Sportstypen Stefan Hils fährt nonstop rund um Österreich

Der Meckenheimer Stefan Hils fährt 2200 Kilometer in einem Rennen rund um Österreich.
Der Meckenheimer Stefan Hils fährt 2200 Kilometer in einem Rennen rund um Österreich.

Der Meckenheimer Stefan Hils startet im 2200 Kilometer langen Radrennen rund um Österreich. Eine Schule in Afrika ist seine große Motivation.

2200 Kilometer mitsamt 30.000 Höhenmetern hat der Meckenheimer Radsportler Stefan Hils ab 12. August, 19 Uhr, vor sich. „Dann geht’s los“, sagt der 57-Jährige erwartungsvoll vor dem „Race around Austria“, dem Radrennen rund um Österreich. Start und Ziel sind in St. Georgen im Attergau. „Am Sonntag darauf um 11 Uhr muss ich im Ziel sein.“

Das Extreme Race Around Austria sei das längste Einzelzeitfahren Europas und Qualifikationsrennen für das legendäre Race Across America, heißt es auf der Homepage zum Rennen. Die Strecke führe entlang der grenznahen Straßen einmal rund um Österreich. Es gebe keine Etappen, die Zeit laufe nonstop. Das bedeutet: Wer zu langsam unterwegs ist, gewisse Zeitfenster auf der Strecke nicht erreicht, wird aus dem Rennen genommen. Das ist nötig, weil auf einzelnen Streckenabschnitten ein Radfahrverbot gilt, das für die Renndauer aber aufgehoben ist.

Sieben Helfer in zwei Wohnmobilen

Mehr oder weniger nonstop wird Hils dabei im Sattel sitzen, aber nie alleine sein. Ein siebenköpfiges Team begleitet ihn auf seinem Abenteuer in zwei Wohnmobilen. Zwei Helfer werden in einem kleinen Wohnmobil, dem Pacecar, immer bei ihm sein, ihn mit Essen und Getränken sowie Ersatzkleidung versorgen. „Diese beiden begleiten mich acht Stunden, dann ist Schichtwechsel“, erklärt Hils die Betreuung. Dann wechseln zwei andere Helfer aus dem großen Wohnmobil ins Pacecar. „Die anderen im großen Wohnmobil kaufen ein. Für die Helfer ist es auch stressig, denn die sind ebenfalls irgendwann übernächtigt.“ Für das Rennen in Österreich plant er Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro ein.

Zwei Helfer, die Physiotherapeutin und den Teamchef, habe er eingekauft, verrät Hils, der Vollzeit als Vermögensberater arbeitet und eine Direktion leitet. Die anderen Unterstützer stammten aus dem Freundes- und Familienkreis, darunter zwei Radmechaniker. Trainingspläne bekomme er von Christine Waitz, einer ehemaligen Profitriathletin. Waitz hat unter anderem zwei Ironman-Weltmeistertitel in der Altersklasse, eine 24-Stunden-Mountainbike-Vizeweltmeisterschaft geholt.

Im Race across America

Mit Hils hat die Rotherin vor zwei Jahren das Race across Amercia (RAAM), ein Nonstop-Radrennen quer durch die USA, im Zweier-Mixed-Team in der Altersklasse ebenfalls gewonnen. „Es ist eine mentale Sache, wenn ich weiß, da guckt einer drauf“, erklärt Hils, warum er auf Waitz’ Trainingspläne zurückgreift. „Ich habe gleich ein schlechtes Gewissen, wenn ich etwas nicht mache“, gesteht er und lacht.

Vor drei Jahren haben die beiden das Rennen rund um Österreich ebenfalls gemeinsam bestritten. Hils: „Sie ist mit ihren 53 Kilo meist die steilen Sachen gefahren, ich mit meinen 90 Kilo die flachen Teile.“

Nachtfahrten im Training

Diese 90 Kilogramm Körpergewicht sind laut dem Meckenheimer, der aus Haßloch stammt, auch der Grund, warum er kein Triathlet mehr ist. 2012 hatte er sich sein erstes Mountainbike gekauft, ein Jahr später ein Rennrad. Zuerst habe er Triathlon gemacht, dabei den anspruchsvollen Ironman auf Lanzarote mit vielen Steigungen auch auf der Laufstrecke gemeistert. „Damals schon mit Knieproblemen – ich bin fürs Laufen zu schwer“, sagt der 57-Jährige, der seit 30 Jahren in Meckenheim lebt. Jetzt fahre er nur noch Rad, pro Woche 15 bis 20 Stunden, „manchmal auch mehr“. Seine direkte Vorbereitung auf Österreich hat er in Portugal verbracht. Da hat er auch die eine oder andere Trainingseinheit in der Nacht absolviert.

Geld für Schule in Tansania

Ein Rennen wie das in Österreich sei eine mentale Sache, sagt der Ausdauersportler. „Irgendwann geht’s nicht mehr um die Fitness.“ Er betont, nur Hobbysportler zu sein. „Ich will’s nur schaffen.“ Doch ist es schon ein bisschen mehr für den Pfälzer, denn er verbindet das Rennen mit einer Spendenaktion. Pro Kilometer spendet er zehn Euro, insgesamt also 22.000 Euro. „Wenn man den Sport mit einer guten Sache verbinden kann, motiviert mich das noch mehr.“ Unterwegs hofft er, dass sich andere Gönner anschließen. Während des Rennens durch Amerika habe er 53.000 Euro gesammelt. Das Geld sei damals in eine Handelsschule in Tansania geflossen, die er selbst schon besucht habe. Hils erzählt von einer Klasse für Näherinnen dort und eine für Schreiner: „Es ist sehr berührend, wenn man dort ist.“ Er mache das mit Hubert Schwarz zusammen. Der Extremsportler und Mentaltrainer hat 1998 in 80 Tagen mit dem Fahrrad die Welt umrundet. „Er ist eine Persönlichkeit, er motiviert Menschen“, schwärmt Hils von Schwarz.

„Ich habe Hubert Schwarz 1990 gesehen und mich gefragt, wie ein Mensch das schaffen kann“, erzählt Hils, wie er zum Ausdauersport gekommen ist. In der Corona-Pandemie habe er dann viel Zeit gehabt und sei viel Rad gefahren.

Und wenn er 60 ist ...

In Österreich rechnet Stefan Hils mit Kälte auf den Alpenpässen. „Da muss man aufpassen, wenn’s feucht ist“, sagt er. „Und vor allem, wenn man müde ist.“ In einer Abfahrt in Amerika sei mal in der Nacht ein riesiger Elch vor ihm hergelaufen.

Jetzt in Österreich will er sich die ganze Zeit nehmen, die ihm zur Verfügung steht. „Wenn ich am Ende ein paar Stunden übrig habe, werde ich noch mal zwei Stunden schlafen“, sagt er, auf Sicherheit bedacht. „Ich will’s einfach nur schaffen.“ Er ist zwar noch nicht gestartet oder gar ins Ziel gekommen. Aber eine Idee für später hat der Meckenheimer schon jetzt, „denn ich bin ein Zieltyp, ich brauche immer was, auf das ich hinarbeite“. Wenn er das Rennen in Österreich gut schaffe, wolle er mit 60 noch mal alleine das RAAM fahren. „Das ist mein Traum.“

Wer in Österreich mit dem Rad fährt, muss viel bergauf fahren. Im Race around Austria sind es etwa 30.000 Höhenmeter.
Wer in Österreich mit dem Rad fährt, muss viel bergauf fahren. Im Race around Austria sind es etwa 30.000 Höhenmeter.
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