Neustadt Omas gegen Rechts demonstrieren erstmals vor Kriegerdenkmal

Suchen Mitstreiter: die „Omas gegen Rechts“ in Neustadt.
Suchen Mitstreiter: die »Omas gegen Rechts« in Neustadt.

Um rechtsextremen Ideologien und Parteien den Kampf anzusagen, haben sich am Samstag etwa 50 Seniorinnen am Kriegerdenkmal in der Neustadter Fußgängerzone versammelt. In Stille, dafür aber mit aussagekräftigen Schildern und Plakaten, wollten sie zum Mitmachen animieren.

Wer die Menschentraube, die sich um das Kriegerdenkmal versammelt hat, von Weitem sieht, weiß direkt, worum es geht: „Omas gegen Rechts“ lautet der Schriftzug auf einem großen Banner. „Unsere Heimat und Demokratie sind gefährdet“, erklärt R. Michel vom Organisationsteam der „Omas gegen Rechts“ die Versammlung. Zusammen mit G. Hammann hat sie die heutige Demonstration organisiert. Ihre Vornamen möchten die beiden Frauen lieber für sich behalten. Das Thema sei „heikel“, und man müsse erst einmal abwarten, welche Reaktionen auf ihre Demonstration folgen, erklären sie.

Der Protest der Omas gegen Rechts findet am Samstag das erste Mal in Neustadt statt. Angestoßen wurde das Thema durch Pfarrerin Martina Horak-Werz. Sie ist die Bildungsbeauftragte des protestantischen Kirchenbezirks in Neustadt. Einmal im Monat lädt sie zu den „Gesprächen am Abend“ im Casimirianum ein, um über aktuelle Themen zu diskutieren. Anlässlich der publik gewordenen Geheimtreffen in Potsdam, bei denen unter anderem Politiker der AfD über die Ausweisung deutscher Staatsbürger sprachen, hat Horak-Werz die Ortsgruppen der Omas gegen Rechts aus Landau und Kandel eingeladen. „Normalerweise kommen zu unseren Gesprächen 15 bis 30 Leute, dieses Mal waren es über 60“, erinnert sich die Pfarrerin. Daran sehe man, wie groß das Interesse ist.

„Demokratie gerät ins Wanken“

Als Folge des Treffens haben sich dann 35 ältere Neustadter, vorwiegend Frauen, dazu entschlossen, auch hier eine Gruppe der Omas gegen Rechts zu gründen. Diese ist jedoch kein Teil des deutschlandweiten Vereins, was laut Michel auch so bleiben soll. Dafür pflege man engen Kontakt zu anderen Ortsgruppen wie den Aktivisten aus Landau oder Kandel.

Michel ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrer Familie aus dem Osten nach Deutschland geflohen. „Ich habe gesehen, wie schwer es als Flüchtling ist, sich in ein neues Land einzuleben und dort akzeptiert zu werden“ – einer der Gründe für ihr politisches Engagement. Schon ihr ganzes Leben sei sie immer wieder auf Demonstrationen gewesen. Auch Hammann erzählt, dass sie schon lange politisch aktiv sei, doch noch nie sei das so wichtig gewesen wie jetzt: „Von der Nachkriegszeit an waren wir alle davon überzeugt, dass Demokratie eine Selbstverständlichkeit ist in Deutschland. Doch durch die AfD gerät sie jetzt eventuell ins Wanken.“ Die aktuellen Entwicklungen, wie zum Beispiel die steigenden Umfragewerte der AfD, empfindet sie als „beängstigend“. Darum wolle sie jetzt nicht mehr still zuschauen.

Kritik an Versammlungen der Weißen

„Man denkt immer, dass Omas nur auf dem Sofa sitzen und stricken; wir beweisen hier das Gegenteil“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Über die Wichtigkeit ihrer Aktion sind sich die beiden Frauen einig. „Solange man in einer Demokratie lebt, muss man sie verteidigen“, so Michels Meinung. Einige Passanten werden auf die Demonstranten aufmerksam und kommen ins Gespräch, so zum Beispiel eine Hambacherin, die ihre E-Mail-Adresse hinterlässt, um über künftige Aktionen informiert zu werden. „Man kann nicht genug gegen Rechte tun“, sagt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Auch die Zustände in Neustadt, wo verschiedene Veranstalter regelmäßig Versammlungen auf dem Hambacher Schloss mit Rednern aus radikalen Gruppierungen abhalten, stören sie: „Da dreht sich bei mir alles.“

Mehr zu den Aufmärschen zum Hambacher Schloss lesen Sie hier.

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