Neustadt Schönheiten abseits der Bundesstraße

91-71614877.jpg
Karlheinz Buresch

hebt die Vorzüge seiner Heimatstadt Lambrecht hervor: Kindergärten Schulen, Geschäfte, Poststelle, Banken, Ärzte: alles was man brauche, sei dort vorhanden. Die S-Bahn-Verbindung sei optimal für die vielen Menschen, die außerhalb arbeiteten. Der Mittelstand sei gut vertreten. Eigentlich gute Voraussetzungen, um auch junge Leute im Tal zu halten, findet er. Und auch in puncto Freizeit gebe es einiges: Über die nahe gelegenen Hütten im Pfälzerwald höre man nur Gutes. Ein Rasenplatz werde auch dem Sport in Lambrecht bald Auftrieb geben. Buresch lobt das Engagement von Menschen, die sich bei der Pflege von Wanderwegen oder in der Nachbarschaftshilfe engagieren. Sein Wunsch: dass das ehemalige Awo-Altenheim in der Gartenstraße bald abgerissen wird und Platz für Bauplätze entsteht. (ff) Um die Schönheiten der Stadt weiß Günther Greb als Gästeführer bestens Bescheid. Das Ensemble rund um die ehemalige Klosterkirche sei die besondere Attraktion. Die Mühlstraße, an der der geplante Bachauenweg angelegt werden soll, könnte zur weiteren Attraktivität beitragen. Als Vorsitzender des Fördervereins Sauerbrunnen-Denkmalpflege hat Greb den Wunsch, dort ein altes Mühlrad zu aktivieren: Es befindet sich aber in Privatbesitz. Seine Frau Helga Greb findet, dass das Tal besser vermarktet werden sollte. Wichtig sei aber auch eine „ausgewogene Sozialstruktur“ in der Stadt Lambrecht: Nicht zuletzt sorge sie auch für bessere Einnahmen beim kommunalen Haushalt. Die schönen Ecken der Stadt hat auch Michael Frech, seit Jahresbeginn Geschäftsführer der Stadtwerke Lambrecht, kennengelernt. „Einfach mal von der B 39 abbiegen in den Ort“, empfiehlt er. (ff) Eine Stärke Lambrechts ist das ausgeprägte Brauchtum. Hans-Joachim Hinrichs, Vorsitzender des Verkehrsvereins, bemüht sich darum, die Traditionen von Sommertag, Geißbocklieferung nach Deidesheim und Eierpicken wach zu halten. Dafür geht er - gemeinsam mit dem Deidesheimer Werner Leim – auch schon mal in die Schulklassen, um das Brauchtum vorzustellen. Und seine Frau Ute Hinrichs bastelt mit den Kindern traditionelle Sommertagsstecken. Oder sie pflegt gemeinsam mit sieben Frauen des Nähkreises („zwischen 48 und 95 Jahren“) den Kostümfundus. Daraus bedienen sich auch Theatergruppen von auswärts. Der Nähkreis ist auch für andere aktiv: Dem historischen Deidesheimer Stadtgericht hat er 30 Kostüme genäht. Die Deidesheimer bedankten sich mit einer Sachspende: eine Holzhütte, die der Verkehrsverein beim Lambrechter „märchenhaften Adventsmarkt“ nutzt. (ff) Brunhilde Sattler aus der Wiesenstraße findet, dass Lambrecht alles hat, was man zum Leben braucht, „außer einem Schuhmacher“: „Wir können ohne Auto alles besorgen.“ Schade findet sie, dass das ehemalige Postgebäude in der Hauptstraße schon so viele Jahre zum Verkauf steht und nicht genutzt wird. Ein Lob haben sie und ihr Ehemann für den RHEINPFALZ-Austräger: Immer um viertel nach vier sei die Zeitung da. (ff) Lars Norden, der Vorsitzende des Verbandes der Selbständigen Lambrechter Tal, erzählt stolz vom Branchenverzeichnis mit 175 Firmen, die der Verein für seine Internetseite erstellt hat (www.vds-lambrecht.de). „Wir müssen erreichen, dass die Leute das Geld im Tal ausgeben und nicht nach Kaiserslautern oder Neustadt tragen“, sagt der Vorsitzende des Vereins mit 50 Mitgliedern. Am 18. Oktober veranstalten die Selbstständigen auf dem Friedrich-Ebert-Platz wieder den Flohmarkt. Wann die Leistungsschau (Leila) 2016 stattfindet, ist noch offen. Norden ist unzufrieden mit dem Termin. Die Sporthalle der Realschule plus ist dem Verein wegen des Schulsports nur für den 3. April angeboten worden. „Das ist aber der weiße Sonntag“, ärgert er sich. Pläne, mit der Messe in den alten SBK-Markt umzuziehen, scheiterten. Norden sucht weiter. Wie der Norddeutsche aus Itzehoe nach Esthal kam, wo er eine Ein-Mann-Firma für Alarm- und Sicherheitstechnik betreibt? „Meine Frau stammt aus Ludwigshafen. Wir sind mit dem Motorrad durchs Elmsteiner Tal gefahren. Da habe ich spontan gesagt: Es ist so schön und ruhig. Ich möchte hier leben.