Lambrecht Sicherheitstraining für Mitarbeiter: Wie in der „Knoff-hoff-Show“

Anschaulich: Ralf Präkels demonstriert die Brennbarkeit verschiedener Chemikalien, hier Dämpfe eines Klebstoffs.
Anschaulich: Ralf Präkels demonstriert die Brennbarkeit verschiedener Chemikalien, hier Dämpfe eines Klebstoffs.

Drei Tage lang hat vergangene Woche auf dem Gelände der Lambrechter Firma Jola ein riesiger Truck geparkt. Die Berufsgenossenschaft veranstaltete für alle Mitarbeiter ein Sicherheitstraining, das alles andere als theoretisch und trocken war.

„Welche Gefahr geht von diesem Holzklotz aus?“: Ralf Präkels hält einen Würfel aus Hartholz in der Hand und fragt in die Runde. Die Antwort ist naheliegend: Man kann das Teil an den Kopf geschmissen bekommen, so auch Stimmen aus dem erheiterten Publikum. Doch Präkels weiß noch mehr zu berichten. Als Referent für Verkehrssicherheit, Ladungssicherung und Gefahrenstoffe ist er mit seinen Kollegen von der Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro und Medienerzeugnisse (BG ETEM), Marco Hartmann und Christoph Mattes, unterwegs, um Firmen in puncto Arbeitsplatzsicherheit und Prävention zu schulen.

Das Außergewöhnliche: Die BG ETEM kommt mit dem Schulungswagen, einem riesigen Truck, zu den Betrieben – und das schon „seit 40, 50 Jahren“, wie Christoph Mattes erzählt. Voll klimatisiert und mit Fußboden- und Wandheizung, ist das Fahrzeug zudem ausgestattet mit einem Schulungsraum für 31 Zuschauer, einem Multimedia-Kino, einem Demonstrationslabor sowie einem Büro. Der Truck ist dabei einer von drei Lastwagen, die bundesweit unterwegs sind, aufgeteilt auf drei Bezirke.

Prävention steht im Vordergrund

Und wie läuft nun so ein Schulungsbesuch ab? „Die Prävention steht heute im Vordergrund“, erklärt Marco Hartmann, Ansprechpartner für die Firma Jola und gemeinsam mit Mattes Aufsichtsperson der BG ETEM. Habe früher der Fokus mehr auf der Kontrolle gelegen, so werde jetzt mittels hochwertiger Seminare und Schulungen den Mitarbeitern das Vermeiden von Gefahren und Unfällen nahegebracht, so Hartmann.

Und so erzählt auch Ralf Präkels in seinem Vortrag über Gefahrenstoffe, was es mit besagtem Holzwürfel so alles auf sich hat – außer dass er sehr hart ist. In holzverarbeitenden Betrieben beispielsweise werde Holz geschliffen oder gesägt. Präkels, der auch der Fahrer des Schulungstrucks ist, erzählt von den gesundheitlichen Gefahren von Holzstaub, aber auch von der leichten Brennbarkeit von Staub und Spänen. In Kombination mit Sauerstoff, so der Referent, könne es sogar zu einer Staubexplosion kommen – eine oft unterschätzte Gefahr. In einem kleinen Experiment mit Pflanzensporen zeigt er den Teilnehmern, wie schnell es zu so einer Reaktion kommen kann.

Gefährliche Kombination: Haarspray und Zigarette

Präkels bezieht das Publikum mit ein, als er fragt, was zur Entzündung eines Feuers notwendig ist. Anhand von Fotos zeigt er die Folgen von Unachtsamkeit im Umgang mit brennbaren und explosiven Stoffen. Auf einem Bild ist ein völlig zerstörtes und ausgebranntes Auto zu sehen. „Haarspray“, erzählt Präkels, und „dann wurde eine Zigarette angezündet“, das habe für die beiden Frauen, die drin saßen, nicht schön geendet. Zur Veranschaulichung füllt Präkels einen Glaszylinder mit Haarspray und setzt eine Verschlusskappe drauf. „Ist jemand sehr schreckhaft?“, fragt er ins Publikum. Alle schauen ihm gebannt zu, als er eine Feuerquelle ans andere Ende des Rohrs hält und der Deckel mit lautem Ploppen wegfliegt.

Auch über den sicheren Umgang mit Gasflaschen spricht Präkels. Der ein oder andere habe doch bestimmt einen Gasgrill. Auf was ist beim Transport alles zu achten? Viele melden sich zu Wort, scheinen sich bestens auszukennen, was den Referenten freut. Etwas kniffliger wird es, als es um brennbare Flüssigkeiten und deren Flammpunkt geht. Präkels erzählt von der Entzündbarkeit von Dampf-Luft-Gemischen, wieder kommen kleine Experimente zum Einsatz. Dass Benzindämpfe stets nach unten ausweichen, zeigt er anhand eines langen Schlauchs, an dessen oberem Ende er einen kleinen benzingetränkten Lappen hält. Am unteren Ende auf dem Boden steht ein kleines Teelicht. Erst passiert gar nichts, doch plötzlich entzündet sich genau dort der Benzindampf und eine Stichflamme dringt durch den Schlauch nach oben – eine Schulung, die dem Publikum sichtlich Spaß macht.

Spielerisch die Zuschauer eingebunden

Über rechtliche Grundlagen referiert Marco Hartmann. Spielerisch werden die Zuschauer mit eingebunden, als er über die Maschinen- und Betriebssicherheitsverordnung spricht, indem er Fotos zeigt und dazu Fragen stellt. Welche Gefahren können am Arbeitsplatz auftreten? Wie steht es um die Kennzeichnung? Die Mitarbeiter zählen auf: „Strom, Gefahrenstoffe, mechanische Schädigung …“ – eben alles, was bei der Arbeit ein potenzielles Risiko darstellt. Doch vor Gefahren kann man sich schützen: etwa mit dem Not-Aus-Schalter, Abdeckhauben oder der Absaugvorrichtung, die mit kurzen Anekdoten vorgestellt werden.

Die Zeit vergeht wie im Flug, nach eineinhalb Stunden (mit Pause) ist der letzte Schulungsblock zu Ende. Auch Lars Mattil, Geschäftsführer der Firma Jola, ist begeistert: „Wissensvermittlung auf diese Art ist toll“, denn sie nehme den Mitarbeitern die Angst. Und „dass in Zeiten, in denen ständig die digitalen Medien beworben werden, so ein riesiger Truck in die Betriebe kommt“, sei schon etwas Außergewöhnliches. Er hoffe deshalb sehr, dass der Bus in zwei bis drei Jahren wieder auf dem Werksgelände steht.

x