Festival des deutschen Films Viel mehr als nur ein Wettbewerb

Stimmungsvoll: das Festivalgelände auf der Ludwigshafener Parkinsel bei Nacht.
Stimmungsvoll: das Festivalgelände auf der Ludwigshafener Parkinsel bei Nacht.

Am Mittwoch, 21. August, startet das 20. Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel. Der Vorverkauf hat bereits Ende Juli begonnen und lässt sich offenbar sehr gut an. „Wir liegen etwas über dem Vorjahr“, vermeldete Festivalintendant Michael Kötz schon nach wenigen Tagen. Das heißt, wer einen bestimmten Film zu einer bestimmten Zeit sehen möchte, sollte sich nun sein Ticket besorgen.

Auch alle anderen, die nicht gerade im Urlaub sind, täten gut daran, zumindest vorzuplanen. Damit dies auch gelingt, stellen wir auf dieser Seite schon einmal alle Beiträge im offiziellen Wettbewerb um den Filmkunstpreis vor. Insgesamt gehen elf Filme ins Rennen, davon acht, die fürs Kino und drei, die fürs Fernsehen produziert wurden.

Aber der Wettbewerb ist ja nicht alles. Im Ganzen werden bis 8. September 63 Filme zu sehen sein. 65, wenn man es genau nimmt und die angekündigte Jubiläumsdoku „Zeitreise – 20 Jahre Festival des deutschen Films“ und den Kurz-Trickfilm „Der dicke, fette Pfannkuchen“ von Schülern der Mannheimer Pfingstbergschule mitzählt, der im Vorprogramm verschiedener Kinderfilme zu sehen sein wird.

Rund zwei Drittel der Beiträge, einschließlich aller Wettbewerbsfilme, konkurrieren um den Rheingold-Publikumspreis. Darunter sind Kino- und TV-Dramen sowie -Komödien, fünf „Tatorte“, auch der neueste („Dein gutes Recht“) aus Ludwigshafen, und ein „Spreewaldkrimi“. Mit besonderer Spannung erwartet wird die SWR-Verfilmung „Ein Mann seiner Klasse“ nach dem gleichnamigen Roman des Kaiserslauterer Autors Christian Baron. Außerhalb jeder Konkurrenz laufen daneben sieben Kinderfilme, zwei Spielfilme zu Ehren von Joachim Król sowie Gastbeiträge aus Belgien, Bhutan, Frankreich, Iran, Italien, Japan, Norwegen und Österreich. Einige von ihnen sind in der deutschen Synchronfassung, andere im Original mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Für Vielseher ist der Festivalpass zu empfehlen

Wer möglichst viel davon sehen möchte und genügend Zeit hat, kauft sich am besten den Festivalpass, mit dem man sich jeden Film einmal ansehen kann. Daneben gibt es Rabatte beim Erwerb von fünf beziehungsweise zehn Tickets auf einmal. Eng wird es mit den Karten erfahrungsgemäß besonders an den Wochenendabenden sowie für besondere Vorstellungen wie der Eröffnung am 21. August oder der Verleihung der Preise für Schauspielkunst, am 23. August an Liv Lisa Fries, am 30. August an Joachim Król und am 31. August an Christoph Maria Herbst.

Alle Eintrittskarten gibt es online über tickets.fflu.de, an der Vorverkaufsstelle in der Ludwigshafener Rhein-Galerie sowie ab dem Eröffnungstag an der Ticket-Kasse auf dem Festivalgelände an der Hannelore-Kohl-Promenade. Dort stehen dann vier temporäre Kinos, darunter ein Open-Air-Kino direkt am Rheinufer. Hier ist der Ton über Kopfhörer zu empfangen, die am Einlass ausgegeben werden. Auch der Ton einzelner Abendvorstellungen in den Kinozelten ist „mit Rücksicht auf die Nachbarn“ nur mit Kopfhörern zu empfangen. Ebenfalls auf dem Gelände befinden sich eine Strandbar und ein Bewirtungszelt mit Speisen und Getränken zur Selbstbedienung.

Empfohlen werden die Anreise mit der Straßenbahn, dem Fahrrad oder zu Fuß sowie das BASF-Parkhaus an der Rheinallee und das Parkhaus Walzmühle in der Yorckstraße. Während des gesamten Festivals täglich von 13 bis 0.30 Uhr verkehren vom Berliner Platz kostenlose Shuttle-Busse bis zur Haltestelle Rheinallee-Süd an der Max-Pechstein-Straße.