“ (wkr) Für die baldige Einführung wiederkehrender Ausbaubeiträge in Lambrecht sprechen sich Helga Hoffmann und Melitta Hagstotz aus. Sie wohnen in der Johann-Casimir-Straße. Damit habe man überschaubare Kosten und nicht, wie in der Klostergartenstraße, riesige Einmalbeiträge im Voraus zu bezahlen. Die Verbandsgemeindeverwaltung müsste an dieses Thema jetzt rangehen, meint Helga Hoffmann und kritisiert: „Es tut sich nichts“. (ff) Ein mittelfristiges Problem für die Verbandsgemeinde Lambrecht sieht Peter Hellmann in der Ärzteversorgung: „Im Moment ist ja alles gut, aber die Ärzte werden älter und es kommen keine Jungen nach“, sagt er. Die Kassenärztliche Vereinigung müsse sich mehr darum bemühen, junge Ärzte in ländlichen Gebieten anzusiedeln. Er freue sich darüber, dass die Notarztversorgung mittlerweile wieder funktioniere und hoffe, dass das auch so bleibt. Hellmann ärgert sich über Vandalismus im Bereich des Bahnhofs und „Am Dicken Stein“, als Hundehalter aber auch über „Kollegen“, die die Hinterlassenschaften ihrer Tiere nicht wegräumen: „Ich habe immer eine Tüte dabei“, betont Hellmann. (hox) Jutta May fühlt sich in ihrem Wohnort Lindenberg wohl. Was sie stört, ist der Lastwagenverkehr auf der Bundesstraße 39, der nach ihren Beobachtungen wieder zugenommen habe. „Die sollen über die Autobahn fahren“, fordert sie und hält Kontrollen für nötig. Denn unnötiger Lastwagenverkehr sorge für Lärm, schlechte Luft und Schäden an den Häusern. (ff) Günther Münch aus Frankeneck hat ein ähnliches Problem: Allerdings ist es für ihnen vor allem der Lärm der Motorradfahrer, die freitags verstärkt ins Elmsteiner Tal fahren. Und ein großer Steinhaufen, der seit Jahren auf einem Privatgrundstück liege und an der Einfahrt in den Ort nicht schön aussehe. Eine Frankeneckerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, stört sich daran, dass die Dellchenstraße von Holzfahrzeugen genutzt werde. Und dass zu viele Anwohner, auch in der Talstraße, verkehrsbehindernd parken statt ihre Garagen zu nutzen. (ff) Rund 25 ehrenamtliche Helfer zähle der Trägerverein Nachbarhilfe „Bürger helfen Bürgern“, erzählt Monika Naumer: Sie und ihre Mitstreiter – vorwiegend Hausfrauen und Pensionäre – kümmerten sich kostenlos und freiwillig um ältere Menschen, helfen beim Einkauf, begleiten sie zum Arztbesuch oder fahren sie ins Krankenhaus. „Es gibt viele hilfsbedürftige Menschen ohne Angehörige“, ist Naumers Erfahrung. Der Verein wolle die notwendige Hilfe anbieten, aber sie nicht aufdrängen: „Wir gehen da sehr sensibel ran“, sagt Naumer, denn viele, die Hilfe brauchen könnten, seien zu stolz, danach zu fragen. Oder es fehle einfach der Mut dazu. „Wir tasten uns da in Einzelfällen ganz vorsichtig vor“, beschreibt sie die Arbeit der Helfer, die unter anderem Hand in Hand mit der Arbeiterwohlfahrt und dem Pflegestützpunkt Lambrecht zusammenarbeiten. Und weil es immer mehr ältere Menschen gebe, seien die Mitarbeiter gut ausgelastet. (hox) Inge Fass aus Iggelbach ist aktiv in der Betreuung von Senioren. Ausflüge, Muttertagscafé, Weihnachtsfeier sind beliebte Veranstaltungen. Die Besonderheit in Iggelbach: ein Singkreis, der altes Liedgut pflegt, trifft sich immer am ersten Montag im Monat im Iggelbacher