Neustadt „Hoffentlich wird er nicht zu warm!“

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Er war zwar als Vertreter der Bundeswehr, genauer gesagt des Kreisverbindungskommandos Neustadt, im Saalbau, aber er denkt über den Tellerrand hinaus: Was Herbert Doll kurz nach der Ansprache des Oberbürgermeisters als Erstes loswerden wollte, war, dass Hans Georg Löffler „wie jedes Jahr die Feuerwehr und das THW vergessen“ habe. Doll hätte sich gewünscht, dass das Stadtoberhaupt diese für die Stadt so wichtigen Institutionen namentlich erwähnt. Ansonsten waren Doll und seine Frau Stefanie Hartmeyer-Doll, die ihren Mann gestern nach rund zehn Jahren zum ersten Mal zum Empfang begleitete, mit Löfflers Rede zufrieden. „Er hat alle entscheidenden Punkte angesprochen“, sagte die Debütantin. Neue Ziele habe Löffler nicht formuliert, das stehe im Gegensatz zu ihrer eigenen Situation: Doll hat sich als Rechtsanwalt in einer Neustadter Kanzlei selbstständig gemacht und hofft auf ein erfolgreiches erstes Jahr. Zwei Vertretern des Technischen Hilfswerks (THW) war natürlich ebenfalls aufgefallen, dass Löffler ihre Organisation nicht erwähnt hat: „Das ist normal“, sagte Peter Schäfer, der stellvertretende Ortsbeauftragte des Neustadter THW, konnte das aber gut verschmerzen. „Er hat die in Neustadt ansässigen Behörden, Vereine und Institutionen begrüßt, da gehört das THW ja dazu“, ergänzte der Ausbildungsbeauftragte Richard Nickodemus. Schäfer hatte mit Interesse Löfflers Ausführungen zur Flüchtlingssituation verfolgt und ergänzte: „Auch wir leisten sehr viel Arbeit in der Flüchtlingshilfe, das kam jetzt nicht so zur Sprache. Aber für das THW ist es zurzeit das größte Projekt.“ Beide genossen es, gestern Abend „Gespräche in entspannter Atmosphäre“ führen zu können. „Manches fällt hier auf fruchtbaren Boden“, sagte Nickodemus. Kooperationen mit einigen Anwesenden gebe es natürlich schon, aber es bestehe die Möglichkeit, diese noch ein bisschen zu intensivieren. Alle Hände voll zu tun hatten wieder die Helfer der Trachtengruppe, die sich wie schon seit vielen Jahr um den Ausschank kümmerten. „Aber das ist keine Arbeit, das macht Spaß“, betonte Ingrid Hockenberger. Man treffe viele Leute und könne „ein bisschen quatschen“. Könne man schon, aber nicht sehr lange, „denn dann muss man ja weitermachen“, sagte Hockenbergers Kollegin Renate Gebhart und schaute sich in ihrer Tracht auch gleich wieder um, wo sie ein Glas nachschenken könnte. Seit zehn oder 15 Jahren seien sie dabei, genau wisse sie das gar nicht, erzählte Hockenberger so vergnügt, dass man davon ausgehen kann, dass sie auch in den nächsten Jahren dabei sein wird. Mit besonderen Gefühlen verfolgte Christoph Sommer die Rede des Oberbürgermeisters. Denn der 34-Jährige wusste, dass an deren Ende sein Wein zum Ausschank kommen wird. „Er wurde ja schon früh eingeschenkt, und ich dachte die ganze Zeit: Hoffentlich wird er nicht zu warm!“ Schließlich war es dem Jungwinzer aus dem Hambacher Weingut Sommer wichtig, dass sein Tropfen den rund 800 Gästen auch mundet. Dass sich sein 2014er Hambacher Riesling „Heimaterde“ gegen mehr als 30 Erzeugnisse, die von Neustadter Weingütern eingereicht worden waren, letztlich für den Neujahrsempfang durchgesetzt hatte, machte ihn „superstolz“. Natürlich gehöre auch ein bisschen Glück dazu bei der hohen Qualität der Konkurrenten. Sommers Wein kam offensichtlich gut an: „Es hat sich niemand beschwert.“ Sehen und gesehen werden: Unter dem Motto stand der Abend für den Neustadter Unternehmer Gerd Job. „Das ein oder andere Gespräch führt dann auch zu einem Geschäft“, gab der 58-Jährige unumwunden zu. Begeistert ist er stets aufs Neue von der Big Band des Leibniz-Gymnasiums: „Für mich als Jazz-Musiker ist das immer wieder ein Highlight.“ Löfflers Rede fand Job „soweit in Ordnung“, der Oberbürgermeister habe „alles angesprochen, was aktuell ist“. Dass Löffler diesmal auf die Präsentation der Haushaltszahlen verzichtet habe, sei sehr gut gewesen, den Part empfand er stets als „etwas schleppend“. Dauergast beim Neujahrsempfang ist Werner Leuppert. Schon als Jugendlicher sei er mit seinem Vater hergekommen, erzählte der 59-Jährige: „Als Neustadter kennt man die Leute, und hier trifft man sie.“ Seine Frau, die nicht mit aufs Foto wollte, sieht es ähnlich: „Ich komme her, weil man einmal im Jahr Leute sieht, die man sonst nicht sieht.“ Löffler habe in seiner Ansprache auch mit Blick auf die Flüchtlinge „nichts beschönigt“, sagte Werner Leuppert zur OB-Rede. (ffg)

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