Neuleiningen The Final Cut liefern beim Burgsommer eine großartige Show

The Final Cut beim Burgsommer in Neuleiningen.
The Final Cut beim Burgsommer in Neuleiningen.

Aller guten Dinge sind vier: Während die Pink-Floyd-Tributeband The Final Cut bei ihren ersten drei Konzerten beim Neuleininger Burgsommer nur jeweils etwa 500 bis 600 Besucher anlockte, waren es am Freitag etwa doppelt so viele. Sie erlebten eine grandiose Show, die sie ausgelassen feierten.

Zum Auftakt des exakt vor 20 Jahren ins Leben gerufenen Neuleininger Burgsommers sind die alten Festungsmauern auf dem Schlossberg in wunderschöne Farben getaucht. Dazu gibt es in dem kleinen mittelalterlichen Dorf sphärische Klänge einer ganz großen Band: The Final Cut aus Saarlouis erweckt den Geist der frühen Jahre von Pink Floyd – seit der Gründung 1965 unter der Leitung von Syd Barrett bis 1983, als Bassist und Sänger Roger Waters als Songwriter aufhörte, was eine Zäsur darstellte. Zusammen mit den Gitarristen und Keyboardern David Gilmour und Richard Wright sowie Nick Mason am Drumset hatte er einen ganz eigenen Musikstil kreiert, mit Elementen aus Blues und Progressive Rock, aber auch aus der Klassik. Und seine Texte sind besonders sozialkritisch. Die Stücke auf dem letzten Album, das er maßgeblich gestaltete und das namensgebend für die saarländische Truppe ist, setzen sich mit dem Thema Krieg auseinander.

Der düstere Sound

„Ich mag diese düsteren Lieder, auch die von The Wall“, sagt Bandleader Rainer Schneider. Alles, was die Briten nach dem Ausstieg von Waters 1985 auf die Bühne brachten und auf Scheiben pressten, habe kaum mehr etwas mit dem Ursprünglichen zu tun gehabt. „Das wollen wir nicht spielen“, bekräftigt der 58-Jährige gegenüber der RHEINPFALZ beim einzigen Open-Air-Gig seiner Gruppe in diesem Jahr. Unter freiem Himmel aufzutreten, berge einige Herausforderungen. Zum einen gebe es immer das Wetter-Risiko, zum anderen lasse sich nicht – wie in einer Halle – alles einfach abdunkeln, um die richtige Umgebung für die aufwendigen LED-Effekte zu schaffen, so Schneider. Auf das durch elektronisch gesteuerte Scheinwerfer erzeugte bunte Spektakel an den Burgmauern müssen die rund 1000 Zuschauer warten, bis sich allmählich die Dämmerung einstellt.

Virtuose an der Gitarre

Gestartet wird mit dem finsteren „In The Flesh“, gefolgt von dem rhythmisch mitreißenden „Have A Cigar“, bei dem sich der Gitarrist Werner Melchior gleich als Virtuose auf seiner abgeschabten Fender-Stratocaster beweisen kann. Er, Schneider und der Keyboarder Olaf Arweiler sind seit der Gründung der Tributeband 1997 dabei. Nach ihrem letzten Burgsommer-Konzert 2014 hatte sich Schlagzeuger Alexander Dräger aus privaten Gründen zurückgezogen. Seither schwingt Ralf Trebing die Sticks. Er betreibt in Luxemburg eine Musikschule und ist der einzige Vollprofi des Quartetts. Für seine drei Kollegen ist der Einsatz bei „The Final Cut“ mit jährlich zehn bis 15 bundesweiten Konzerten und bei weiteren Ensembles ein nebenberufliches Vergnügen.

Blökende Schafe

Nun blöken zig Schafe aus den Lautsprechern der Neustadter Südwest Sound GmbH, die laut Organisator Rainer Klundt eine „noch bessere Tonanlage“ zur Verfügung stellt als bisher. Begleitet werden die tierischen Geräusche im Lied „Sheep“ vom Album „Animals“ von zartem Piano-Spiel – sinnbildlich für die Ahnungslosigkeit der Vierbeiner, die am Ende im Schlachthof landen. Schneider muss einen langen Atem beweisen, Arweilers Backgroundstimme wird mit einem Vocoder roboterähnlich verfremdet und Melchior erzeugt mit dem Vibratoarm an seiner Strat Tonhöhenschwankungen. Bei „Fat Old Sun“, das mit Glockengeläut beginnt, wechselt er zu einem Akustik-Instrument, und bei „Shine On You Crazy Diamond“ brilliert er mit einem herausragenden Solo. Die zeitlosen Songs von Pink Floyd würden nie langweilig, findet der Gitarrist selbst nach 28-jährigem Covern. Auch Arweiler liebt Waters Kompositionen: „Hier ist das Keyboard keine Nebensache, sondern gestaltet den Sound mit.“

Das Wetter hält

Immer wieder schauen Akteure wie Besucher, denen ein kräftiger Wind um die Nasen weht, misstrauisch auf die schweren Wolken am Himmel. Aber das Wetter hält, und die Show kann ungestört über die Bühne gehen. Mit wunderbar gefühlvoll geschlagenen Toms und Becken ist „Set The Controls“ von der 1968 erschienen Scheibe „A Saucerful Of Secrets“ ein wahrer Genuss – übrigens das einzige Lied der britischen Rockband, das zu fünft aufgenommen wurde.

„Run Like Hell“, das Lied mit dem einzigen Keyboard-Solo des „The Wall“-Albums, wird als letztes präsentiert. Aber so einfach kommt die Band nicht davon. Als Zugabe gibt es noch „Comfortably Numb“ auf die Ohren und schließlich den Song, auf den vermutlich viele gewartet haben: „Wish You Were Here“. Die Hände der Besucher schwingen an ausgestreckten Armen hin und her oder bedienen die auf Video-Aufnahme gestellten Smartphones, mit denen der krönende Abschluss des dreistündigen Konzerts konserviert wird.

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