Neustadt Sag mir, wo die Blumen sind ...

„Sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“ – Der Folksänger Pete Seeger schrieb dieses Lied Anfang der 1960er Jahre. Berühmt wurde es durch von Joan Baez oder Marlene Dietrich. „Mädchen pflückten sie geschwind“, heißt es weiter. Diese Zeile beschwört die Bilder vom Beginn des Ersten Weltkriegs, als die Soldaten mit Blumen geschmückten Gewehren in den Krieg zogen, siegesgewiss und doch dem Untergang geweiht. Nun kann man endlose Gräberfelder an vielen Orten in unserem Land oder in unseren Nachbarländern besuchen. Dort wo die Schlachten der Weltkriege stattfanden. Man kann durch die Reihen gehen und die Kreuze betrachten. Jedes Kreuz erzählt von einem Leben, das Träume hatte, und erzählt von Menschen, die an diesen Gräbern saßen und weinten. So nimmt die letzte Strophe des Friedensliedes dieses Bild auf: „Über Gräber weht der Wind.“ In diesen Tagen bringen Menschen Blumen auf die Gräberfelder und erinnern sich an das unsagbare Leid, das diese Kriege auslösten. In England hat man sich dieses Jahr eine besondere Aktion einfallen lassen, um an das Leid und die Tragödie des Ersten Weltkrieges zu erinnern: Für jeden gefallenen Soldaten steht eine Mohnblume aus Keramik im ehemaligen Wassergraben des Towers in London. Eine schier unübersehbare Menge. Blumen als Erinnerung an Vergangenes und als Hoffnungszeichen für den Frieden. Wenn wir jetzt am Sonntag den Volkstrauertag begehen, werden wieder Blumen und Kränze niedergelegt. Wir wähnen uns im Frieden in unserem Land, dabei ist um uns herum Krieg. Für die Flüchtlinge, die unter uns leben, ist Krieg nicht nur Geschichte von gestern, sondern ganz aktuell. Auch sie haben Geschichten von Gewalt, Tod und Willkür zu erzählen. Deshalb haben wir gerade in diesen Zeiten allen Grund inne zu halten und um den Frieden zu bitten. Unsere Erde ist nicht friedlich, und wieder sterben Menschen für eine unmenschliche Ideologie, sind Opfer von Gewalt und Terror. „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unseren Zeiten“, bittet der alte Kirchenchoral von Martin Luther. Beten und Handeln gehören immer zusammen. Und deshalb gehört zur Bitte für den Frieden auf dieser Welt auch immer die Bitte um den Mut zu handeln und zu helfen. (Foto: Archiv)

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