Gemeinschaftshaus. Bekannte Volkslieder werden angestimmt, aber auch Lieder, wie sie die Waldarbeiterinnen von Iggelbach früher bei der Arbeit gesungen haben. Vielen Senioren missfällt, dass sie von Iggelbach nicht direkt mit dem Bus nach Neustadt fahren können, berichtet Inge Fass. Für viele Senioren, oft mit Rollator, sei das Umsteigen am Bahnhof Lambrecht eine Last. (ff) „Lambrecht hat sich in den vergangenen 20 Jahren insgesamt gut entwickelt“, sagt der Beigeordnete Hans-Werner Rey: Zwar seien bedingt durch das Firmensterben viele Arbeitsplätze weggefallen, doch stehe die Verbandsgemeinde im Hinblick auf die Lebensqualität gut da. Der Zusammenhalt stimme, viele Bürger engagierten sich für ihre Heimat und in zahlreichen Vereinen, findet Rey. Er lobt das „Talbewusstsein“, das sich dadurch auszeichne, dass angepackt werde, wo es notwendig ist. „Für Gruppen fehlen Angebote in der Hotellerie und in der Gastronomie“, fassen Rey und Naumer zusammen: Als Beispiel nennen sie Lindenberg, wo es mittlerweile gar keinen Gastronomiebetrieb mehr gebe. Der touristische Schwerpunkt im Tal liege in Elmstein. „Ein Hotel würde das schön abrunden“, findet Rey. (hox) Ernst Selinger ist gebürtiger Lambrechter. Und deshalb tut ihm das Negativ-Image seiner Heimatstadt auch weh. Er kritisiert die RHEINPFALZ, die viel zu selten aus dem Tal berichten würde. Er lobte aber auch die Zeitung für den Schwerpunkt zu den Talgemeinden in dieser Woche. „Wenn alle schlecht reden, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Menschen wegziehen und die Häuser leer stehen“, sagt er. Dabei biete doch die Lambrechter Umgebung viel Natur und erschwingliche Preise: „Zehn Kilometer Richtung Rhein, und sie können ein Haus oder eine Wohnung nicht mehr bezahlen.“ Dieser Standortvorteil müsse mehr in der Vordergrund rücken, findet Ernst Selinger. (wkr) Über guten Zusammenhalt im Verein freut sich Eric Glaßer, der Vorsitzende des TSV Lambrecht mit insgesamt rund 450 Mitgliedern. „Vor allem im Fußball haben wir mit vielen jungen Mitgliedern eine gute Altersstruktur“, sagt Glaßer. Um die Kinder und Jugendlichen – mehr als die Hälfte der Mitglieder seien unter 21 Jahre alt – im Tal zu halten, habe sich der Verein mit der Anlage eines Rasenplatzes ein hoch gestecktes Ziel gesetzt: 140.000 Euro will der TSV für den Ersatz des alten Hartplatzes investieren. Dafür werden eifrig Spenden gesammelt. Auch der SBK-Markt beteilige sich mit einer Pfandbon-Aktion als Sponsor. Mit der Aktion „Rote Erde-Abschiedstour“ wirbt der TSV für die letzte Spielsaison auf dem Hartplatz. Baubeginn soll im April 2016 sein: „Irgendwie kriegen wir das hin“, ist Glaßer zuversichtlich. Auch er findet, dass die Verbandsgemeinde Lambrecht mit ihrer Infrastruktur gut dastehe. Allerdings sei die Außendarstellung verbesserungsfähig: „Wir verkaufen uns unter Wert.“ (hox) Über die seit Februar andauernde Sperrung des „Kleinen Wegs“ ärgert sich ein Lambrechter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will: Die Anwohner müssten seit dieser Zeit entweder den Umweg über die Bundesstraße oder einen Fußweg mit 67 Stufen nehmen, um ins Zentrum zu gelangen, was gerade älteren Menschen schwerfalle. Der „Kleine Weg“ sei zudem Teil des Radwegs. „Es geht nicht, dass die Verwaltung da seit Monaten nichts macht“, findet er. (hox) Der jüngste Besucher war Nico Hemberger aus Lambrecht. Der Sechsjährige besucht seit Montag die erste Klasse der Grundschule in Lindenberg. Und möchte so gerne in den Nils-Nager-Club der RHEINPFALZ aufgenommen werden. Er habe gehört, dann bekomme man regelmäßig eine Nils-Nager-Zeitung geschickt. Dem jungen Mann konnte geholfen werden. (wkr)

91-71641696.jpg
91-71641691.jpg
x