Neustadt Im Ausnahmezustand

Geduld bewahren und abwarten: Anwohner und Einsatzkräfte am Samstagabend zwischen „Lichtblick“ und Lidl-Einkaufsmarkt.
Geduld bewahren und abwarten: Anwohner und Einsatzkräfte am Samstagabend zwischen »Lichtblick« und Lidl-Einkaufsmarkt.

Der Lidl-Parkplatz in der Talstraße ist hell erleuchtet, der Eingangsbereich geöffnet. In einem Zelt ist die Einsatzzentrale von Polizei, Feuerwehr, DRK und Technischem Hilfswerk untergebracht. Anwohner im Umkreis von 250 Metern des Fundorts – betroffen sind die Talstraße 11 bis 17, die Amalienstraße 1 bis 15 und die Karolinenstraße 7 bis 25, insgesamt über hundert Menschen – haben ihre Häuser verlassen müssen, viele warten nun und werden versorgt. Für Kleinkinder wird die Kindertagesstätte in der Hetzelstraße aufgesperrt. Es ist gegen 21.30 Uhr am Samstag. Rund anderthalb Stunden zuvor hat ein Gegenstand, der einem Sprengsatz ähnelt, im Schuppen der Tagesbegegnungsstätte „Lichtblick“ in der Amalienstraße 3 den Einsatz ausgelöst. Etwa um 20 Uhr war die Meldung bei der Polizei eingegangen. Ein ehrenamtlicher „Lichtblick“-Mitarbeiter hatte im Schuppen jene Dinge sortiert, die bei der Tagessbegegnungsstätte für einen karitativen Zweck abgegeben werden. Er zeigte den entdeckten Gegenstand einer Kollegin, dann verständigten beide die Polizei . „Das ist richtig gewesen“, erklärt „Lichtblick“-Leiter Hans Eber-Huber, der ebenfalls am Einsatzort ist – zumal manchmal auch einfach so Sachen abgestellt würden, also ohne Rücksprache. Während die Anwohner, die ihre Häuser zur Sicherheit verlassen mussten, viel Geduld an den Tag legen, kommen die Delaborierer des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts (LKA) zum Einsatz. Sie sind Spezialisten für Sprengstoffe und Sprengkörper. Der Gegenstand wird auch geröntgt. Um 23 Uhr bestätigt sich dann das, worauf alle gehofft haben: Er ist harmlos. „Es ist ein selbst gebastelter Akku-Pack“, informiert Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein als Einsatzleiter. Mehrere Akkus inklusive einer Platine seien zusammengelötet und mit einem Klebeband umwickelt worden. Oben drauf habe eine Batterie gesessen, auch ein Schalter sei vorhanden gewesen. „Insgesamt etwa so groß wie eine Schuhschachtel“, sagt Klein. Das LKA habe zwar vermutet, dass es sich nicht um einen Sprengsatz handelt, habe das aber auch nicht ausschließen können, „weil der Gegenstand schon sehr danach ausgesehen hat“. Eine klare Absage erteilt Klein jenen Gerüchten, die im Internet kursieren: „Es gab keine Bombendrohung.“ Kurz nach 23 Uhr dürfen die Menschen in ihre Häuser zurück. Um 23.20 Uhr herrscht wieder freie Fahrt auf der Bahnstrecke Kaiserslautern–Mannheim. Bis gegen Mitternacht bleiben aber noch Straßen gesperrt, damit alle wohlbehalten zurück können und kein Chaos ausbricht. Gesperrt war bis dahin zwischen der Kreuzung Zwockelsbrücke bis 50 Meter hinter der Hetzelanlage in Richtung Westen, außerdem die Karolinenstraße. Südwest

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