Neustadt Stadtleben: Blickfang in der Wallgasse

Die Stellwände als Blickfang.
Die Stellwände als Blickfang.

Wer in der Mittagspause oder am Wochenende einen Spaziergang plant, dem sei der Weg entlang der Wallgasse empfohlen. An deren Ende, direkt neben dem Piratenspielplatz, steht seit gestern das Fotoprojekt „Neustadt steht für Offenheit!“, für das sich im vergangenen Jahr rund 80 Menschen aus Neustadt vom Kaiserslauterer Fotokünstler Thomas Brenner ablichten ließen. Bislang waren die Porträts auf dem Hambacher Schloss zu sehen. „Ich finde es wichtig, dass die Fotos jetzt in die Stadt hineinkommen, da wo die Menschen täglich vorbeigehen“, sagt der Fotograf Brenner. „Ich hoffe, dass die Betrachter neugierig werden und schauen, wen sie entdecken und wer sich alles für Offenheit ausspricht.“ Bekannte und unbekannte Neustadter bekennen sich mit den Fotos zu einer toleranten Gesellschaft: Da sind Politiker und Schüler zu sehen, Studentinnen und Künstler, Lehrer und Krankenschwestern, EU-Ausländer, die seit einem Vierteljahrhundert in Deutschland leben genauso wie Menschen, die erst vor Kurzem gekommen sind und sich noch als „Deutschlernende“ bezeichnen. Gleich nachdem die Mitarbeiter des Bauhofes am Dienstagmittag die vier Fotowände aufgestellt hatten, kamen die ersten neugierigen Passanten. Manch einer entdeckte da seine Nachbarin oder einen Bekannten. „Guck mal auf die Sprüche, die sind auch ganz cool“, rief ein Mädchen, die mit ihrer Freundin von der Schule nach Hause radelte. Denn zusammen mit dem Foto haben die Porträtierten auch einen Satz ausgewählt, der ihre Version einer offenen Gesellschaft widerspiegelt. „Wir lächeln alle in derselben Sprache“ steht unter einem Foto. Eine Dame schreibt „Ich habe so viele Leute kennengelernt und so viele Gemeinsamkeiten gefunden“. Es sei nicht einfach gewesen, für die Fotosessions, die auf dem Hambacher Schloss und in der Stiftskirche stattfanden, genügend Freiwillige zu finden, erinnert sich Brenner. „Besonders die Erwachsenen waren sehr zögerlich, sich fotografieren zu lassen. Ende 2017 war bei vielen eine gewisse Müdigkeit bei diesem Thema zu spüren – aber das war nicht nur in Neustadt so.“ Bauhofleiter Oliver Immig hat die Fotowände mit seinem Team sturm- und wetterfest montiert – nur gegen Vandalismus lassen sich die Leinwände nicht schützen. „Aber damit hatten wir bislang noch in keiner Stadt Probleme“, so Brenner, der ähnliche Fotoprojekte auch in Ludwigshafen, Kaiserslautern, Trier und Frankenthal realisiert hat.

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