Neustadt Meckenheim: Wolfgang Seiberth veröffentlicht Buch mit 500 Spitznamen

Aus einem Gespräch in der Männerrunde wurde ein Heft zum Dorfjubiläum: Wolfgang Seiberth und seine „Meckenheimer Spitzen“.
Aus einem Gespräch in der Männerrunde wurde ein Heft zum Dorfjubiläum: Wolfgang Seiberth und seine »Meckenheimer Spitzen«.

Kennen Sie schon den Saugieks, den Dorschdel oder die Wolfeschnoog? Nein? Wolfgang Seiberth kennt fast alle der Meckenheimer Spitznamen. In drei Jahren hat er 521 Uznamen gesammelt und in den „Meckenheimer Spitzen“ zusammengestellt. Nun ist die Broschüre im DIN-A4-Format für fünf Euro in Meckenheim erhältlich. Der Erlös kommt den beiden Kindertagesstätten zugute.

"Meckenheimer Kulturgut"

Seit über 70 Jahren lebt Seiberth in Meckenheim. Die Herausgabe der Uznamen ist sein persönlicher Beitrag zur 1250-Jahr-Feier der Gemeinde. Dabei hat der Hobby-Namensforscher den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Deutung und Entstehungsgründe der hiesigen Spitznamen gelegt. „Diese Namen gehören zum Meckenheimer Kulturgut“, betont der engagierte Senior, der in Meckenheim als „Sebbi“ bekannt ist. Zudem war er lange im Gemeinde- und Verbandsgemeinderat und gründete 1979 den Meckenheimer Tennisclub. 2015, während einer geselligen Herrenrunde, fiel ein Name, den Seiberth zuvor noch nie gehört hatte: „de Pfeffer“. Eine mehrstündige Debatte über die Hintergründe folgte, erinnert sich der Meckenheimer schmunzelnd; denn selbst die nächsten Angehörigen nannten den Betroffenen so, doch keiner konnte erklären, warum. Nach dem Motto: „Hoscht den schunn g’hert?“ kamen immer mehr kuriose Namen dazu. „Das war so lustig und interessant, dass ich am nächsten Tag alle gehörten Namen aufgeschrieben habe.“ Aber dabei sollte es nicht bleiben.

Nicht Streusel-, sondern Riwwelkuchen

In der Folgezeit führte Seiberth über hundert Gespräche mit überwiegend älteren Meckenheimern. „Früher waren Spitznamen wesentlich geläufiger“, erklärt er. Gerade in Meckenheim hatten viele den gleichen Familiennamen, wie beispielsweise Groß oder Ohler. Auch bei den Vornamen gab es noch nicht die heutige Vielfalt. Beim zwölften Johannes einer Familie konnte man schon einmal durcheinanderkommen. Abhilfe schafften damals Spitznamen. Diese wurden häufig nach äußeren Merkmalen oder anderen Eigenschaften vergeben. Allerdings hatte der Schnitzel seinen Namen nicht vom Fleischgericht, sondern weil er früher den Verkauf von Zuckerrübenschnitzel organisierte, so Seiberth. Auch der Streisel aß nicht am liebsten Streuselkuchen: „In Meckenheim kennt man keinen Streusel-, sondern nur Riwwelkuchen!“ Vermutlich war der Besagte eher romantisch veranlagt und brachte den Mädchen gerne ein Blumensträußchen vorbei. Seiberths Favorit ist eindeutig Trichinehüdel. Bei den früher üblichen Hausschlachtungen kam dieser Fleischbeschauer immer mit Hut vorbei und bekam deshalb seinen ausgefallenen Uznamen. Die Namensammlung hat Seiberth dreigeteilt. Der größte Teil ist mit Spitznamen, Nachnamen und Deutung aufgelistet. Bei weiteren Uznamen ließ er die Nachnamen bewusst weg, weil sie zu derb ausfielen. Im dritten Teil konnte weder Name noch Bedeutung zugeordnet werden. Weiter gibt es eine Liste für typisch pfälzische und in Meckenheim übliche Namensabkürzungen.

Sponsor übernimmt Druckkosten

Zu den Datenschutzfragen hat sich Seiberth juristisch beraten lassen. Bei Mehrfachnamen sei die Namensnennung kein Problem. Von einigen ließ sich Seiberth das Einverständnis zur Veröffentlichung geben. Außerdem sind in der Broschüre alte und neue Meckenheimer Raritäten zu finden sowie zwei Lieder über die Gemeinde. Auch das am Neujahrsempfang von Friedel Spitz alias Bernhard Weller vom Komödienduo Spitz und Stumpf vorgetragene Gedicht „Meckrem Doi Leit“ steht darin. Allerdings bleiben nach der Lektüre immer noch einige Fragezeichen, gesteht Seiberth. Er würde sich freuen, wenn er Hinweise zu den noch offenen Punkten bekäme. Er hofft außerdem, dass die „Meckenheimer Spitzen“ überwiegend ein Schmunzeln hervorrufen und schon deshalb ihren Preis wert sind. Da die Druckkosten ein Sponsor übernommen hat und Seiberth dahingehend keine Ausgaben hatte, geht der volle Erlös an die beiden Kindertagesstätten in der Gemeinde. Info Die „Meckenheimer Spitzen“ gibt es bei Buchhandlung Satzwerk, Schwanen-Apotheke, Postagentur Petra Konrad, Toto-Lotto-Annahme und Schreibwaren, Bäckerei Schneider und Bäckerei Schall sowie Obst- und Gemüsehof Groß.

Am 2. September füllt ein Festumzug und dessen Zuschauer die Straßen in Meckenheim.
Am 2. September füllt ein Festumzug und dessen Zuschauer die Straßen in Meckenheim.
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