Nähere Informationen dazu und mehr findet man online auf www.fflu.de sowie in den 80-seitigen Programmheften, die in der Metropolregion Rhein-Neckar ausliegen.

Liebesfilm: „Falling Into Place“
Ein romantisches Drama ist das Regiedebüt der Schauspielerin und ehemaligen Dortmunder „Tatort“-Kommissarin Aylin Tezel, die auch das Drehbuch geschrieben hat und die Hauptrolle spielt. Als Kira begegnet sie auf der schottischen Isle of Skye dem Musiker Ian (Chris Fulton). Er kommt zwar ursprünglich von dort, dennoch befinden beide sich gewissermaßen auf der Flucht: vor vergangenen Beziehungen, den durchlebten Gefühlen, vor der Liebe und vor sich selbst. Sie verstehen sich gut miteinander, bevor sie sich wieder verlieren. Von Schottland kehren beide bald nach London zurück, ohne voneinander zu wissen. So lebt jeder sein Leben und neben seiner Liebe her. Bis zum herbeigesehnten und damit vorhersehbaren, aber erfüllenden Happy End.

Dienstag, 3. September, 18.30 Uhr

Mittwoch, 4. September, 20.30 Uhr

Donnerstag, 5. September, 14 Uhr

Sonntag, 8. September, 15.15 Uhr

Tragikomödie: „Familie is nich“
In dem ZDF-Film, der das Festival feierlich eröffnen wird, spielt Meret Becker die einsam zurückgezogene und verbitterte Witwe Anne. Mit den Einwohnern in ihrem Dorf in Brandenburg ist sie zerstritten, ihr Mann ist lange tot und von ihrer Tochter hat sie schon über Jahre nichts mehr gehört. Bis eines Tages ihre achtjährige Enkelin Tilda vor der Hoftür steht, die ein neues Zuhause braucht, solange ihre Mutter im Gefängnis einsitzt. Zunächst eher widerwillig nimmt die Oma ihre Enkelin bei sich auf, aber Tilda, die Anne an Dickköpfigkeit und Kampfgeist nicht nachsteht, löst die familiären Verhärtungen und erobert sich ihren Platz.

Mittwoch, 21. August, 18.30 Uhr

Samstag, 24. August, 18 Uhr

Montag, 26. August, 20.45 Uhr

Samstag, 31. August, 20.45 Uhr

Sonntag, 8. September, 21 Uhr

Dokudrama: „Führer und Verführer“
Der Kinospielfilm mit dokumentarischen Einsprengseln und Statements von Zeitzeugen schildert anschaulich die Rolle des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels (Robert Stadlober) vor und im Zweiten Weltkrieg. Der „Verführer“ löst das Judenpogrom vom 9. November 1938 aus, steht hinter antisemitischen Filmen wie „Jud Süß“ und heizt die Begeisterung der deutschen Bevölkerung für den Krieg an. Förmlich nachzuerleben ist, wie Propaganda, mediale Mobilmachung, Fake News und die Macht der Bilder den „Führer“ und Reichskanzler Adolf Hitler (Fritz Karl) durch den Krieg tragen, bis es Goebbels am Ende vor allem darum geht, der Nachwelt sein Idealbild des „Dritten Reiches“ zu hinterlassen.

Donnerstag, 22. August, 20 Uhr

Freitag, 23. August, 21.15 Uhr

Sonntag, 25. August, 13.30 Uhr

Mittwoch, 28. August, 12.30 Uhr

Samstag, 31. August, 12.30 Uhr

Roadmovie: „Im Rosengarten“
Der Ausgangspunkt erinnert ein bisschen an den Eröffnungsfilm „Familie is nich“: Weil sein Vater im Krankenhaus im Koma liegt, ist der erfolgreiche, aber krisengeplagte Berliner Rapper Yak (Kostja Ullmann) gezwungen, auf seine halb so alte Halbschwester Latifa aufzupassen. Sie sind sich fremd, weil sie aus seinem lange hinter sich gelassenen Geburtsland Syrien kommt und nur Arabisch spricht. Unfreiwillig begibt sich das so ungleiche Duo auf eine Reise zu Yaks Wurzeln im Schwarzwald – und rauft sich zusammen. Ihre Reise wird zur Annäherung und zur Suche nach der Bedeutung von Familie und Musik, nach den eigenen Wurzeln, dem Vaterland, der Heimat und der Fremde.

