Neustadt Nicht immer zahlt, wer bestellt

Alles fertig. Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen.
Alles fertig. Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen.

Die Küche hat eingekauft und alles vorbereitet, der Service steht bereit. Es ist 20 Uhr – und die Gäste kommen nicht. Dieser Fall dürfte so ziemlich jedem Gastronomen bekannt sein. Bundesweit ist das in der Branche derzeit ein großes Thema, vor allem weil es in größeren Städten mittlerweile Restaurants gibt, die Reservierungen nur noch per Kreditkarte vornehmen. In Neustadt macht das niemand. Aber die Gastronomen kennen das Problem. Ob das Phänomen in jüngster Zeit zugenommen hat? Die einen sagen ja, die anderen nein. Im „Urgestein“ beispielsweise gab es schon schlimmere Zeiten. Dennoch passiert es immer noch etwa einmal pro Monat, wie Sommelier Tanel Idil erzählt. „Das ein richtiger finanzieller Schaden“, sagt er. Schließlich sei eingekauft und vorgearbeitet worden. Das Restaurant habe bei der Reservierung gelegentlich auch schon nicht existierende Telefonnummern bekommen. Etwas einfacher sei es, wenn Gäste online buchen. „Dann können wir ihnen eine Erinnerungsmail schicken“, sagt Idil. Etwa 70 Prozent der Buchungen gehe allerdings per Telefon ein. Gerade die Stammgäste meldeten sich per Anruf an. Das Moro-Restaurant sieht in den so genannten „No shows“ – so werden nicht erscheinende Gäste in der Branche genannt – dagegen eine gewisse Tendenz. Dennoch wird eine wie auch immer geartete Vorauszahlung nicht erwogen. „Das würde bei uns nicht funktionieren“, sagt Restaurantleiter Tobias Kuld. Das Restaurant versuche flexibel zu reagieren, rufe auch einmal einen Gast, dem es gerade abgesagt habe, noch einmal an, wenn ein Tisch überraschend frei bleibt. Eine halbe Stunde Verspätung wird dem Gast, der reserviert hat, zugestanden. Auch Grünwedels in Diedesfeld beobachten eine gewisse Tendenz bei den „No shows“. „Es kommt tatsächlich häufiger vor als früher“, sagt Tina Grünwedel. Bisher sei es dem Restaurant in solchen Fällen aber meistens gelungen, den Tisch wieder zu belegen. Bei der Online-Buchung über die Homepage haben die Gastronomen inzwischen einen Hinweis eingebaut, um in dem Fall, dass der Tisch leer bleibt, eine No-Show-Gebühr verlangen zu können. Vorgekommen sei das aber noch nicht, sagt Grünwedel. Anders gehen die Gastronomen bei Buchungen größerer Gruppen vor. Da sind Vorauszahlungen eher üblich. Außerdem wird die Anzahl der Gäste festgehalten und ein bestimmtes Menü ausgemacht. Aber was, wenn weniger kommen als angekündigt? Bei Firmenessen bleibe es bei der vereinbarten Anzahl, sagt Urgestein-Sommelier Idil. Bei Privatgästen dagegen akzeptiere man, wenn jemand aus irgendeinem Grund verhindert sei. Grünwedels haben sich über die allgemeinen Geschäftsbedingungen dagegen abgesichert, dass größere Veranstaltungen, für die das ganze Lokal gemietet wird, einfach kurzfristig storniert werden können. Beispielsweise für den Fall, dass eine geplante Hochzeit, die bei Grünwedels häufig gefeiert werden, kurzfristig platzt. Florian Wiedemann, der in Neustadt mehrere Lokale betreibt, kennt vor allem das Problem, dass große Gruppen angemeldet werden, dann aber weniger Gäste kommen. Eine Gebühr ist aber auch für ihn kein Thema. Das sei doch eher etwas für größere Städte, meint er.

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