Haßloch Projekt in Mali: Ein Gemüsegarten für Blenkona

Kraft der Sonne: Eine Photovoltaikanlage treibt die Pumpe an, mit der Wasser aus der Tiefe gefördert wird.
Kraft der Sonne: Eine Photovoltaikanlage treibt die Pumpe an, mit der Wasser aus der Tiefe gefördert wird.

Wasser ist in Mali ein knappes Gut. Das ist im Süden des westafrikanischen Landes nicht anders, wo der Haßlocher Förderverein Kolokani Gesundheits- und Bildungsprojekte unterstützt. Das Brunnenwasser reicht in den Dörfern oft nur für den täglichen Bedarf, nicht aber um Gemüsegärten zu gießen. Hier setzt ein neues Projekt des Fördervereins an.

Seit über 40 Jahren bekommt der Kreis Kolokani in Mali vielfältige Unterstützung aus Haßloch und Viroflay. Um auch unabhängig von der französischen Partnerstadt Projekte in dem westafrikanischen Land umsetzen zu können, ist 2010 der Förderverein Kolokani entstanden. Seither sind vor Ort viele Maßnahmen unterstützt worden, vor allem im gesundheitlichen Bereich. Große Projekte sind in dieser Zeit mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt worden: unter anderem der Bau einer Schule, eines Kindergartens, einer Entbindungsstation und einer Gesundheitsstation.

Ende 2023 hat der Förderverein Kolokani allerdings weitere Projekte erst einmal auf Eis gelegt. Hintergrund war zum einen der „Vertrauensbruch“, den ein Deutschlehrer aus Mali begangen hatte: Seinen vom Förderverein finanzierten Aufenthalt in Haßloch hatte der Mann dazu genutzt, in Deutschland unterzutauchen. Zum anderen hatte der Förderverein bei der finanziellen Abwicklung von Projekten auf malischer Seite mitunter ausreichende Transparenz vermisst. Gerold Mehrmann, Vorsitzender des Fördervereins und der stellvertretende Vorsitzende, Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld, erklärten im Dezember 2023, die Arbeit des Fördervereins und der Sinn, weiter Projekte in Mali zu unterstützen, müssten grundsätzlich hinterfragt werden.

Schwerpunkt auf kleineren Projekten

Als Konsequenz daraus hat der Förderverein entschieden, den Schwerpunkt künftig auf kleinere Projekte zu legen, die aus Eigenmitteln finanziert werden können und bei denen kontrolliert werden kann, wohin die Mittel fließen.

Wichtigste Voraussetzung: Ein Brunnen musste gebohrt werden.
Wichtigste Voraussetzung: Ein Brunnen musste gebohrt werden.

Als Pilotprojekt dient ein Vorhaben, das ohne Zuschüsse des BMZ umgesetzt wird, berichten Mehrmann und Ihlenfeld im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Im Dorf Blenkona, das in der Nähe der etwa 15.000 Einwohner zählenden Gemeinde Sagabala im Südwesten Malis liegt, soll ein Gemüsegarten angelegt werden, der von einer Gruppe von 150 Frauen bewirtschaftet wird. Außerhalb des Dorfes Blenkona, in dem rund 700 Menschen leben, ist eine etwa ein Hektar große Fläche eingezäunt worden, um zu verhindern, dass Tiere in den Gemüsegarten kommen. Damit dort überhaupt Pflanzen wachsen können, musste ein Brunnen gebohrt werden. Wasser wird aus einer Tiefe von etwa 80 Metern gefördert und in einen Hochbehälter und weitere Speicherbecken gepumpt. Angetrieben wird die Pumpe von einer Photovoltaikanlage mit Speicher-Akku. Nach Angaben von Mehrmann und Ihlenfeld hat der Brunnenbau rund 13.000 Euro gekostet. Diese Investition hat das Konto des Fördervereins ziemlich geleert, der laut Mehrmann pro Jahr über Mitgliedsbeiträge, Spenden und den Verkauf von Artikeln aus Mali etwa 3000 Euro an Einnahmen hat.