Samstag, 24. August, 17.45 Uhr

Sonntag, 25. August, 16 Uhr

Montag, 26. August, 16 Uhr

Donnerstag, 29. August, 15.15 Uhr

Samstag, 31. August, 15.45 Uhr

Widerstandsdrama: „In Liebe, Eure Hilde“
Das Historiendrama mit Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“), die mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet wird, ist zugleich einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den Filmkunstpreis des Festivals. Der Kinofilm von Andreas Dresen beruht auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die als Mitglieder der uneinheitlichen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ 1942/43 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Vorher erleben sie verliebt den vielleicht schönsten Sommer ihres kurzen Lebens. Als sie verhaftet werden, ist Hilde im achten Monat schwanger und bringt im Gefängnis ihren Sohn Hans jr. zur Welt. Als ambivalente Gefängniswärterin ist die Kaiserslauterer Schauspielerin Lisa Wagner zu sehen.

Freitag , 23. August, 18.30 Uhr

Dienstag, 27. August, 12.30 Uhr

Montag, 2. September, 16 Uhr

Mittwoch, 4. September, 15 Uhr

Politthriller: „Klandestin“
Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Barbara Sukowa, die beim Festival außerdem in der Komödie „Enkel für Fortgeschrittene“ zu sehen ist, steht als konservative EU-Ministerin der hessischen Landesregierung für eine harte Grenzpolitik. Schwierig wird es daher für sie, als ein guter und langjähriger britischer Freund, der in Tanger lebt, sie darum bittet, dem illegal nach Deutschland eingereisten Marokkaner Malik zu helfen. Die Ministerin soll ihn vorläufig verstecken und ihm, wenn möglich, auf dem „kleinen Dienstweg“ ein Visum beschaffen. Amina, die Assistentin der Landespolitikerin, stammt selbst aus Marokko, hinterfragt jedoch ihre eigene Position, als Malik nach einem Bombenanschlag ins Visier der Terrorfahndung gerät.

Donnerstag, 22. August, 18.30 Uhr

Freitag, 23. August, 20.30 Uhr

Sonntag, 25. August, 15.15 Uhr

Dienstag, 27. August, 16 Uhr

Donnerstag, 29. August, 15.30 Uhr

Tragikomödie: „One for the Road“
Frederick Lau spielt einen feierwütigen Bauleiter und Nora Tschirner die Grundschullehrerin Helena, die beide viel zu viel trinken. Sie lernen sich bei einem Vorbereitungskurs für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) kennen, die sie bestehen müssen, um ihren Führerschein zurückzubekommen. Abstinenz-Erfolge und herbe Rückschläge prägen die sehr unterhaltsam erzählte Zeit, in der sie versuchen, vertraute Gewohnheiten aufzugeben, gesündere anzunehmen und sich einzugestehen, dass sie ein echtes Problem haben. Eine echte Tragikomödie, in der laute und leise Momente sich abwechseln. Mit dabei ist die Südpfälzer Schauspielerin Friederike Becht.

Samstag, 31. August, 21 Uhr

Montag, 2. September, 14 Uhr

Mittwoch, 4. September, 18.15 Uhr

Donnerstag, 5. September, 21 Uhr

Samstag, 7. September, 13 Uhr

Krimi: „Tatort: Schweigen“
„Unter jedem Dach ein Ach“ lautete vorübergehend der Arbeitstitel dieses NDR-„Tatorts“ mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar Thorsten Falke von der Bundespolizei. Er verbringt eine Auszeit im abgelegenen Kloster Sankt Joseph, bis es ausgerechnet in seiner letzten Nacht dort brennt und Pfarrer Otto in den Flammen umkommt. Die Frage, der der Kommissar nun mit seiner Kollegin Eve Pötter (Lena Lauzemis) von der örtlichen Polizei nachgeht, ist, war es ein Unfall, vielleicht ein Selbstmord oder doch Mord? Dabei geht es nicht zuletzt um sexuellen Missbrauch kirchlicher Macht. Die Regie führte Lars Kraume, der in Ludwigshafen im vergangenen Jahr mit dem Filmkunstpreis für „Die Unschärferelation der Liebe“ ausgezeichnet wurde.

