann noch wissen. Dann müsse „das Ganze noch einmal neu aufgerollt werden“, antwortet ihm Flach. „Wir kommen auf jeden Fall zur Wahl“, verspricht der Mann. „Wenn unsere Kinder schon wählen dürften, würden sie auch zur Wahl gehen“, ergänzt seine Ehefrau, die vom Besuch Flachs angetan ist. „Und Sie laufen jetzt wirklich von Haus zu Haus?“, hakt sie noch nach und lädt die Kandidatin sowie Timo Glaser auf einen Espresso ein. Doch beide winken freundlich ab, wollen sie an diesem Nachmittag doch noch weitere Wähler erreichen. Das klappt übrigens nicht immer. „Wir haben hier das Pech, dass in dieser Straße einige Weinbaubetriebe sind“, ahnt Glaser, warum so mancher Bewohner während der Weinlese nicht zu Hause ist. Vorgestern in Kirrweiler habe man hingegen 95 Prozent der Leute angetroffen, erzählt Flach. „Manchmal ist aber auch die Suche nach der Klingel eine Herausforderung“, stellt sie fest, als sie weder an Hof- noch Haustüre eine Schelle findet. Ein anderes Mal wird zwar die Tür geöffnet. Doch der kleine Bub, der alleine zu Hause ist, ist noch lange nicht wahlberechtigt. Flach drückt ihm kleine Tüten mit Gummibärchen in die Hand. „Und sag Deinen Eltern, dass wir da waren“, ergänzt sie noch. Die Erwachsenen bekommen neben Informationsmaterial einen Schreibblock und Kugelschreiber. „Das kann man doch immer gebrauchen“, sagt Flach und drückt die Sachen einem Mann in die Hand. „Bei der Ortsbürgermeisterwahl 2014 haben wir kleine Flaschen Wein verteilt – und 2009 waren es Brötchen“, erinnert sich Timo Glaser. Damals sei alles „zu 100 Prozent gesponsert worden“. Im Restaurant Grafenstube treffen Flach und Glaser Inhaberin Gabriele Neuner an. „Ich habe gerade überlegt, woher ich Sie kenne – Sie sind die Frau Flach?“, fragt Neuner, deren Mann Peter für Grundschulen und Kindergärten in der Region Essen zubereitet. „Und Sie sind wirklich die einzige Kandidatin?“, schiebt sie eine weitere Frage nach. Flach erzählt, dass sie dies auch gewundert habe. Es sei eine Sache, gegen einen anderen zu gewinnen, aber „man will ja auch die Bürger hinter sich wissen“. An einer anderen Haustüre wundert sich eine Frau über den persönlichen Besuch und „dass Sie noch so große Wahlplakate aufhängen – es gibt ja nur Sie“. Timo Glaser kontert: „Auch die Guten müssen sich präsentieren.“ Schlagfertig zeigt sich auch Gabriele Flach, als ihr ein Winzer viel Erfolg wünscht. „Und Ihnen viele Oechslegrade“, ruft sie ihm zu.

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