Neustadt Viel Neues bei „Dauerstrom“

Kontextloser Dauerstrom: Die Jugendtheatergruppe mit (von links) Luise Bousonville, Nico Müller, Marie Hillmer, Lina Miszori, La
Kontextloser Dauerstrom: Die Jugendtheatergruppe mit (von links) Luise Bousonville, Nico Müller, Marie Hillmer, Lina Miszori, Lando Roth und Quinn Arnheiter bei der Vorbereitung ihres Improtheater-Auftritts.

Spaß – beim Gespräch mit der Jugendtheatergruppe Dauerstrom ist dies das Wort, das mit Abstand am häufigsten fällt. Die Gruppe ist schon seit Jahren an das Hambacher „Theater in der Kurve angedockt“. Und Spaß macht den sieben Jugendlichen derzeit vor allem Improvisationstheater.

Bei „Dauerstrom“ hat sich vor etwa einem Jahr ziemlich viel verändert. Mehrere der bisherigen Akteure hörten auf, weil sie nach dem Abitur aus Neustadt weggezogen sind. Etwa zur gleichen Zeit fragte Hedda Brockmeyer, die die Gruppe lange Jahre betreut und geleitet hatte, ob nicht Leni und Philipp Bohrmann Interesse hätten, die Aufgabe zu übernehmen. „Wir haben viel Erfahrung mit Jugendtheater-Gruppen“, resümiert Leni Bohrmann. Sie und ihr Bruder sagten zu.

Neben einzelnen Akteuren, die von der bisherigen „Dauerstrom“-Gruppe übrig geblieben waren, kamen neue hinzu. Sie habe mit den Jugendlichen erst einmal Grundlagen des Schauspiels geübt, erzählt Leni Bohrmann, die selbst ausgebildete Schauspielerin ist. Zwar hatten alle in der Gruppe Theatererfahrung, „aber so konnten sie sich untereinander kennenlernen, und ich konnte die Jugendlichen kennenlernen, sehen welche Kenntnisse sie haben, sehen, wie sie spielen“, benennt Leni Bohrmann die Vorteile dieser Basisarbeit.

Am Anfang waren alle noch zu höflich

„Improvisationstheater kam bei den Jugendlichen sehr gut an“, erinnert sich die Schauspielerin weiter. „Deshalb haben wir uns erst einmal darauf gestürzt.“ Doch nach einiger Zeit war Schluss. Denn es kam der Shutdown, und so ziemlich alles, was Spaß machte, war plötzlich verboten. „Dauerstrom“ konnte sich nicht mehr treffen. Leni Bohrmann erinnert sich gut an das erste Treffen nach der Zwangspause. „Es war total schön, dass alle wiedergekommen sind und weiter mitmachen wollten“, sagt sie.

„Wahnsinnig spannend“ sei es in den folgenden Wochen gewesen. Am Anfang seien alle „total zurückhaltend und sehr höflich zueinander gewesen.“ Beim Improvisationstheater müsse man aber „so sein, wie man ist“, sich auch „gegenseitig herausfordern“ und „auch frech sein“. Dieser Prozess habe einige Zeit gedauert. Sie habe den Rahmen gesetzt, Regeln für einzelne Szenen vorgegeben, „wir haben ausprobiert, was Spaß macht.“Er habe irgendwann die Idee gehabt, dass die Gruppe, mit dem, was sie macht, auch auftreten soll, ergänzt Philipp Bohrmann.

Viele Freiheiten und viele Möglichkeiten

Quinn Arnheiter, der mit 21 Jahren der Älteste ist und schon seit zehn Jahren Theater spielt, erzählt, dass er in dieser Zeit schon einige Male mit Improvisationstheater zu tun hatte, „aber so intensiv wie mit Leni noch nie“. Ihm mache das Spaß, wie alles, was mit Theater spielen zu tun hat. „Es gehört Überwindung dazu, die Spontaneität „reinzubringen, einfach mal zu machen, aber wenn es klappt, dann macht es Spaß“, sagt der 17-jährige Nico Müller, der ebenfalls langjährige Theatererfahrung hat. Improvisationstheater sei „einfach anders, man hat keinen Texte und keine feste Rolle, man hat viele Freiheiten und viele Möglichkeiten, wie man sich auf der Bühne präsentiert, es ist schwer mit anderem Theater zu vergleichen“, berichtet er. „Ich musste mich erst ziemlich lang daran gewöhnen, aber wenn man auf der Bühne steht, und es klappt, dann macht es Spaß“, erzählt die 16-jährige Luise Bousonville.

Für Nico Müller hat Improvisationstheater einen großen Vorteil: „Ich bin weniger nervös, weil ich keinen Text vergessen kann.“ Dass es keinen auswendig gelernte Vorlage gibt, habe ihr erst Angst gemacht, gesteht die 14-jährige Lina Miszori, die seit der dritten Klasse Theater spielt. Aber inzwischen mache ihr „Improtheater total Spaß, denn man kann sich besser selbst reinflowen“.

Auch spontan sein, will geübt sein

Auch spontan sein, will allerdings geübt werden. Bevor die letzte Probe vor der Aufführung an diesem Freitag losgeht, gibt Leni Bohrmann ein Feedback zu der ersten Aufführung im August. „Ihr habt immer weiter und weiter gemacht, der Schluss war zu lang“, erläutert sie. „Können wir loslegen, ich will spielen“, murrt Quinn Arnheiter. Zwar wisse man „bei Improtheater nie, was herauskommt“, aber es gebe durchaus ein Gerüst, erklärt Leni Bohrmann. „Das Publikum gibt uns Vorgaben, etwa zum Ort, zur Situation oder auch zum Genre, und daraus können wir etwas entwickeln“, erklärt Arnheiter. Bei der ersten Aufführung Ende August habe das Publikum das „toll gemacht“. Ebenso toll sei es gewesen, „dass wir so eine Achtsamkeit untereinander hatten“.

Während einige beim Proben sehr forsch agieren und sich immer wieder ins Zentrum stellen, bleibt die 13-jährige Marie Hillmer, die Jüngste der Gruppe, eher zurückhaltend. Bevor sie zu „Dauerstrom“ kam, habe sie mit Improvisationstheater keine Erfahrung gehabt. Auch sie erklärt jedoch, dass man bei dieser Theaterform gar kein Lampenfieber entwickeln könne, „weil man keinen Text vergessen kann“. Als nächstes nach den Aufführungen im heimischen „Theater in der Kurve“ will „Dauerstrom“ bei einem geplanten Theaterevent mehrerer Gruppen in einem Neustadter Hotel dabei sein, erzählt Leni Bohrmann. Außerdem überlege man, ob die zu „Dauerstrom“ gehörende Schreibgruppe wieder belebt werden solle.

Termin

„Dauerstrom“ präsentiert seine Improshow am Freitag, 1. Oktober, um 20 Uhr im „Theater in der Kurve“ in Hambach. Restkarten (12 Euro) an der Abendkasse.

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