Donnerstag, 29. August, 21 Uhr

Samstag, 31. August, 20.30 Uhr

Sonntag, 1. September, 15.45 Uhr

Dienstag, 3. September, 15.15 Uhr

Samstag, 7. September, 14 Uhr

Komödie: „Trapps Sommer“
Günther Maria Halmer als alter, emeritierter Philosophieprofessor Trapp, dessen Leben trotz Ruhestands auf den Kopf gestellt wird, beziehungsweise vom Kopf auf die Füße. Der Grund ist seine neue 24-jährige, lebenskluge und selbstbewusste Haushaltshilfe Sofia. Sie klopft nicht nur den Staub von seinen Büchern, sondern bewegt den zauseligen Eigenbrötler mit entwaffnendem Charme dazu, in seinem Leben endlich aufzuräumen und den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Regisseur Rainer Kaufmann verfilmte die Geschichte von Bestsellerautor Hans Rath („Und Gott sprach: Wir müssen reden“), die im Fernsehen auf dem ausgezeichneten Sendeplatz „Endlich Freitag im Ersten“ zu sehen sein wird.

Samstag, 24. August, 18.30 Uhr

Sonntag, 25. August, 17.45 Uhr

Mittwoch, 28. August, 16 Uhr

Samstag, 31. August, 18.15 Uhr

Freitag, 6. September, 15.15 Uhr

Gangsterthriller: „Verbrannte Erde“
Lange 14 Jahre nach „Im Schatten“ ist der Film noir der zweite Teil von Thomas Arslans geplanter „Trojan-Trilogie“. Misel Maticevic kehrt als wortkarger Gangster Trojan zurück nach Berlin und nimmt als Teil eines kriminellen Quartetts den Auftrag an, ein Gemälde von Caspar David Friedrich zu stehlen. So lukrativ das Projekt klingt und so vielversprechend es sich anlässt, verfolgt der undurchsichtige Auftraggeber jedoch seine eigenen Pläne mit diesem Coup. Ein geradlinig nüchterner Gangsterfilm, der dem Mythos von der „Ganovenehre“ eine Absage erteilt. Zugleich eine überzeugende Hommage an den französischen Gangstergenre-Meister Jean-Pierre Melville („Vier im roten Kreis“).

Sonntag, 1. September, 17.45 Uhr

Montag, 2. September, 21 Uhr

Dienstag, 3. September, 21 Uhr

Donnerstag, 5. September, 15.15 Uhr

Freitag, 6. September, 15.45 Uhr

Gaunerkomödie: „Zwei zu Eins“
Die Kinokomödie von Natja Brunckhorst, 1981 als „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zu Ruhm gelangt, führt zurück ins Jahr 1990, als die deutsch-deutsche Wiedervereinigung sich gerade vollzog. Sie hat ein großes Ensemble zusammengestellt, zu dem etwa Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld zählen, um von einem anarchischen Gaunerstück zu erzählen, das sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Als sich in einem verborgenen Halberstadter Stollen bergeweise DDR-Mark-Scheine finden, die gerade von der neuen Währung abgelöst werden sollen, sehen die Anwohner ihre Chance, dem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen und reich zu werden wie Wessis.

Montag, 26. August, 18.30 Uhr

Mittwoch, 28. August, 20 Uhr

Sonntag, 1. September, 20.30 Uhr

Donnerstag, 5. September, 16 Uhr

Sonntag, 8. September, 14 Uhr

„Falling Into Place“ spielt eingangs in Schottland.
»Falling Into Place« spielt eingangs in Schottland.
Läuft zum Auftakt: „Familie is nich“ mit Meret Becker.
Läuft zum Auftakt: »Familie is nich« mit Meret Becker.
„Führer und Verführer“ blickt auf die NS-Zeit.
»Führer und Verführer« blickt auf die NS-Zeit.
„Im Rosengarten“ führt in den Schwarzwald.
»Im Rosengarten« führt in den Schwarzwald.
Liv Lisa Fries spilet in „In Liebe, Eure Hilde“ eine Widerstandskämpferin.
Liv Lisa Fries spilet in »In Liebe, Eure Hilde« eine Widerstandskämpferin.
„Klandestin“ thematisiert die deutsche Grenzpolitik.
»Klandestin« thematisiert die deutsche Grenzpolitik.
„One For The Road“ handelt von Alkoholismus.
»One For The Road« handelt von Alkoholismus.
In „Schweigen“ wird in einem Kloster ermittelt.
In »Schweigen« wird in einem Kloster ermittelt.
Sandra Hüller als Diebin in „Zwei zu Eins“.
Sandra Hüller als Diebin in »Zwei zu Eins«.
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