Neustadt Wandern in der Region: Die „Schönheit der Schöpfung“ im Blick

Bruder Josef Faath SCJ lebt im Herz-Jesu-Kloster und hat damit einen wunderbaren Startpunkt für seine Wanderungen im Pfälzerwald
Bruder Josef Faath SCJ lebt im Herz-Jesu-Kloster und hat damit einen wunderbaren Startpunkt für seine Wanderungen im Pfälzerwald.

Vom Herz-Jesu-Kloster in Neustadt aus lässt es sich gut wandern. Bruder Josef Faath SCJ, in der Südpfalz geboren und aufgewachsen, lebt seit bald 30 Jahren hier. Der Pfälzerwald, der direkt vor seinem Zuhause beginnt, ist für ihn genau das richtige Wandergebiet.

„Für extreme Steigungen fehlt mir die Kraft, und besonders schnell bin ich auch nicht – aber in Sachen Ausdauer hängt mich so schnell keiner ab“, meint Bruder Josef. Schon als Mathematik-Student war er immer gerne im Freien unterwegs. „Bei diesem Studienfach muss man immer wieder mal den Kopf lüften“, sagt er. Die Leidenschaft fürs Wandern ist aber erst um das Jahr 2014 bei ihm ausgebrochen. Der damalige Umbau des Herz-Jesu-Klosters zu einem Hotel und Bildungs- und Gästehaus, so wie es heute ist, war dabei ein Auslöser.

Geführte Wandertage hatte es im Neustadter Kloster zwar schon zuvor gegeben. Als P. August Hülsmann SCJ 2008 hierher kam, brachte er seine Wanderleidenschaft mit. Er „erfand“ die Samstags-Wanderungen, die Bruder Josef jetzt weiterführt. Aber erst seit dem Umbau zu einem Bildungs- und Gästehaus wirbt das Kloster damit, dass es der ideale Startpunkt für Wanderungen und so ein ideales Domizil für Wanderurlauber ist. „Allerdings wurde dann deutlich, dass hier im Haus keiner über die Wanderwege Bescheid wusste“, erinnert sich Bruder Josef. So begann er, mit Hilfe von Wanderkarten des Pfälzerwald-Vereins alle möglichen Wege abzulaufen und Skizzen von besonders schönen Touren anzufertigen. Die können Gäste am Empfang bekommen.

Auszeit zur Begehung des spanischen Jakobswegs

Seit 2001 gibt es den Pfälzer Jakobsweg. Der interessierte Bruder Josef brennend und schon wenige Jahre danach hatte er ihn auch schon abgelaufen. Zu seinem 25. Ordensjubiläum „schenkte“ ihm sein Orden dann eine sechswöchige Auszeit, um den spanischen Jakobsweg zu gehen. „Spätestens da habe ich die Erfahrung gemacht, dass beim Wandern irgendwann der Kopf leer wird und es nur noch darum geht, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und dann sieht man so viele Kleinigkeiten, die man sonst gar nicht zur Kenntnis nimmt: eine besondere Blume etwa, und einmal hat eine ganze Reihe von Prozessionsspinnern meinen Weg gekreuzt – die hatte ich vorher noch nie wahrgenommen.“ Für Bruder Josef macht es keinen Unterschied, ob er allein unterwegs ist oder in der Gruppe. Neben der guten Waldluft und Bewegung spielt für den Herz-Jesu-Priester die Spiritualität eine große Rolle: „Das merken auch die allermeisten Pilger, die eine lange Zeit unterwegs sind: Irgendwann wird aus der sportlichen Herausforderung eine spirituelle Erfahrung, und der Weg ist genauso wichtig wie das Ziel.“

Bruder Josef ist mit zwei Gruppen regelmäßig unterwegs: An jedem ersten Samstag im Monat (außer Dezember, Januar und August) führt er eine Gruppe vom Kloster Neustadt aus zum meditativen Wandern. „Beten mit den Füßen“ nennt er dieses Angebot, das er 2024 unter das Motto „Schönheit der Schöpfung“ gestellt hat. Damit will er bei allen Umweltproblemen darauf aufmerksam machen, „dass die Welt immer noch schön ist“. Die Wanderungen sind zwischen zwölf und 20 Kilometer lang, zum Teil werden sie schweigend gegangen. Zudem hat sich Bruder Josef der Jakobusgesellschaft angeschlossen und wandert ebenfalls einmal im Monat mit Gleichgesinnten.

In beiden Gruppen gehört die Einkehr in einer Hütte untrennbar zum Wandertag. „Es ginge auch ohne, aber für mich gehört das dazu“, betont der Herz-Jesu-Priester. „Nicht ohne Grund ist die Hüttenkultur des Pfälzerwaldes immaterielles Unesco-Kulturerbe!“, schwärmt er.

Wandertipp: Rundtour vom Kloster Neustadt zum Forsthaus Silbertal

Mit vielen schönen Ausblicken verwöhnt diese Tour, die Bruder Josef Faath SCJ empfiehlt: Sie startet am Kloster Neustadt über den Pfälzer Jakobsweg hinunter zum Leibniz-Gymnasium. Dort führt im spitzen Winkel zurück ein Weg unter der Bahnlinie hindurch zur Talstraße. Hat man die überquert, wendet man sich zunächst nach links und gleich danach wieder nach rechts der Ausschilderung zur Wolfsburg folgend. Es ist eine anstrengende Steigung (2,5 Kilometer).

Gleich oberhalb der Wolfsburg verlässt man den markierten Weg und biegt auf einen schmalen Pfad ab, der nur mäßig ansteigt und bald breiter wird. Im weiteren Verlauf bei den folgenden Weggabelungen immer den rechten Weg nehmen, man stößt nach rund 1,5 Kilometern auf die Markierung „blau-weißer Balken“.

Dieser Markierung folgt man auf einem breiten Weg ohne weitere nennenswerte Steigung. Auf diesem Höhenweg gibt es immer wieder schöne Aussichtspunkte ins Lambrechter Tal. Kurz nachdem man auf die Markierung „weißer Balken mit schwarzem Punkt“ stößt, überquert man die Straße (zehn Kilometer). Hier sind Markierungen schwer zu finden, aber man kann dem Weg parallel zur Straße folgen bis zum Forsthaus Silbertal (10,5 Kilometer).

Der Rückweg folgt der Markierung „weißer Balken mit schwarzem Punkt“, die man auf dem Hinweg schon gesehen hat – also zunächst zurück dorthin. Wo keine Markierung zu finden ist, kann man auch dem Wegweiser „Weinbiet“ folgen. Zunächst kommt eine langgezogene Steigung, bis man auf die Markierung „weiß-blauer Balken“ stößt (zwölf Kilometer). Die ignoriert man jedoch, bleibt bei der bekannten Markierung „weißer Balken mit schwarzem Punkt“. Der Weg kreuzt den „Weinsteig“ (13,5 Kilometer), wir kommen vorbei an der „Haubenwäscherteichhütte“ (15,5 Kilometer) und an der Kneipp-Anlage im Meisental, wo wir wieder aufs Stadtgebiet treffen (16,5 Kilometer).

Ab hier geht es immer weiter bergab und über den Haardter Treppenweg zum nördlichen Ende der Hauptstraße. Von hier aus ist das Kloster Neustadt leicht zu finden.

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