Neustadt Regisseurin Margherita Vicario stellt ihren Film „Gloria!“ im Roxy-Kino vor

„Gloria!“ spielt in Venedig um 1800, wo eine Gruppe aufmüpfiger Chormädchen gegen die Konventionen ihrer Zeit verstößt und eine
»Gloria!« spielt in Venedig um 1800, wo eine Gruppe aufmüpfiger Chormädchen gegen die Konventionen ihrer Zeit verstößt und eine ganz neue rebellische und leichte Musik erfindet.

Am Montag erst haben wir an dieser Stelle ein Interview mit Margherita Vicario veröffentlicht, der italienischen Schauspielerin und Popsängerin, deren Regiedebüt „Gloria!“ seit dieser Woche beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen zu sehen ist. Was uns da noch nicht bekannt war: Die Filmemacherin kommt am kommenden Dienstag auf ihrer Premierentour auch persönlich nach Neustadt ins Roxy-Kino – wo ihr Film damit zwei Tage vor dem offiziellen Kinostart in Deutschland zu sehen ist.

München, Dresden, Köln, Bonn, Karlsruhe ... und Neustadt – die Stadt an der Weinstraße ist damit nach Angaben des Verleihers „Neue Visionen“ die einzige kleinerer Stadt, die Vicario auf ihrer Premierentour in Deutschland ansteuert, und auch die einzige in der Pfalz, denn beim Festival in Ludwigshafen wird sie von einer der Darstellerinnen vertreten. Gute Erinnerungen verbindet die 36-jährige Römerin sicher auch deshalb mit den Tedeschi und ihrem Land, weil ihr Film bei der „Berlinale“ im Februar frenetisch gefeiert wurde.

Die Erfindung der Popmusik im spätbarocken Venedig

Worum geht es in „Gloria!“? Beworben wird der Film als „Feelgood-Drama über die Emanzipationskraft der Musik“. Das Setting ist aber ein historisches. Schauplatz ist Venedig um 1800, und man taucht zunächst in Historienfilmmanier ein in die Welt der Ospedali, Waisenhäusern für mittellose Mädchen, die man sich ein bisschen als Vorläufer der Konservatorien des 19. Jahrhunderts vorstellen kann, denn die Figlie di Choro, die Chormädchen, bekamen hier eine erstklassige Ausbildung vermittelt – allerdings um den Preis lebenslanger Ausbeutung. Im Zentrum steht die Magd Teresa (Galatéa Bellugi), von allen nur „die Stumme“ genannt, die von einer unglaublichen Musikalität durchdrungen ist, die sie befähigt, die Grenzen des Kanons ihrer Epoche zu sprengen. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von außergewöhnlichen Musikerinnen verstößt sie gegen die Konventionen ihrer Zeit und erfindet eine rebellische, leichte und moderne Musik – die Geburtsstunde der Popmusik. Und das ausgerechnet zum Besuch des neuen Papstes.

Eine Hommage an die vielen Vergessenen

Margherita Vicario versteht ihren Film, zu dem sie zusammen mit Anita Rivaroli auch selbst die Musik schrieb, nicht zuletzt als Hommage an die vielen vergessenen oder unterdrückten Komponistinnen der Geschichte. „In meiner Arbeit als Songschreiberin werde ich seit Jahren mit der gleichen Frage konfrontiert“, sagt sie: „Was denkst du über die Situation der Frauen in der heutigen Musik? Um eine umfassende Antwort zu finden, begann ich mit der Recherche, die mich dazu brachte, ,Gloria!’ zu schreiben.“ Der Titel bezieht sich dabei übrigens auf das „Gloria“ Vivaldis, der selbst Hauskomponist eines venezianischen Ospedale war.

Vicario, geboren 1988 in Roman, begann ab 2008, in kleineren Rollen im italienischen Fernsehen aufzutreten. Ihre erste Rolle in einem Kinofilm hatte sie 2012 in Woody Allens „To Rome with Love“. Mit dem Lied „Nota bene“ gab sie 2013 ihr Debüt als Sängerin. 2014 veröffentlichte sie ihr erstes Album „Minimal Musical“, 2021 ihr zweites, „Bingo“, bei Universal.

Noch Fragen?

„Gloria!“ ist im Roxy-Kino am Dienstag, 27. August, ab 20.30 Uhr zu sehen. Zuvor gibt es im Foyer ab 19.30 Uhr einen Limoncello- oder Wassermelonen-Spritz (auch alkoholfrei) und einem italienischen Antipasti-Teller. Nach der Vorstellung stellt sich die Regisseurin Margherita Vicario den Fragen der Zuschauer (auf Englisch mit Übersetzung). Karten (25,50 Euro) an der Kinokasse oder unter www.roxy.de.

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