Elmstein Tante Enso kommt nach Elmstein

Da geht’s zu Tante Enso: Ende 2025 soll auch in Elmstein ein Schild auf den Einkaufsmarkt hinweisen.
Da geht’s zu Tante Enso: Ende 2025 soll auch in Elmstein ein Schild auf den Einkaufsmarkt hinweisen.

Tante Enso, die Kombination eines klassischen Tante-Emma-Ladens mit einem Online-Shop, kommt nach Elmstein. Die erforderliche Mindestanzahl von 400 Bürgern, die einen Anteil von 100 Euro an der Genossenschaft erworben haben, ist erreicht und sogar überschritten worden. Wie geht es jetzt weiter?

„Einkaufen wann, wo und wie du willst: direkt in deiner Filiale vor Ort oder im Online-Shop“: So funktioniert das Konzept der Bremer Start-up-Unternehmens MyEnso, das sich auf kleine Orte in ländlichen Regionen konzentriert, in denen es keinen Lebensmittelladen oder Einkaufsmarkt mehr gibt. An sieben Tagen in der Woche und rund um die Uhr kann man dort einkaufen.

Das Besondere an dem Konzept der rund 50 Tante-Enso-Läden, die es derzeit im Bundesgebiet gibt: Dahinter steht immer eine Genossenschaft. Darauf beruht das Tante-Enso-Konzept: Nur wenn die Bürger einer Gemeinde in relativ kurzer Zeit in ausreichender Anzahl Anteile an der Genossenschaft erwerben, kommt der Tante-Enso-Laden auch in die Gemeinde. Damit soll sichergestellt werden, dass auch genügend Kunden später dort einkaufen. Denn die Anteilseigner haben ein ureigenstes Interesse daran, dass der Laden läuft: Was ihnen zu einem kleinen Teil gehört, unterstützen sie auch. Zudem werden ihre Anteile verzinst, und sie bekommen dafür Einkaufsgutschriften: Pro Genossenschaftsanteil gibt es ein jährliches Einkaufsguthaben von fünf Euro, dazu wird pro Einkauf ein Rabatt von zwei Prozent der Kaufsumme gutgeschrieben.

Einkaufsmarkt vor Ort: der Wunsch vieler Elmsteiner Bürger.
Kommentar

Tante Enso: Projekt mit guten Aussichten

Elmstein hat gewaltigen Endspurt hingelegt

Elmsteins Bürgermeister Rene Verdaasdonk (SPD) hatte in den vergangenen Wochen kräftig die Werbetrommel für das Projekt gerührt. Bis Ende September lief die Frist, innerhalb der es gelingen musste, 400 Mitglieder für die Genossenschaft zu gewinnen, die jeweils mindestens einen Anteil von 100 Euro kaufen. Dass dieser Zeitraum so knapp bemessen war, hat einen einfachen Grund, wie Verdaasdonk am Mittwoch im Gespräch mit der RHEINPFALZ erläuterte: Nur wenn es gelinge, schnell die erforderliche Anzahl an Anteilseignern zusammenzubekommen, bestehe in einem Ort auch ein ausreichend großes Interesse an einem Tante-Enso-Laden.

Verdaasdonk war nach eigenen Worten zwar sehr zuversichtlich, dass zwischen Mitte August – damals hatte die RHEINPFALZ zum ersten Mal über das Projekt informiert – und Ende September 400 Anteile verkauft werden könnten. Nicht zuletzt war bereits bei der Infoveranstaltung Ende August ein riesengroßes Interesse der Bürger spürbar. „Trotzdem war es sehr spannend, ob es gelingt“, so Verdaasdonk. Noch vor einer knappen Woche lag die Anzahl der Anteile bei 299 – rund 100 unter den erforderlichen 400. Aber dann legte Elmstein einen gewaltigen Schlussspurt hin. Die 400er-Hürde wurde locker übersprungen: Stand Mittwoch hat die Genossenschaft 490 Mitglieder, die insgesamt 602 Anteile gekauft haben. Die höhere Anzahl der Anteile erklärt sich dadurch, dass ein Bürger auch mehrere Anteile erwerben kann. Auch Vereine und Firmen können übrigens Teilhaber werden. Mit weiteren Genossenschaftsmitgliedern ist zu rechnen, denn darüber hinaus liegen aktuell 59 Teilhaberanfragen (68 angefragte Anteile) vor, die noch nicht vollständig sind.

„Riesenschritt für die Gemeinde“

Verdaasdonk freut sich riesig über die große Resonanz in der Bevölkerung und ist froh, dass das Ziel sogar vorzeitig erreicht wurde: „Ich bin fast geplatzt vor Stolz“, sagt er im Blick auf die vielen rührigen Bürger, die sich in den letzten Wochen für das Tante-Enso-Projekt engagiert haben. Da habe er gemerkt, wie stark das Interesse in der Bevölkerung an einer Einkaufsmöglichkeit vor Ort sei. „Manche sind sogar von Tür zu Tür gegangen und haben dafür geworben, einen Anteil zu kaufen“, lobt der Bürgermeister. „Für die Gemeinde ist es ein Riesenschritt, dass Tante Enso kommt“, betont er.

