Neustadt Neustadt: Beisetzung auch samstags?

Hauptfriedhof und Trauerhalle: In Sachen Bestattungswesen soll sich noch einiges in Neustadt tun.
Hauptfriedhof und Trauerhalle: In Sachen Bestattungswesen soll sich noch einiges in Neustadt tun.

Im Wahlkampf 2017 hatte Oberbürgermeister Marc Weigel (FWG) versprochen, das Bestattungswesen in Neustadt zu reformieren. Dazu soll demnächst ein Runder Tisch alle Beteiligten vereinen. Diskutiert wird dann auch über flexiblere Bestattungszeiten.

Die Nachfrage steht außer Zweifel: Viele Angehörige wünschen sich, dass eine Bestattung auch auf den Freitagnachmittag oder Samstagvormittag gelegt werden kann. Das aber ist in Neustadt noch nicht möglich. Freitags um 12 Uhr ist in der Regel Schluss. Hier flexibler zu werden, war ein Punkt, den Oberbürgermeister Marc Weigel 2017 im OB-Wahlkampf in seinem Programm stehen hatte. Sein Wort will er halten: Sobald es die Terminlage zulässt, soll erstmals ein Runder Tisch Bestattungswesen tagen, an dem alle Dienstleister versammelt sind – darunter Stadtverwaltung, Kirchen und Bestattungsunternehmen. Für diesen Runden Tisch würde er den Kaffee spendieren, freut sich Michael Beil vom gleichnamigen Bestattungsinstitut. Die Zeiten für eine Beerdigung auszuweiten, ist in seinen Augen „ein überfälliges Muss“. Viele Gemeinden in der Region böten bereits den Freitagnachmittag an, manche auch den Samstagmorgen. Angesichts der großen Nachfrage bei Angehörigen, vor allem, wenn Trauernde von weiter her anreisen müssten, sei das sehr wichtig. Für ihn als Dienstleister wäre das auch samstags kein Problem, sondern eher eine Selbstverständlichkeit.

Bestattungsunternehmerin: "Samstag nicht unbedingt notwendig"

Seine Kollegin Barbara Reuther vom Bestattungsunternehmen Reuther sieht das ebenso, schränkt aber trotzdem ein: Der Freitagnachmittag sei wichtig, der Samstag nicht unbedingt notwendig. Dabei gehe es nicht um ihre eigene Arbeitszeit – sowohl bei Reuther als auch bei Beil werden bereits samstags Trauerfeiern abgehalten –, doch sollte an die anderen Dienstleister gedacht, ihnen eine Pause ermöglicht werden, ist Reuther überzeugt. Diese anderen Beteiligten sind die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung sowie die Pfarrerinnen und Pfarrer, falls ein Verstorbener der Kirche angehörte. Würden die Zeiten ausgeweitet, wäre für die Friedhofsverwaltung freitags länger ein Grab auszuheben, eine Urne/ein Sarg zu tragen und abzusenken. Das würde mehr Arbeitsstunden oder mehr Personal voraussetzen.

Zeitproblem bei Kirchen möglich

Ein Zeitproblem könnten zudem die Kirchen haben – die wenigen katholischen Geistlichen in den Großpfarreien noch eher als ihre etwas zahlreicher vertretenen protestantischen Kollegen. Hinzu kommt, dass der Pfarrer nicht der erste in der „Alarmkette“ ist. Soll heißen: Der Angehörige spricht mit dem Bestatter, dieser klärt den Termin mit der Friedhofsverwaltung, dann wird der Pfarrer informiert, wenn es eine kirchliche Beisetzung geben soll. Bis dahin aber steht schon fest, wann die Beerdigung sein soll. Ob der Geistliche dann auch Zeit hat, ist nicht mehr die Frage. Dass keine Beerdigung „dazwischenkommt“, ist folglich nur freitagsnachmittags und samstags garantiert – Zeit für Trauungen, Konfirmanden, Gesprächsrunden. Andererseits ist es, falls sich nun etwas ändert, unmöglich, eine Beerdigung abzulehnen. Sie zählt zu den zentralen Aufgaben. Insofern legen sich weder der katholische Dekan Michael Janson noch sein protestantischer Amtskollege Armin Jung vor dem Runden Tisch auf eine Position fest. Auf jeden Fall deute sich an, dass das Ganze nicht einfach zu klären sei, sagt Janson. Es stünden verschiedene Interessen im Raum, die teilweise gegenläufig seien. Überall gehe es um Menschen und deren Leben: „Dieses Geflecht von Bedürfnissen will gut wahrgenommen und die verschiedenen Rahmenbedingungen müssen koordiniert werden.“

Dekan: "Bestattungen eine der wichtigsten Aufgaben"

Ebenso sieht es Dekan Jung: Bestattungen seien für die Kirchen eine ihrer wichtigsten Aufgaben, die aber trotzdem mit ihren anderen Aufgaben in Einklang gebracht werden müssten. Dabei stünden natürlich die Angehörigen im Vordergrund. Der jetzt angekündigte Runde Tisch sei auch auf die Initiative der Kirchen zurückzuführen, so Jung. Neben den Zeiten müsste sich über weitere Fragen zum Bestattungswesen unterhalten werden. Ähnlich großen Bedarf sehen auch die Bestatter Beil und Reuther. „Die Friedhofsgebühren sind unverantwortlich hoch“, so ein weiteres Anliegen Beils. Die enge Taktung von Beisetzungen abzumildern, lautet eines von Barbara Reuther. Das würde den Trauernden mehr Ruhe verschaffen. 

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