Neustadt „Schrittmacher“ hilft in vielen Fällen

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Sun-Tscheol Kwon, Oberarzt an der Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie am Neustadter Krankenhaus Hetzelstift, arbeitet gemeinsam mit anderen Experten auch im zertifizierten Beckenboden- und Kontinenzzentrum Rheinpfalz mit. Kwon ist morgen Ansprechpartner am RHEINPFALZ-Expertentelefon: Von 16.30 bis 17.30 Uhr wird er Leserfragen zum Thema unter 06321/8903-34 beantworten.

Schwerpunkt des Lesertelefons werden Störungen bei der Entleerung des Blase und Harnwegsinfektionen sein. In seiner Ausbildung am Universitätsklinikum Mannheim war der gebürtige Heidelberger mit südkoreanischen Wurzeln an der Entwicklung der sogenannten sakralen Neuromodulation beteiligt, das seit 2010 auch in Neustadt angewandt wird. Dieser „Schrittmacher“ helfe in vielen Fällen bei Entleerungsstörungen der Blase: „Wenn der Harndrang gar nicht oder viel zu oft kommt, wird die Information von der Blase ans Gehirn falsch transportiert und dementsprechend gibt es die falsche Antwort.“ „Ziel des Verfahrens ist es deswegen, die transportierten Informationen richtig zu stellen; deswegen sprechen wir auch von Modulation, nicht von Stimulation“, so Kwon Die Ursachen dafür könnten vielfältig sein, vom unfallbedingten Trauma über Nebenwirkungen anderer Operationen bis hin zu neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Parkinson reiche das Spektrum. Entleerungsstörungen der Blase hätten häufig auch das Verbleiben von Restharn in der Blase zur Folge und könnten damit auch die Ursache von Harnwegserkrankungen sein. „Es ist nicht immer die kalte Bank, auf der man zu lange gesessen hat, wenn man sich eine Blasenentzündung einfängt“, sagt der Experte. Weil der Harnleiter bei Frauen kürzer als beim Mann sei, könnten Bakterien beispielsweise auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Weil sich bei Frauen in den Wechseljahren der Hormonhaushalt verändere, werde mit dem eigentlich sauren Scheidenklima auch eine natürliche Barriere zur Keimabwehr schwächer. Auch Resistenzen gegen Antibiotika spielten zunehmend eine Rolle, so Kwon. Er rät, generell viel zu trinken: „Und damit meine ich ab zwei Liter aufwärts, denn wer viel trinkt, spült auch viel.“ Davon ausgenommen seien allerdings Dialysepatienten und Menschen mit Herzproblemen, bei denen es Trinkmengenbeschränkungen gebe: „Da sollte man schon etwas genauer hinschauen.“ Die Erfolgsquote des Blasenschrittmachers liege bei rund 80 Prozent. Kwon zufolge werden etwa 30 bis 35 Patienten pro Jahr in Neustadt operiert, „mehr als an mancher Uniklinik“. Der Eingriff als solcher sei ungefährlich und erfolge in zwei Schritten: „Bevor wir den Schrittmacher implantieren, testen wir mit einem externen Modell, ob das gewünschte Resultat erreicht wird.“ Erst dann werde das streichholzschachtelgroße Gerät minimalinvasiv ins Unterhautfettgewebe implantiert. Je nach Spannung halte die Batterie des Schrittmachers bis zu zehn Jahre, häufig müsse man sie jedoch überhaupt nicht ersetzen: „Wir stellen immer wieder fest, dass eine Art Reboot stattfindet, wenn der Informationsaustausch über diesen langen Zeitraum richtig gesteuert wird. Das System startet sich sozusagen neu“, so Kwon. Anrufen Oberarzt Dr. Sun-Tscheol Kwon beantwortet morgen, Dienstag, von 16.30 bis 17.30 Uhr unter 06321/8903-34 Fragen am RHEINPFALZ-Lesertelefon. (hox)

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