Neustadt Jede Menge gute Gründe

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NEUSTADT. Die Pfalz und ihre Menschen sind nicht nur bunt, sondern geradezu schillernd. Und einfach anders im positiven Sinne sowieso: lebenslustig, feierfreudig, großzügig, heimatverliebt und trotzdem weltoffen. Die beiden Journalisten Kerstin Bachtler und Heinz Moosmann, die das sagen und in ihrem Buch „111 Gründe, die Pfalz zu lieben“ aufgeschrieben haben, müssen es wissen – sie stammen schließlich selbst von hier. Buchpremiere ist morgen im Otto-Dill-Museum in Neustadt.

„Wir waren selbst überrascht, wie viel Neues wir über die Pfalz gelernt haben, als wir für dieses Buch recherchiert haben“, sagen die beiden Autoren, die als Redakteure beim Südwestrundfunk (SWR) auch beruflich viel in der Region rumkommen. Sie haben in mühevoller Kleinarbeit viel Schönes, Kurioses, Interessantes, Liebenswertes, Leckeres, Verehrungswürdiges, Merkwürdiges und Spannendes gefunden, darunter auch vieles, was selbst Einheimische, die sich gut mit ihrer Heimat auskennen, noch überraschen dürfte. So kommen insgesamt 111 Gründe zusammen, die die Pfalz liebenswert machen und die Bachtler und Moosmann in zwölf Kapiteln vor dem Leser ausbreiten. Wobei sich – sie ist Vorder-, er Westpfälzer – eine gewisse geografische Arbeitsteilung quasi von selbst ergab. Der allererste Grund, die Pfalz zu lieben, ist einer, der sich Nicht-Pfälzern nicht sofort erschließt, der hiesige Dialekt nämlich, dem nicht zuletzt der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl und das vielfache Antitalent Daniela Katzenberger bundesweite Aufmerksamkeit verschafft haben. Dabei heben Bachtler und Moosmann nicht nur auf die Aussprache, etwa das charakteristische „CH-Problem“ („nischt“ statt „nicht“), ab, sondern auch auf Eigentümlichkeiten des Wortschatzes wie „Debbisch“ für Wolldecke oder grammatikalische Abweichungen etwa bei den Artikeln. Klar, dass die beiden Autoren dabei eine Sache besonders ärgert: dass das Saarländische bei den bundesweiten Dialektrankings fast immer besser bewertet wird als das Pfälzische. Breiten Raum geben die beiden Fernseh- und Radiojournalisten auch den Superlativen, mit denen sich die Region so gerne schmückt: das größte Weinfest und das größte Weinfass der Welt (beides in Bad Dürkheim), das größte Rieslinganbaugebiet der Welt, die größte Chemiefabrik der Welt (BASF), das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und wahrscheinlich auch die größten Weingläser weit und breit – solche Höchstleistungen sind nur ein paar Gründe, die den Pfälzer glücklich und zufrieden machen. Kein Wunder, dass die Pfalz auch jede Menge berühmte Menschen hervorgebracht hat, Sänger, Schriftsteller, Erfinder, Politiker, Schauspieler und viele mehr, von denen viele ebenfalls im Buch vorgestellt werden. Und dann gibt es natürlich auch noch Institutionen, die jedem ins Auge springen, den Speyerer Dom etwa oder den FCK (dem allerdings auch ein eigenes Buch der „111 Gründe“-Reihe gewidmet ist). Wie das Thema Wein schon andeutet, sind die Pfälzer besonders, wenn es ums Essen und Trinken geht, an vorderster Front zu finden. Sie sind eben ein lebenslustiges und trinkfestes Völkchen, woraus sie auch keinen Hehl machen. Und klar ist auch, dass die Schoppe die „Dischbedierfreudischkeit“ besonders fördern. Der Pfälzer und natürlich auch das ihm angetraute weibliche Pendant diskutiert gerne und lange und gnadenlos, wenn nötig, bis das Gegenüber die Flucht ergreift. So schildern Bachtler und Moosmann auch, dass die Pfälzer ohne Anhang quasi nicht existent sind. Sie treten meist in Gruppen auf. Je mehr Leute um sie herum sind, desto seliger sind sie. Und sie alle glauben fest daran, dass die Pfalz das letzte Paradies auf Erden ist. Nicht genug: Im schönen Neustadter Ortsteil Hambach liegt auch die Wiege der deutschen Demokratie, der geschichtsträchtige Sandsteinkasten, wie die Autorin das Schloss bezeichnet, wo am 8. Mai 1985 Ronald Reagan, der damalige US-Präsident, mit großem Tamtam zu Gast war. Ohne jene Patrioten, die vom 27. Mai bis zum 1. Juni 1832 beim Hambacher Fest so lautstark für Freiheit, nationale Einheit und Mitspracherecht protestiert hätten, gäbe es heute vielleicht noch immer Kaiser und Könige im Lande. Und es gibt auch eine Pfälzerin, die es wagt, die schönsten Pfälzer Männer in einem Ort zu lokalisieren. Die musikalisch begabte Gimmeldinger Ortsvorsteherin Claudia Albrecht hat diese Tatsache sogar in einer von ihr selbst komponierten Hymne festgehalten: „Alle schlecken sich die Finger noch me Gimmeldinger.“ Fazit: Kerstin Bachtler und Heinz Moosmann ist ein Werk gelungen, das gleich in mehrfacher Hinsicht seinen Zweck erfüllt: Ob als Geschichtsbuch, als Reiseführer oder einfach zur Unterhaltung – „111, Gründe“ erlaubt viele Herangehensweisen. „Es hat uns einen Mordspaß gemacht, dieses Buch zu schreiben“, sagen Bachtler und Moosmann. Ach was Spaß, „bassemoluff, jetzt ganz am Ende werden wir zwei Pfälzer doch noch pathetisch: Es war uns eine Ehre!“ Termin/Lesezeichen Die  Buchpremiere morgen, Dienstag, 20 Uhr, im Otto-Dill-Museum ist ausverkauft. Das Taschenbuch (Kerstin Bachtler und Heinz Moosmann: „111 Gründe die Pfalz zu lieben. Eine Liebeserklärung an die schönste Region der Welt“) ist im Schwarzkopf-Verlag erschienen, hat 288 Seiten und kostet 9,99 Euro. (wij)

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