Das Gelände wurde zunächst in 13 Parzellen aufgeteilt, die durch zwei Meter breite und 100 Meter lange Gänge voneinander getrennt sind, damit die Frauen Wasser aus den Wasserbecken holen können. In den Parzellen liegen insgesamt 150 einzelne Beete – für jede Frau eines. Drei Quadrate werden für den Brunnen, die Solaranlage und den Hochbehälter benötigt.

Kostbares Nass: Wasser wird in einem Hochbehälter gespeichert.
Kostbares Nass: Wasser wird in einem Hochbehälter gespeichert.

Gemüse dient Selbstversorgung der Familien

Mit der Aussaat soll nach der Regenzeit, die etwa bis Oktober andauert, begonnen werden. Angepflanzt werden sollen nach Angaben der Fördervereins-Vertreter vor allem Tomaten und Zwiebeln, daneben aber auch Karotten, Kartoffeln, Kohl, Hirse, Sorghum, Rote Beete, Schalotten und Kopfsalat. Die Ernte des Gemüsegartens, der von der Frauengruppe des Dorfs gepflegt wird, soll vor allem der Selbstversorgung ihrer Familien dienen. Darüber hinaus könnte Gemüse aber auch verkauft werden und auf diese Weise für ein kleines Einkommen der Frauen sorgen. Für die Samen sind noch etwa 1000 Euro erforderlich.

Das Vorhaben ist als Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekt gedacht. Nach der Erstfinanzierung durch den Förderverein soll es ein Selbstläufer werden. Zumindest im Dorf Blenkona könne damit ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um die Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten, so Mehrmann und Ihlenfeld. Denn die Lebensmittelpreise in Mali seien stark angestiegen.

Die wirtschaftliche Lage habe sich verschlechtert, erklären die beiden Vertreter des Fördervereins. Das führe dazu, dass die Kriminalität zugenommen habe. So seien Banden unterwegs, die Autofahrer nachts anhalten und ausrauben, sagt Mehrmann.

Trotz Situation in Mali den Menschen helfen

Mali gehöre nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Gleichzeitig sei die Korruption ein großes Problem. Allein seit 2012 habe es dreimal einen Putsch gegen die Regierung gegeben, zuletzt einen Militärputsch 2021. Die Sicherheitslage habe sich danach zunächst verbessert, die Islamisten seien zurückgedrängt worden. Inzwischen befinde sich Mali aber auf dem Weg in eine Diktatur. Nachdem die Militärregierung die Wahlen – und somit die versprochene Rückkehr zur Demokratie – verschoben habe, seien Sanktionen gegen Mali verhängt worden. Diese träfen vor allem die Bevölkerung hart. Insbesondere wirke sich die ausbleibende Stromversorgung aus dem Nachbarland Elfenbeinküste aus. In der Hauptstadt Bamako gebe es oft nur vier bis sechs Stunden lang Strom, was die Industrie und das Handwerk lähme.

Nur eine wirtschaftliche Erholung könne das Land stabilisieren. Auch die Projekte des Fördervereins sollen dazu dienen, den Menschen und dem Land zu helfen. Trotz der schwierigen Lage in Mali ist es nach den Worten von Ihlenfeld wichtig, in der Entwicklungspolitik Zeichen zu setzen und das Land weiter zu fördern. Die Menschen müssten vor Ort unterstützt werden, um zu verhindern, dass sie sich auf den Weg nach Europa machen.

Mehrmann betont, dass trotz der unsicheren Situation in Mali keines der Gebäude, das mit Hilfe aus Haßloch gebaut worden ist, Schaden genommen hat. Bei großen Projekten, die über Bauträger abgewickelt werden, bestehe immer die Gefahr der Korruption. Deshalb sei es wichtig, mit Menschen vor Ort zusammenzuarbeiten, denen vertraut werden könne.

Spendenkonto

Förderverein Kolokani, Spendenkonto bei der Sparkasse Rhein-Haardt, IBAN: DE92 5465 1240 0005 1279 23.

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