Haßloch „Ritterlager“ der Waldjugend auf Ausweichgelände

Beim Schwertkampf: Kilian, Lena und Leonhard kreuzen die Klingen, hinten von links die Gruppenleiter Jaro Weiler, Frieda Bischof
Beim Schwertkampf: Kilian, Lena und Leonhard kreuzen die Klingen, hinten von links die Gruppenleiter Jaro Weiler, Frieda Bischoff, Nils Knöringer, Leo Haas und Maya Nünke.

Als mittelalterliches „Ritterlager“ hat die Waldjugend in Haßloch ihr 28. Waldläufercamp konzipiert. Doch fast hätte sie das Ferienspiel wegen des Gebäudebrands in der vergangenen Woche auf der Pferderennbahn absagen müssen. In letzter Minute gab es Abhilfe.

Gitarrenklänge vor dem Zelt, dazu das laute Klappern von Holzschwertern und konzentriertes Basteln an den Bänken. So sieht ein typisches Waldläufercamp der Deutschen Waldjugend aus, bevor es zu einer Nachtwanderung oder einem Spieleturnier geht. Normalerweise spielen sich diese Szenen in Haßloch während der Sommerferien immer auf dem Gelände der Galopprennbahn ab. Doch diesmal standen Jurten und Kohten, die charakteristischen Schwarzzelte der Waldjugend, auf dem Segelflugplatz: Denn nach dem Gebäudebrand auf der Rennbahn in der vergangenen Woche hatte die Waldjugend zunächst ein Problem. Am Freitagmorgen erfuhren die Gruppenleiter des Horsts „Roter Milan – so heißt die Ortsgruppe in Haßloch – was in der Nacht passiert war. Und dass sie wegen der noch laufenden Ermittlungen zur Brandursache und möglicher Asbestbelastung nicht wie geplant samstags ihre Zelte auf dem Gelände aufschlagen durften.

Segelflieger helfen spontan

„Das war natürlich erstmal ein großer Schock“, erzählen der Vorsitzende Max Beckmann und Leo Haas, einer seiner Stellvertreter im Haßlocher Vorstand. Umso mehr gefreut hätten sich alle, als „nach einem langen Tag mit gut 70 Telefonaten“ festgestanden habe: Der Segelflugsportverein Haßloch stellt spontan sein Gelände zur Verfügung, damit das dreitägige Camp mit Übernachtungen nicht aus dem Programm der Ferienspielwochen der Gemeinde und dem Blaubär gestrichen werden muss. Glück im Unglück also: Denn die fast 35 Plätze, über 20 für Ferienkinder und die weiteren für Waldjugend-Mitglieder, waren schon ab April buchbar. „Wir sind dankbar, dass die Segelflieger das für uns machen“, zeigen sich Beckmann und Haas erleichtert.

Trotzdem war der Aufbau für die rund 20 ehrenamtlichen Helfer der Waldjugend kein Zuckerschlecken. „Aber wir wollten die Familien in Haßloch keinesfalls enttäuschen“, betont Gruppenleiter Leo Haas. Der 20-Jährige hat selbst mal als Grundschüler beim Waldläufercamp klein angefangen. „Die haben hier so tolle Ideen“, schwärmt der siebenjährige Niklas. Stolz zeigt er wie zum Beweis einen selbst gefertigten Beutel, der jedem Ritter für die Aufbewahrung von Münzen und Edelsteinen bestimmt gute Dienste leisten würde.

Spaßiges Turnier für Nachwuchsritter

Wenige Meter neben den Kohten – das sind kleinere Schlafzelte, für welche die Kinder eigene Wappen gebastelt haben – findet ein Ritterturnier statt. Diese Geschichte sorgt für den roten Faden: Der König, gespielt von Ausbildungsreferent Jaro Weiler, will sich zur Ruhe setzen. Doch zuerst braucht er mutige Nachfolger. Hier kommen die Jungs und Mädchen ins Spiel. Bei Geschicklichkeitswettbewerben warten spaßige Herausforderungen. Was die Acht- bis Zwölfjährigen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Alle dürfen nach den drei Tagen die Gewinner sein, denn der König wird seine Ländereien gerecht und friedlich aufteilen.

„Schnell, die Holzscheibe“, heißt es zuvor. Die jungen Ritter müssen jeweils auf einer Scheibe stehen und immer die letzte freie nach vorne reichen, um so einen imaginären Fluss trockenen Fußes zu überqueren. An der nächsten Station wird mit Styroporlanzen gefahrlos gewetteifert, und an der übernächsten müssen die Kinder möglichst viele Wäscheklammern an Kleidung und Mütze eines Mitstreiters befestigen, der diese durch einen kurzen Hindernisparcours sicher über die Ziellinie „retten“ muss.

Waldjugend im Einsatz für die Natur

Schon zum vierten Mal dabei ist Mika. Inzwischen ist der Elfjährige festes Mitglied bei der Waldjugend geworden. Er hat eine klare Motivation: „Mir macht der Wald Spaß.“ Und die Natur brauche Hilfe: „Auch wegen der Tiere“, fügt er überzeugt an.

Aus Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind mehrere Helferinnen und Helfer zur Unterstützung da, wie Jugendreferent Sebastian Brengel aus Zweibrücken. Pflegemaßnahmen an Gewässern, Baumpflanzaktionen, Wiederaufforsten, Biotope erhalten oder Wildbienenzählen nennt er als Beispiele für die vielfältigen Aufgaben der Waldjugend. „In Haßloch arbeiten wir immer supergut mit Forstrevierleiter Julius Paffrath zusammen“, ergänzt Max Beckmann.

KONTAKT

Die rund 70 Waldjugend-Mitglieder in Haßloch würden sich über Zuwachs in ihren Gruppenstunden für Kinder und Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren freuen. Die Deutsche Waldjugend (DWJ) ist die Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Bundesweit hat sie etwa 400 Gruppen. Großfahrten und „Hajks“/Wanderausflüge, je nach Alter auch einige im europäischen Ausland, runden die erworbenen Kenntnisse über die Natur ab. Infos unter www.waldjugend-hassloch.de und „waldjugend_rlp“ auf Instagram.

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