Neustadt Kampfabstimmung im Herrenhof?

«Neustadt-Mussbach.» Der Mußbacher Uwe Kreitmann, ein Urgestein der Herrenhof-Mannschaft, wird bei der Mitgliederversammlung der Fördergemeinschaft am Montag im Festsaal des Herrenhofs als Vorsitzender kandidieren. Kreitmann wäre, wie er gegenüber der RHEINPFALZ erklärte, gegebenenfalls auch bereit, gegen den langjährigen Vorsitzenden Gustav-Adolf Bähr anzutreten. Abgestimmt wird dabei noch nach der alten Satzung, denn die neue, die die Mitgliederversammlung im Juli beschlossen hat, ist noch nicht in Kraft.

Die Neuwahl des Vorstands hätte bereits beim traditionellen Termin der Mitgliederversammlung Anfang Juli angestanden. Stattdessen war diese dann aber zu einer außerordentlichen Versammlung umfunktioniert worden, bei der eine neue Satzung verabschiedet werden sollte (wir berichteten). Das Ergebnis damals nach vier Stunden heißer Diskussion: eine überarbeitete Satzung, bei der nicht mehr ein Vorsitzender und ein Stellvertreter an der Spitze des Vereins stehen sollen, sondern ein Vorstandstrio. Man hoffte dadurch, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen und so leichter einen Nachfolger für den gesundheitlich angeschlagenen Bähr zu finden, der seit Gründung der Fördergemeinschaft 1983 Vorsitzender ist und sich große Verdienste um das Kulturzentrum erworben hat. Doch nun muss am Montag doch nach den Regeln der alten Satzung gewählt werden. Das zuständige Registergericht am Amtsgericht Ludwigshafen habe die neue Satzung noch nicht überprüft, und erst wenn dies gesehen sei, könne sie in Kraft treten, berichtet Kassenwart Hermann Bleiholder, einer der Initiatoren der Neuregelung. „Die vielen Aufgaben, die wir haben, können von nur zwei Vorsitzenden nicht bewältigt werden“, zeigt er sich weiterhin überzeugt. Bleiholder bedauert, dass „der beste Mann“ für das Amt des Vorsitzenden nicht zu einer Kandidatur überredet werden konnte. Er meint damit Markus Dorner. Der wäre auch Bährs Wunschkandidat gewesen. Doch Dorner, der gemeinsam mit seiner Frau Eleen das „Puppentheater Dornerei“ betreibt, das seinen Stammsitz in der Herrenhof-Parkvilla hat, leitet auch noch das Museum für Puppentheater-Kultur in Bad Kreuznach und ist als Puppenspieler und Regisseur in ganz Europa engagiert. Wegen dieser beruflichen Belastung wollte er sich den (ehrenamtlichen) Chefposten bei der Fördergemeinschaft nicht auch noch aufladen. Bähr hatte im Juli auf Anfrage der RHEINPFALZ geantwortet, dass er nicht vorhabe, noch einmal zu kandidieren. Doch jetzt sagte der 80-Jährige auf Nachfrage sibyllinisch, er müsse eigentlich noch einiges zu Ende bringen. Es gebe Hinweise, dass Bähr sich überlege, noch einmal anzutreten, berichten auch Bleiholder, Kreitmann und andere Mußbacher. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es um die Zusammenarbeit im Vorstand in letzter Zeit nicht zum Besten stand. In dem Verhältnis Bleiholder und Kreitmann zu Bähr gibt es Spannungen. „Ich habe alle gefragt, die ich für das Amt des Vorsitzenden für geeignet halte, doch keiner will kandidieren“, sagt Bähr. Kreitmann, der seit vielen Jahren Schriftführer der Fördergemeinschaft ist, hat er offensichtlich nicht gefragt. Der will sich auf Anfrage der RHEINPFALZ erst nicht äußern, bestätigt dann aber auf mehrfache Nachfrage, „dass ich meinen Hut in den Ring zur Wahl des ersten Vorsitzenden geworfen habe“. Kreitmann ist seit 1987 Mitglied der Fördergemeinschaft und leitet seit vielen Jahren die Kleinkunstreihe „Kabarettissimo“, die er 1997 selbst aus der Taufe gehoben hat. Auch viele Mitglieder seiner Familie engagieren sich für das ehemalige Johannitergut im Herzen Mußbachs. „Die Fördergemeinschaft und der Herrenhof sind Teil meines Lebens“, sagt Kreitmann. Er wolle die Fördergemeinschaft „teamfähig und fortschrittsorientiert“ machen. „Ich werde auf jeden Fall antreten“, sagt Kreitmann auf die Frage, ob er gegebenenfalls auch gegen Bähr kandidieren würde. Er wisse nicht, ob Bähr noch einmal Vorsitzender werden wolle. Nach Informationen der RHEINPFALZ soll es am Montag zunächst eine Personenbefragung und dann eine geheime Wahl geben. Der frühere Mußbacher Ortsvorsteher Klaus Kerth ist als Wahlleiter vorgesehen. Auch für den weiteren Vorstand zeichnen sich bereits die Konturen ab: „Ich werde wieder als Kassenwart kandidieren“, erklärt Bleiholder. Der stellvertretende Vorsitzende Eberhard Schwenck, der seit 35 Jahren für alle Baufragen zuständig ist, hat vor drei Jahren angekündigt, dass er sich nicht mehr zur Wahl stellen wolle. „Wir können auf Eberhard Schwenck als Baufachmann nicht verzichten“, sagt nun aber Bleiholder. Eine Erklärung Schwencks war nicht zu erhalten, da er seit über einer Woche für die RHEINPFALZ telefonisch nicht zu erreichen war.

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