Neustadt Prachtstück einer verschwundenen Art

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Er erlangt gerade späte Berühmtheit: 1952 vom damaligen Oberforstmeister erlegt, zierte ein Auerhahn aus dem Elmsteiner Wald lange Jahre als Tierpräparat die Amtsstube im Speyerer Amtsgericht. Nachdem sein letzter Besitzer nun verrentet worden ist, findet das Familienerbstück jetzt ebenfalls eine Altersresidenz, denn es wurde der Zooschule Landau als Geschenk übergeben.

Der Landauer Zoo kann sich damit über einen seltenen Neuzugang freuen. Zwar ist der stolze Auerhahn schon seit über 60 Jahren erlegt, doch mit frisch abgestaubtem Gefieder wird er in Kürze einen besonderen Platz in der Sammlung einnehmen, wie Zoologin Christina Schubert im Gespräch mit der RHEINPFALZ verspricht. „Wir freuen uns, dass wir ihn bekommen haben und dass dieses Geschenk so viel Interesse in der Öffentlichkeit weckt.“ Im Auftrag der früheren Eigentümer des ausgestopften Tieres, Lieselotte Stepp und Klaus Bischoff, hat nun Klaus Blumer, Schatzmeister des Freundeskreises Landauer Tiergarten und Rechtspfleger am Amtsgericht Speyer, das Präparat dem Zoo Landau übergeben. Bis er dort für das Publikum zu sehen ist und auch in den Zoounterricht eingebunden werden kann, wird zwar noch eine kurze Zeit vergehen. Aber die erforderlichen Genehmigungen sind bereits eingeholt. Bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Landau und bei der Jagdbehörde musste sich der Zoo absichern, dass das Tier seinerzeit nicht illegal geschossen worden ist. Eine Formalität, wenn auch eine notwendige, die mehrere eidesstattliche Erklärungen absichern konnten. Bis sein Jäger wie im bekannten Kinderkanon stolz vermelden konnte „Der Hahn ist tot“, galt es schließlich vor über sechs Jahrzehnten ebenfalls Regeln einzuhalten. Der Vater der früheren Besitzerin Lieselotte Stepp war seinerzeit als Oberforstmeister im Elmsteiner Wald tätig und hatte das Tier 1952 mit Genehmigung der damaligen Bezirksregierung rechtmäßig erlegt. Das Präparat wurde in all den Jahren zuerst dem Richter Theodor Stepp am Speyerer Amtsgericht überlassen, der es an seinen Großneffen Klaus Bischoff, ebenfalls Richter am Amtsgericht, weitergab. Als nun auch dieser in den Ruhestand verabschiedet wurde, entschieden die Familien Stepp und Bischoff gemeinsam, das wertvolle Präparat dem Zoo Landau für Umweltbildungsmaßnahmen im Bereich Zooschulunterricht zu überlassen. In der Sammlung des Landauer Zoos war der Auerhahn bislang noch nicht vertreten. „Das gibt uns einen guten Anlass, die Hühnervögel-Präparate in der Zooschule neu zu ordnen“, sagt Zoologin Schubert. „Dass das Tier ursprünglich aus dem Pfälzerwald stammt, ist besonders bemerkenswert und zeigt nicht nur die frühere Verbreitung dieser heute stark gefährdeten Art. Außerdem passt es hervorragend zu anderen, ebenfalls aus der Pfalz stammenden Sammlungsstücken des Zoos“, heißt es in einer Stellungnahme der Leitung des Landauer Zoos sowie der Zooschule. Seltenheitswert genießen übrigens auch die heute noch lebenden Auerhähne: Nach Auskunft des Museums für Naturkunde in Bad Dürkheim ist die Spezies in der Pfalz mittlerweile „praktisch nicht mehr vorhanden“.

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