Die Voraussetzungen sind also geschaffen. Wie geht es nun weiter? Da in Elmstein kein geeignetes Gebäude vorhanden sei, in das ein Einkaufsmarkt einziehen könnte, müsse neu gebaut werden, sagt Verdaasdonk. Dafür sei ein Investor notwendig. Aber nachdem alle drei Investoren, mit denen er im Gespräch gewesen sei, zurückgezogen hätten, trete nun der Fall ein, den er bereits bei der Infoveranstaltung angekündigt hatte: „Wenn alles schief geht, trete ich eben selbst als Investor auf“, sagt Verdaasdonk, der selbst geschäftsführender Inhaber einer mittelständischen Düngemittelfirma mit Produktionsstandort in Sembach und Sitz in Elmstein ist.

Verdaasdonk: Kommt nicht zu Interessenskonflikt

Er sei sich darüber im Klaren, dass er sein Amt als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister keinesfalls mit der Aktivität als Investor vermischen dürfe, so Verdaasdonk. Zu Interessenskonflikten werde es nicht kommen. So werde er bei allen Beschlüssen im Gemeinderat, die das Tante-Enso-Projekt betreffen, den Ratstisch verlassen und nicht mitstimmen. Zudem kündigt er an, dass er die Kreisverwaltung Bad Dürkheim als Aufsichtsbehörde über diese besondere Konstellation informieren werde. „Es darf keine Zweifel daran aufkommen, dass die beiden Funktionen als Ortsbürgermeister und als Investor völlig unabhängig voneinander sein werden“, betont er. Grundsätzlich wäre es ihm zwar lieber gewesen, wenn sich ein externer Investor gefunden hätte. Aber immerhin werde das Projekt davon profitieren, dass er selbst als Unternehmer Erfahrung mit Bauen mitbringe.

Zunächst werde es darum gehen, ein geeignetes Grundstück für den künftigen Einkaufsmarkt zu finden. Verdaasdonk hat dafür das Gelände des ehemaligen Sägewerks Semmelsberger im Ortsteil Appenthal im Blick. Er ist optimistisch, dass die Verhandlungen mit dem Eigentümer erfolgreich abgeschlossen werden können. Sollte der Markt dort nicht realisiert werden können, gebe es eine alternative Fläche. Für das Gebäude und Parkplätze, schätzt er, würden etwa 1000 Quadratmeter gebraucht. Tante-Enso-Läden hätten üblicherweise eine Verkaufsfläche von 250 Quadratmetern. Ihm schwebt allerdings ein flächenmäßig größerer Markt vor, in dem auch eine Post-Partnerfiliale – die derzeitige werde schließen – untergebracht werden könnte.

Sobald die Standortfrage geklärt ist, sei erster Schritt die Aufstellung eines Bebauungsplans. Tante-Enso-Märkte würden „Mindeststandards erfüllen und so einfach wie möglich“ gebaut, um Kosten zu sparen. Verdaasdonk rechnet mit einer Investition von einer knappen halben Million Euro. Das fertige Gebäude werde er dann an Enso vermieten. Wenn alles glatt läuft, rechnet er damit, „dass der Weihnachtseinkauf 2025 in Elmstein erledigt werden kann“.

Anteilseigner bestimmen über Sortiment mit

Wie funktioniert das Tante-Enso-Konzept? Angeboten werden sollen rund 3000 Artikel. Das Sortiment – beim Einkauf arbeite das Unternehmen mit Rewe zusammen – könne aber durch Artikel aus der Region ergänzt werden. Die Mitglieder der Genossenschaft könnten mitbestimmen, welche Waren angeboten werden sollen. Bezahlt werde mit der Tante-Enso-Karte, auf der ein Lastschriftmandat oder ein Guthaben hinterlegt werden kann. An fünf Tagen in der Woche soll die Kasse an jeweils vier bis fünf Stunden besetzt sein. Zu diesen Öffnungszeiten würden auch Bargeld, die EC-Karte, Apple-Pay und Google-Pay akzeptiert. Ansonsten bestehe die Möglichkeit zum „24/7-Einkauf“, so Verdaasdonk. Mit der Tante-Enso-Karte bekomme man jederzeit Zutritt zum Laden und könne seine Waren selbst scannen. Erfahrungsgemäß sei der Anteil der Kunden, die ihren Einkauf in den nicht personalbesetzten Zeiten nicht bezahlen, außerordentlich gering, so Verdaasdonk. Das liege nicht zuletzt daran, „dass Mitglieder der Genossenschaft sich ja nicht selbst beklauen“. Im Online-Shop stünden darüber hinaus rund 10.000 Artikel bereit. Dort bestellte Ware könne in die örtliche Filiale oder auch direkt nach Hause geliefert werden.

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