Neustadt Schattenspiele auf farbiger Fläche

Neustadt. Vom Verkäufer zum Macher werden – das beschloss Andreas Ireland vor drei Jahren. Seit über 40 Jahren handelt der Neustadter bereits mit Kunst und stellt die Werke Anderer aus. Jetzt gestaltet er eigene Bilder. Ab heute Abend zeigt die Moments Art Gallery eine Werkauswahl Irelands, der Farbe und Struktur ins Zentrum seiner Arbeit stellt.

Wer mit Andreas Ireland über seine Kunst spricht, hört immer wieder ein Wort: „Farbigkeit“. Ein Blick auf die Werke des 62-Jährigen zeigt, was damit gemeint ist. Ohne überladen oder aufdringlich zu wirken, scheint sich auf den Bildern die gesamte Farbpalette zu entladen. Der Aufbau und das Dargestellte sind auf den ersten Blick überall ähnlich: Farben in mehreren Schichten, in mutigem Durcheinander aufgetragen. Farbig heißt für ihn aber nicht einfach bunt. Wichtig sei, dass das Werk „keine Unruhe ausstrahlt“. Denn beim genauen Hinsehen offenbart sich das zweite zentrale Prinzip von Irelands Kunst: Struktur. Der gebürtige Kaiserslauterer, wohnhaft in Neustadt, meint damit weniger strukturelle Ordnung im Dargestellten. Es geht um Oberflächengestaltung, bei der durch unterschiedliche Höhenprofile Schatten entstehen. Ireland verwendet dazu „alles, was Spaß macht und Effekte erzielt“. Er zeigt auf die Bilder und erklärt, welche Materialien sich dahinter verbergen. Mal ist es Ton, mal Holzasche, ein anderes Mal erheben sich Styropor-Stückchen aus der Leinwand. „Untitled“, ohne Titel, heißen viele seiner Werke. Mit Nachdruck beklagt er sich über den Zwang, als Künstler alle Bilder vorab interpretieren und benennen zu müssen. „Die Unverbiegsamen haben Erfolg“, lautet sein Credo. Er macht die Kunst, wie sie ihm entspringt und ihm gefällt, möchte sich treu bleiben. Ein paar inhaltliche Anspielungen gibt es dann doch. In „Die Flucht“ verarbeitet er die Biografie seines Vaters John Ireland. Der half einst DDR-Bürgern beim Weg in den Westen – mit seinem Cadillac. Ein solches Auto ist auch auf dem Bild zu sehen, ebenso John F. Kennedy und ein Stacheldrahtzaun. Künstlerische Momente eines bewegten Daseins. Als Reproduktion hängt in der Ausstellung die grafische Bearbeitung eines Porträts von Irelands Frau. In leuchtendem Gelb und Orangetönen strahlt das Modell eine entspannte Ruhe aus. Seit 42 Jahren arbeitet Ireland im Kunsthandel, hat ursprünglich Fremdsprachen-Exportkaufmann gelernt, war zwischendurch auch Gastronom, hat hier und dort gewohnt – mal in Paris, mal im norddeutschen Worpswede – immer aber war er vor allem Galerist. Sein erstes Geschäft hatte er ab 1967 in der oberen Hauptstraße in Neustadt, zog mehrmals um, war zuletzt in Bad Dürkheim mit einer Galerie vertreten. Vor drei Jahren entschied er sich dazu, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Kunsthandel betreibt Ireland nach wie vor. Wer mit ihm ins Gespräch über Kauf und Verkauf von Malerei kommt, erfährt einiges über eine schwierige Branche. „Der Kunsthandel lebt von der Hand in den Mund“, sagt er. Ältere Generationen, die früher noch eifrige Kunden gewesen seien, hätten heute kaum noch Interesse. In den 1980er und 90er Jahren hätten diese Menschen bereits zu viel gekauft. Die mittlere Generation hingegen möchte die Wohnung nicht mehr mit Bildern vollhängen. Junge könnten mit moderner Kunst oft wenig anfangen. Daher sagt Ireland: „Wenn es funktioniert, möchte ich mich Stück für Stück auf mein Eigenes zurückziehen.“ Meint: das eigene kreative Schaffen, bei dem er sich nicht von äußeren Zwängen beirren lässt. (rxs)

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