Neustadt Schwamm drüber

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Es war kurz vor dem Parteitag im April, als die Parteifreunde Sebastian Christill, Ludwig Lehnberger (beide aus dem Gemeindeverband Annweiler), Matthias Ackermann, Sebastian Kirchner (beide Bad Bergzabern) und Daniel Kern (Maikammer) vor die Presse traten und deutliche Kritik am Kreisvorsitzenden Marcus Ehrgott (Herxheim) übten (wir berichteten). Deren Vorwürfe: unauffällige Arbeitsintensität, fehlende Analysen der CDU-Niederlagen bei den VG-Bürgermeisterwahlen in Herxheim (Franz-Ludwig Trauth gegen Hedi Braun) und Bad Bergzabern (Peter Kusenbach gegen Hermann Bohrer). Auch gebe es kein Konzept, wie die Christdemokraten künftig solche Wahlen wieder erfolgreich gestalten könnten. Die Kritiker seien sich der Unterstützung ihrer Verbände sicher, hieß es. Doch der Schuss ging nach hinten los: Bei den Wahlen wurde Marcus Ehrgott, auch Erster Kreisbeigeordneter, mit 96 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Seither sind die „Revoluzzer“ in der Versenkung verschwunden. Ludwig Lehnberger ist weggezogen, deswegen folgerichtig im Kreistag ausgeschieden. Im Kreisvorstand ist keiner der Widersacher zu finden. „Damit müssen sie leben. Es gab ein eindeutiges Signal der Mitglieder“, sagt der 45-Jährige und will im Gespräch mit der RHEINPFALZ keine weiteren Worte mehr über das Thema verlieren. Ganz nach dem Motto: Schwamm drüber, Mund abputzen, es geht weiter im Trott. Im Sand verlaufen ist offensichtlich auch die sorgfältige Analyse der Wahlschlappen. Zumindest fand sie nie den Weg ans Licht der Öffentlichkeit. Überhaupt vermissen etliche Parteifreunde mehr Initiativen und Vorstöße, um die Rolle der immerhin noch knapp 1500 Mitglieder starken CDU Südliche Weinstraße zu unterstreichen. In diesem Zusammenhang verweist der CDU-Kreischef darauf, dass es mit den Bürgermeistern Olaf Gouasé (Edenkoben) und Karl Schäfer (Maikammer) sowie der Landtagsabgeordneten Christine Schneider (Edenkoben) nur noch drei hauptamtliche Politiker im Kreis gebe. Die Hauptlast der Parteiarbeit müsse also ehrenamtlich geleistet werden. Als selbstständiger Berater kennt auch Marcus Ehrgott die Grenzen der Belastbarkeit. „Meine Aufgabe ist es vor allem, den Laden zusammenzuhalten“, sagt er. Und: „In der CDU Südliche Weinstraße sind wir nach einer schwierigen Phase zu einer guten Form der Zusammenarbeit gekommen. Das Wahlergebnis für den geschäftsführenden Vorstand mit jeweils über 95 Prozent zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Und so will sich der Kreisvorsitzende, mit stoischer Ruhe, auch nicht einmischen, wenn es um die Strategie der CDU bei den kommenden VG-Bürgermeisterwahlen 2017 geht. Das sei Sache der Gemeindeverbände Annweiler und Maikammer. „Dort liegt die Entscheidungskompetenz.“ Einen Druck vom Kreisvorstand gebe es nicht, so Ehrgott in der für ihn typischen Leisetreter-Manier. Für die CDU gehe es vor allem darum, ihre Position bei den Kommunalwahlen 2019 auszubauen, die Präsenz in der Öffentlichkeit zu verbessern und immer wieder auf die Unterfinanzierung der Kommunen hinzuweisen. Letzteres auch vor dem Hintergrund, dass Bürger nur schwer für die Mitarbeit in kommunalen Gremien zu gewinnen seien, wenn die Selbstverwaltung ausgehöhlt sei.

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