Neustadt „Mein Ziel ist, bester Rookie zu werden“

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Neustadt. René Rast bestreitet die komplette DTM-Saison für das Neustadter Audi-Team Rosberg. Im Interview erzählt er, wie er sich auf die neue Herausforderung vorbereitet und warum die Familie Rast nach Bregenz gezogen ist.

Herr Rast, Sie sind in dieser Saison von Anfang an in der DTM. Mit welchem Ziel starten Sie in Hockenheim?

Mein Ziel ist, bester Rookie (Anm. d. Red.: Neuling) zu werden, auch wenn es mit meinem Marken-Kollegen Loic Duval und mir nur zwei gibt. Ich möchte lernen, regelmäßig Punkte sammeln, immer gut durchkommen. Mich einfach in die DTM einfinden und integrieren, das meiste herausholen. Man muss sehen, wozu das reicht. Immerhin haben Sie in der vergangenen Saison drei Rennen bestritten. Jetzt gibt es neue Autos. Wie fällt der Vergleich zum alten aus? Vom Fahrspaß fühlt sich das neue Auto nahezu identisch wie das letztjährige an. Es ist ein wenig schneller, weil wir ein wenig mehr Leistung und weichere Reifen haben. Aber die Aerodynamik wurde doch reduziert ... Genau, die Aero wurde etwas beschnitten. Das heißt: in den Kurven langsamer, auf den Geraden schneller? So ungefähr. Der neue, weiche Reifen kompensiert die verlorene Aero ein wenig, weil er einfach mehr Grip bietet. Die zusätzliche Leistung sorgt dafür, dass die Rundenzeit schneller ist. Wie fährt sich der neue Reifen? Das wird immer wieder interessant, wenn man mit kalten Reifen aus der Box herausfährt. Das ist ziemlich tricky. Sie sprechen das an, weil das Vorheizen der Reifen verboten wurde. Man muss die ersten zwei Runden ziemlich aufpassen. Da kann man fast nicht beschleunigen, ohne dass die Räder durchdrehen. Auch auf der Bremse muss man extrem sachte rangehen. Ich denke, dass wir im Rennen das eine oder andere stehende Rad oder den einen oder anderen Dreher sehen werden. Im Straßenauto gibt`s einen Aufkleber, wie schnell mit Winterreifen gefahren werden darf. Haben Sie eine Erinnerung auf dem Lenkrad kleben? Das brauche ich nicht, das merkt man gleich. Wenn man mit den kalten Reifen auf den Boden kommt und losfahren will, dann kommt man nicht vom Fleck. Spätestens wenn man den Speedlimiter für die Boxengasse losgelassen hat und Vollgas geben will, merkt man, dass man auf keinen Fall Vollgas geben sollte. Ruck, zuck hängt man mit den kalten Reifen in der Mauer. Das Gefühl kommt automatisch, da braucht man keine Erinnerung daran. Der Winter war relativ lang. Sie sind bis auf die Tests in Hockenheim lediglich einen Tag gefahren. Wie haben Sie sich fit gehalten? Es war sogar nur ein halber Tag. Aber ich bin noch viel nebenbei gefahren, etwa im Audi R8 GT bei verschiedenen Tests und in verschiedenen Rennen. In Amerika bin ich auch das eine oder andere Rennen gefahren. Insofern gab es für mich keine richtige Winterpause. Körperlich fit hält man sich eh über den Winter durch viel Sport – Laufen und Fahrradfahren. Das Fahren kommt dann erst, wenn die Saison ansteht. Dann wird es wieder mehr. Sie haben zu Hause einen Simulator. Inwiefern hilft der Ihnen? Der hilft bei der mentalen Einstellung aufs Fahren. Und wenn man die Strecke nicht kennt, kann man sie durch den Simulator kennenlernen. Man kann auch versuchen, das DTM-Auto so gut wie möglich zu simulieren. Das ist natürlich nicht immer eins zu eins, aber man kommt schon recht nah dran. Und man kann die ganzen Reflexe und die Koordination trainieren, sodass man wenigstens wieder in den Rhythmus kommt. Woher bekommen Sie immer die aktuellen Daten? Das ist eine Software, die auf dem Markt zu kaufen ist. Ihr neues Team Rosberg hat seinen Sitz in Neustadt. Wie häufig sind Sie dort? Das ist abhängig von der Situation. Ich war jetzt dreimal dort, wir hatten hauptsächlich Meetings, bei denen wir über die Herangehensweise des Teams gesprochen haben. Wie gehen wir miteinander um? Wie geht das Team ein Wochenende an? Was erwartet das Team von mir? Zurzeit bauen die auch einen Simulator auf. Um den zu testen, werde ich auch häufiger in Neustadt sein. Und vor den Rennen haben wir auch regelmäßig Meetings, wo besprochen wird, was uns am Wochenende erwartet und wie wir reagieren werden. Konnten Sie sich mit Ihren Kollegen vergleichen? Ihr Teamkollege Jamie Green hat gemeinsam mit Mattias Ekström über den Winter sehr viel Entwicklungsarbeit gemacht. Man kann sich schon vergleichen. Aber das Problem ist, dass wir an verschiedenen Tagen fahren. Jamie hatte an einem Tag Sonne, bei mir war einen Tag später die Strecke viel kälter, weil die Sonne nicht geschienen hat. Dann die Rundenzeiten miteinander zu vergleichen, ist extrem schwierig. Die Reifen reagieren sehr, sehr sensibel auf Parameter wie Streckentemperatur und Sonneneinstrahlung. Es ist nicht unüblich, dass eine Strecke dann innerhalb eines Tages um eine Sekunde nach oben oder nach unten geht. Deshalb kann man das nie eins zu eins vergleichen. Sie wohnen seit kurzem in Bregenz. Wie hat es Sie dahin verschlagen? Wir hatten uns entschieden, dass wir ein wenig mehr Lebensqualität haben wollen. Wir haben in Frankfurt in der Großstadt gelebt, da war es auf Dauer zu laut. Zumal wir seit Oktober ein Kind haben. Im Grünen haben wir jetzt mehr Lebensqualität. Bregenz, weil da ein paar Kollegen wohnen. Und ich war früher als Kind häufig in Vorarlberg zum Skifahren. Daraufhin haben meine Freundin und ich uns mal die Gegend angeschaut. Uns hat`s sehr gut gefallen. Die Alternative wäre die Schweiz gewesen, auch da wohnen viele Kollegen. In die Schweiz wollten wir nicht unbedingt. | Interview: Klaus-Eckhard Jost

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