Neustadt „Herr Johannes wurde von Spielern erpresst“

NEUSTADT. Wie es beim Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt weitergehe, werde sich laut dem kommissarischen Vorstandsmitglied Jürgen Johannes erst in den kommenden Wochen ergeben, weshalb sich bis dahin niemand von den Verantwortlichen offiziell äußern wolle. Der am vergangenen Samstag verabschiedete Trainer Demir Hotic stand unserem Mitarbeiter Thomas Dill-Korter allerdings gestern für ein Gespräch zur Verfügung.

Herr Hotic, wie geht es Ihnen ohne Verantwortung für den VfL Neustadt?

Mir geht es gut, wobei ich immer noch intensiven Kontakt mit den Spielern habe. Viele fragen mich, wo ich hingehe. Einige Spieler sind jedenfalls sehr enttäuscht. Gibt es Spieler, die Ihrem Wissen nach den Verein definitiv verlassen werden? Shkodran Rexhaj hat mir auch bereits mitgeteilt, dass er nicht mehr für den VfL spielen wird, und Yvan Doum Choubdie ist ja schon länger wieder weg. Am kommenden Donnerstag wollen sich alle zusammensetzen. Jürgen Johannes antwortete auf die Frage, warum die Spieler, die suspendiert wurden, letztendlich doch weiter spielen durften, mit dem Satz „Das haben wir intern geregelt“. Können Sie für mehr Klarheit sorgen? Herr Johannes wurde von Spielern der Zweiten Mannschaft erpresst. So etwas mache ich aber nicht mit. Als Hauptgrund für Ihre Ablösung wurde die Finanzsituation des VfL genannt. Sie haben betont, dass Sie für Einsparungen sorgten. Können Sie dies erklären? Ich habe einige Spieler aussortiert, die monatlich 400 Euro erhielten. Diese Verträge hat der frühere Spielleiter, der sich ansonsten nur um die zweite Mannschaft gekümmert hat, noch gemacht. Dafür habe ich unter anderem mit Aleksandar Pranjes und Shkodran Rexhaj zwei Regionalligaspieler geholt, die ablösefrei waren. Kein Spieler, den ich verpflichtet habe, erhielt mehr als monatlich 250 Euro, auch Rexhaj nicht, obwohl dieser zu jedem Spiel und Training von Enkenbach kommen musste. Spielern anderer Vereine, die sich mir angeboten haben, aber mehr Geld wollten, habe ich gleich gesagt, dass sie das in Neustadt nicht bekommen können. Ich habe jedenfalls die monatlich für die Mannschaft entstandenen Kosten um mehr als die Hälfte gesenkt. Dann muss man auch noch berücksichtigen, dass das Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, der ohne Gage gekommen ist, auch viel Geld in die Kasse gebracht hat. Trotzdem gab es Kritik an Ihrer Person. Von denen, die mich kritisierten, habe ich am Samstag bei unserem letzten Spiel kaum einen gesehen. Daran konnte man erkennen, wie sehr diese den VfL unterstützen und sich mit ihm identifizieren, nämlich gar nicht. Was hat Ihnen sonst missfallen? Ich bin auch von den Vertretern der Stadt Neustadt, die sich für den VfL anscheinend überhaupt nicht interessieren, enttäuscht. Da hat sich kaum jemand bei uns blicken lassen. Sie haben bereits in der vergangenen Woche geäußert, dass Sie dem Verein erhalten bleiben, als Mitglied. Und sonst? Den Kontakt zu den fünf Spielern, die in der Winterpause kommen wollen, habe ich noch hergestellt. Wo gibt es das sonst noch, dass sich ein ausscheidender Trainer noch um solche Dinge kümmert? (dil/Foto: LM)

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